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Wir bleiben immer noch zu Hause

Wir bleiben immer noch zu Hause

Wir möchten, nein, wir müssen (nennen wir es Eigengeschwätztherapie) mal wieder ein paar Sätze loswerden. Und ja, diese sind diesmal etwas zynischer, als noch kurz vor Weihnachten. Sorry, not sorry.

Keine Frage, wir alle sind mindestens frustriert, wenn nicht gar stinksauer – man nennt es neuerdings „mütend“ – auf das erneute, aber irgendwie leider auch gewohnte – Achtung, Osterwitz – Rumgeeiere, welches Entscheidungsträger von Bund und Ländern nunmehr seit Monaten, aber eben ganz akut in den letzten Wochen an den Tag legen.

Das Unverständnis darüber, den Gründonnerstag erst zu einem Ruhetag ausrufen zu wollen, ohne auf die Folgen eben auch für kleine Unternehmen zu achten und ohne darüber nachzudenken, dass auch ein fünftägiges, etwas „strengeres“ Lockdownchen nichts bringt, vor allem, wenn am Samstag dann doch wieder Ausnahmen gegolten hätten, ist mehr als verständlich. Wenn dann nur kurz darauf wieder mit Vollgas zurückgerudert wird, da scheinbar dann doch noch auffällt, dass dieser „tolle“ Plan vielleicht eher einem Micky-Maus-Pflaster auf einem offenen Schienbeinbruch gleicht … tja, was willste da sagen? Gibt halt kein gutes Bild ab, Kompetenz sieht anders aus. Auch mit Aussagen wie „Pandemie könne man nicht bei Politikern abladen“ sind dieselben verantwortungstragenden Politiker gerade kollektiv dabei, auch die zu verlieren, die seit über einem Jahr vernünftig sind und das eigentlich auch weiterhin sein wollen würden, bekämen sie denn endlich mal eine Art von Ziel vor Augen.

Ja, es ist verständlich, wenn nun der in der Hirnrinde nagende Frust für den restlichen Kopf plant, über die Feiertage einfach auf sämtliche weiterhin geltenden Kontaktbeschränkungen zu pfeifen und doch die große Familienfeier steigen zu lassen. Andere Pfeifen stehen schließlich bereits am Flughafen Schlange – Malle und Ostern sind nur einmal im Jahr und so und wozu gibt’s denn bitte Schnelltests für ’nen Fünfer an der Supermarktkasse?

Alles irgendwie nachvollziehbar. Und nein, auch wir haben nicht die Lösung, auch wenn wir #Notbremse und #ZeroCovid beziehungsweise #YesToNoCovid allesamt für sinnvolle Konzepte halten. Diese zu liefern wäre auch nicht unser Job. Solange die Regierung nicht auf vernünftige Warnungen seitens der Wissenschaft hört oder sich Beispiele an anderen Ländern nimmt, die es schaffen, Corona besser zu bekämpfen – ja, auch Binnenländer schaffen das – wird das vermutlich auch mindestens so weitergehen, bis die Impfstoffe in ausreichender Zahl da sind oder wir im September an die Wahlurne gebeten werden (dann bitte nicht den Haken, äh, das Kreuz falsch setzen, ja? Braun-Blau steht niemandem gut).

Auch wir sind sehr gefrustet, wirklich müde, gehen im wahrsten Sinne des Wortes regelmäßig die Wände hoch. Wir wissen dabei aber auch, dass wir zum einen sehr privilegiert sind, da wir uns erst gar nicht mit dem Thema herumschlagen müssen, ins Großraumbüro bestellt zu werden, weil der uneinsichtige Chef das Wort Humankapital falsch verstanden hat. Da wir uns keine Gedanken um Kids machen müssen, die sich mit Ansage schön gegenseitig in vollgestopften Klassenzimmern vollhusten sollen. Schlussendlich, da wir nur wenige Personen mit erhöhtem Risiko in unserem Familien- und Bekanntenkreis haben und wir diese gut geschützt wissen. Wir wissen aber auch, dass wir nichts Besseres machen können, um irgendwann aus dieser Lage herauszukommen, als vorsichtig und rücksichtsvoll zu sein. Und das beinhaltet eben auch, auch diese Feiertage im kleinsten Kreis zu verbringen.

Und versucht doch vielleicht auch trotz gekippter Gründonnerstags-Regel, noch ein bisschen rechtzeitiger für das gesamte Osterwochenende einzukaufen. Vielleicht mal nicht auf den letzten Drücker in die Märkte zu drängen – und nein, wir zeigen nicht nur auf andere Leute, die Zeigefinger richten wir auch auf uns selbst – und die fünf Tage auch ohne Verbot „von oben“ einfach die freie Zeit zum zweiten Mal in wirklich kleiner Runde zu genießen. Freunden und Verwandten die Karotten-Brokkoli-Quiche, die veganen Würstchen im Schlafrock und Nadines besten Hefezopf (an dem sie gerade noch arbeitet) für den Osterbrunch in Care-Packages vorbeizubringen und eben doch noch mal Zoom, Skype, Facetime anzumachen, auch wenn viele von uns die Webcam einfach nicht mehr sehen können. Es war noch nie so einfach, das Richtige zu tun. Wir müssen einfach alle noch mal zu Hause bleiben, auch wenn sich das gerade nicht ganz so einfach anfühlt, wie es getippt ist.

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Zu Steady

Die nerdige Hälfte von Eat this! Liebt es, auch aufwändiger zu kochen und ist deshalb vermutlich für die langen Rezepte auf dem Blog verantwortlich. Kann nie genügend Kochmesser haben und liebt Chilis in allen Formen und Farben. In der Freizeit sitzt er gerne auf dem Fahrrad und hört dabei Metal.


20 Kommentare

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  1. ich fände es toll, wenn man nicht auch noch auf rezept-blog-seiten politikdiskussionen ertragen müsste. dafür gibt es zahllose (!) foren, messenger und socialmediaseiten. wenn man nicht mal beim rezeptestöber ne coronafreie zone ohne „also ICH finde ja“-passagen finden kann, kann man sich bald echt nur noch vor nen zug schmeißen :((
    nur mal nach dem ganzen puderzuckerfeedback als freundliche kritik von langjährig treuem fan. (ja, weiblich. nein, NICHT fan*nin!)
    caro

    1. Hi Caro,

      auch als langjährigem treuen Fan muss ich halt leider sagen, dass das hier ein persönlicher Webauftritt ist, auf dem wir auch persönliche Meinungen kundtun. Wenn dich ein Thema nicht interessiert, lies es bitte einfach nicht. 🙂

      Liebe Grüße
      Jörg