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Veganer Mapo-Tofu

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Wenn du auf chinesisches Essen stehst und etwas für Chilis und Bombastaromen übrig hast, ist es gut möglich, dass du heute dein neues Lieblingsrezept entdecken wirst. Dürfen wir präsentieren: unser veganer Mapo-Tofu.

Eigentlich ist Mapo-Tofu mit eines der weltweit bekanntesten chinesischen Gerichte überhaupt. Softer Tofu und – im Original – Hackfleisch, geschmort in einer scharfen, wahnsinnig aromatischen Sauce mit dem typischen, leicht zungenbetäubenden Brizzeln von Szechuanpfeffer. Das klingt doch schon so, als müsste man es lieb haben. So richtig nach unvermeidlichem Speichelfluss und sogar für die größten Tofumuffel nach ganz plötzlich auftretendem Hungergefühl, oder?

Hierzulande jedoch? Eher nicht so. Was ich einfach dem typisch deutschen Geschmack zurechne, der mit den Bombast-Aromen aus der Sichuan-Provinz, die einem auf eine sehr gute Art und Weise links und rechts Geschmacksexplosionen um die Ohren hauen, leider selten etwas anfangen kann. Und so kommt es, dass sich die Speisekarten hiesiger chinesischer Restaurants häufig so lesen, als hätten alle voneinander abgeschrieben. Keine Angst, ich fange nicht schon wieder davon an, über das Thema habe ich mich schon im Rezept zu unserem Tofu Kung Pao ausgelassen.

Aber ich habe eine Idee, wie wir diesen Missstand ändern könnten. Was ist denn zum Beispiel, wenn ich dir erzähle, dass Mapo-Tofu so eine Art von chinesisches Äquivalent zur von jedem geliebten „Bolo“ ist? Ah ja, da wird plötzlich jeder hellhörig, ist klar. „Bolo“ hat einfach in jedem Herzen ein schönes Plätzchen.

Der Vergleich liegt auch nicht allzu fern. „Geschmortes Hackes in roter Sauce“. Jo, trifft auf beides zu. Dass die chinesische Variante einfach scharf ist und noch Tofu enthält, klingt jetzt für manche wie ein veganer Treppenwitz (Ha ha, Tofu und Fleisch?), hat aber eben auch einen legendären Hintergrund.

Veganer Mapo-Tofu

Anfang des 19. Jahrhunderts – so wird es zumindest erzählt – verkaufte eine Frau in Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan, einen der besten Tofus überhaupt. Und das aus einem einfachen Verkaufsstand am Straßenrand heraus. Diese Tofu-Expertin hatte zwar auch einen Namen – Chen Po, wenn die Überlieferungen stimmen –, den interessierte jedoch kaum jemand.

Die Leute nannten sie lieber „Ma Po“, was so viel wie „pockennarbige Oma“ bedeutet. Klingt zwar nicht nett, Chen Po, die als Kind wohl an den Pocken erkrankte, war aber so cool, die eigentliche Beleidigung sich zu eigen und sozusagen zum Business zu machen. Die Leute konnten halt auch nicht die Finger von ihrem höllisch scharfen Schmortopf mit viel Chili, Szechuanpfeffer und eben ihrem besten, soften Tofu lassen. Was wir verstehen können.

Ja, wusste ich es doch, unser veganer Mapo-Tofu hat dich überzeugt und du willst direkt in die Küche. Kann ich dir nicht verdenken. Und keine Angst, wenn dir allein schon meine scharfe Beschreibung Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat: Du kannst die Chilimenge im gewissen Rahmen an deinen persönlichen Geschmack anpassen. Eine gewisse Affinität zur Würzigkeit solltest du aber dennoch haben, sonst könnte es passieren, dass du auf Rauch, der aus deinen Ohren steigt, angesprochen wirst.

Veganer Mapo-Tofu

Für die Zubereitung ist nur ein kurzer Besuch bei deinem liebsten Asialaden nötig – oder natürlich eine fixe Bestellung im Netz. Aber keine Sorge, auch hier nehme ich dich bei der Hand und helfe beim Einkauf.

Die Grundlage für die leckere Sauce – und das beste „Stellrad“ für die eigene Schärfe-Toleranz – besteht aus Doubanjiang, einer fermentierten Paste aus roten Chilis und Soja- oder Saubohnen. Die findest du im Asialaden unter Chili Bean Sauce, Toban Djian oder eben Doubanjiang. In China sehr beliebt ist die Pixian Doubanjiang.

Douchi, trockene, fermentierte schwarze Bohnen sind zwar kein absolutes Muss, bringen aber unheimlich viel Umami ins Gericht. Außerdem sind sie wirklich supervielseitig einsetzbar und geben zum Beispiel auch einer Vinaigrette das gewisse Etwas. Perfekt, um sonstige Salatverweigerer zum Umdenken zu bewegen.

Über unsere Liebe zu Szechuanpfeffer habe ich ja ebenfalls schon berichtet, den solltest du auf keinen Fall wegrationalisieren.

Getrocknete Shiitake-Pilze beim Einweichen

Das war es auch schon mit den „Specials“. Als „Hackfleisch“ verwenden wir das gute alte Sojagranulat und geben noch ein paar gehackte Shiitake-Pilze dazu – für die Extraportion Geschmack. Dir steht es aber frei, die Shiitake wegzulassen. Oder das Soja-Hackes und nur klein gehackte, gemischte Pilze zu verwenden. Mach einfach, was du willst, schiefgehen kann hier eigentlich nichts.

Klassisch wird für Mapo-Tofu relativ weicher Tofu oder auch Seidentofu verwendet, der vor der Weiterverarbeitung kurz in Salzwasser blanchiert wird. So festigt sich die Oberfläche und die fragilen Dinger lösen sich nicht sofort in Wohlgefallen auf, wenn du sie zum Schmoren in die Pfanne gibst. Aber ernsthaft: Auch herkömmlicher, fester Naturtofu schmeckt perfekt und ist für Grobmotoriker auch besser zu händeln. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Übrigens ist unser veganer Mapo-Tofu auch das perfekte Gericht, um deinen selbst gemachten Tofu zu zelebrieren.

Sooo, alles eingekauft und vorbereitet? Dann wird noch schnell Ingwer, Knoblauch und Frühlingszwiebeln gehackt – echte Hot Heads kramen jetzt noch getrocknete Chilis aus der Gewürzschublade – und es kann losgehen. Ich verspreche dir: Die chinesische „Bolo“ wird auf der Liste deiner Lieblingsgerichte ziemlich weit oben landen. Wenn du auf Schärfe stehst. Aber würdest du das nicht, hättest du sicher nicht bis hierher gelesen, richtig?

Mapo-Tofu bei der Zubereitung

Für4 Portionen

Veganer Mapo Tofu

Vorbereitungszeit 10 Minuten
Zubereitungszeit 20 Minuten
  • Sojagranulat und Salz mit 60 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Shiitake ebenfalls in kochendem Wasser einweichen. Anschließend die Pilze abgießen und gut ausdrücken, das Einweichwasser aber auffangen.
    50 g Sojagranulat, 15 g getrocknete Shiitake-Pilze, ¼ TL Salz
  • Seidentofu vorsichtig in 3 cm große Würfel schneiden und 2 Minuten in leicht gesalzenem, kochenden Wasser blanchieren. Wird fester Tofu verwendet, kann dieser Schritt übersprungen werden.
    400 g Seidentofu
  • Shiitake, schwarze Bohnen, Ingwer und Knoblauch fein hacken, den weißen Teil der Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden. Szechuanpfeffer fein mahlen.
    1 ½ EL chinesische fermentierte schwarze Bohnen, 20 g Ingwer, 3 Zehen Knoblauch, 3 Frühlingszwiebeln, 2 TL Szechuanpfeffer, 15 g getrocknete Shiitake-Pilze
  • 2 EL Erdnussöl in eine heiße Pfanne geben, Pilze, Bohnen und das eingeweichte Sojagranulat bei mittlerer bis hoher Hitze 5 Minuten braten, dabei ab und zu umrühren. Anschließend aus der Pfanne nehmen.
    50 g Sojagranulat, 15 g getrocknete Shiitake-Pilze, 4 EL Erdnussöl, 1 ½ EL chinesische fermentierte schwarze Bohnen
  • Das restliche Erdnussöl in die Pfanne geben und fein gehackten Ingwer, Knoblauch, den weißen Teil der Frühlingszwiebel, optional die getrockneten Chilis und die Hälfte des gemahlenen Szechuanpfeffers bei mittlerer Hitze 3 Minuten anbraten. Doubanjang dazugeben und weitere 2 Minuten rösten.
    20 g Ingwer, 3 Zehen Knoblauch, 3 Frühlingszwiebeln, 4 EL Erdnussöl, 4 getrocknete Chilis, 3 EL Doubanjiang
  • Das Einweichwasser der Pilze mit Wasser auf 500 ml auffüllen. In die Pfanne geben, aufkochen und bei niedriger bis mittlerer Hitze 5 Min köcheln lassen. Gebratenes Sojahack dazugeben, Tofu vorsichtig unterheben und 3 Minuten ziehen lassen. Speisestärke unterrühren, kurz aufkochen, bis die Sauce angedickt ist und mit dem fein gehackten Grün der Frühlingszwiebel und dem restlichen Szechuanpfeffer toppen.
    2 EL Speisestärke

Tipps

Wir servieren zu unserem veganen Mapo-Tofu gerne ganz einfachen Jasminreis. Aber auch unsere chinesischen Frühlingszwiebel-Pancakes passen als Dip-Vehikel einfach perfekt!
Wem Doubanjiang zu scharf ist, kann diese auch mit einer milden, fermentierten Sojabohnenpaste strecken.

Veganer Mapo-Tofu

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Zu Steady

Die nerdige Hälfte von Eat this! Liebt es, auch aufwändiger zu kochen und ist deshalb vermutlich für die langen Rezepte auf dem Blog verantwortlich. Kann nie genügend Kochmesser haben und liebt Chilis in allen Formen und Farben. In der Freizeit sitzt er gerne auf dem Fahrrad und hört dabei Metal.


58 Kommentare

Gib deinen Senf dazu

  1. Hallo ihr Lieben,
    ich möchte das Gericht gerne demnächst für Gäste kochen und frage mich, wie weit ich das ganze vielleicht zwei Stunden vorher vorbereiten kann. Es müsste doch funktionieren, die Soße vorzubereiten bis zu dem Punkt, wo der Tofu rein kommt. Und abends muss ich dann einfach nur die Soße nochmal aufkochen, bevor der Tofu und das Stärkewasser dazukommen. Was meint ihr?
    LG Verena

    1. Hallo liebe Verena,

      Mapo-Tofu lässt sich eigentlich grundsätzlich ganz gut aufwärmen. Fürs beste Ergebnis würde ich aber genau so vorgehen, wie du vorgeschlagen hast, also Sauce erneut aufkochen, eventuell noch mal etwas Flüssigkeit zugeben und dann Tofu und Speisestärke unterheben.

      Liebe Grüße
      Jörg

  2. Hallo, das klingt wieder mal großartig! Ich habe gerade Gochujang Paste gekauft – ist die ähnlich wie Doubanjiang, bzw geht auch? Oder ist das was ganz anderes?

    Und zum Thema KI etc – ich glaube echt nicht, dass sie ein gutes Food /Koch Blog wie eures ersetzen kann, aus all den Gründen, die du schon nennst. Also weiter so, und Dank von einer teuren Unterstützerin!😊

    1. Hallo Astrid,

      vielen Dank für das tolle Feedback und deine Unterstützung!

      Die koreanische Gochujang und die chinesische Doubanjiang sind sich zwar ähnlich, die Pasten unterscheiden sich geschmacklich aber schon ziemlich. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass Mapo-Tofu mit koreanischem Twist super funktioniert.

      Liebe Grüße
      Jörg

  3. Alder Vadder, was für ein Rezept! Da können die meisten China-Restaurants in der Umgebung einpacken! (Beim veganen Mapo-Tofu lassen die halt einfach nur das Hackfleisch weg.)
    Ich muss vorneweg schieben, dass ich Vegetarier bin, kein Veganer, aber Rezepte wie dieses lassen bei mir den Anteil an tierischen Produkten kontinuierlich schwinden! Als nächstes nehme ich mir die Szechuan Auberginen vor!
    In jedem Falle: Top, weiter so!

    1. Hallo Oli,

      danke dir für das spitzen Feedback! Ja, Mapo-Tofu, der nicht nur aus Tofu besteht haben wir in Restaurants leider auch noch nicht gefunden und auch wenn das trotzdem lecker sein kann, fehlt irgendwie was. 😅

      Viel Spaß beim Nachkochen der Auberginen, wenn du magst, freuen wir uns natürlich auch dort auf Rückmeldung, wie es dir geschmeckt hat.

      Liebe Grüße
      Jörg

  4. Hi, das Rezept klingt toll, leider führen die Links zu den „chinesischen fermentierten schwarzen Bohnen“ bzw. „Dou-chi“ mittlerweile ins Nichts. Könnt ihr da nochmal ein genaues Produkt empfehlen, bin mir unsicher, was ich da kaufen sollte. Danke 🙂

      1. Hallo Jörg, leider ist der verlinkte Doubanjiang wieder nicht lieferbar. Gibt es eine gute Alternative? Ich liebe dieses Rezept!

      2. Hi Verena,

        die Produkte könnten natürlich immer mal wieder ausverkauft sein, aktuell ist die Pixian Doubanjiang aber verfügbar. Vermutlich war das nur eine kurze „Durststrecke“. 😅

        Liebe Grüße
        Jörg