Der leckerste Kartoffelbrei mit grüner (Insel-)Einlage: irischer Colcannon. Bei uns natürlich vegan.
Wenn ein Völkchen viele Kartoffelgerichte in seinem Repertoire hat, dann sind das die Iren. Vor der großen irischen Hungersnot (1845–1849), als sich die Bevölkerung hauptsächlich von Kartoffeln ernährte, wird davon berichtet, dass irische Arbeiter bis zu 14 Pfund oder etwa sechs Kilogramm Kartoffeln am Tag verdrückt haben sollen. Der Durchschnittskonsum über die Bevölkerung wird aber wohl eher bei um die 200 Kilogramm im Jahr gelegen haben. Immer noch viel. Um diese Zahl besser einordnen zu können: Der deutsche pro Kopf Verbrauch lag 2021 bei mageren 59,4 Kilogramm. Damit haben wir die Bezeichnung „Kartoffeln“ im Ausland eigentlich überhaupt nicht verdient.
Bei mir ist es mit Sicherheit allerdings etwas mehr gewesen, ich bin nicht umsonst Mrs. Potato Head. Aber wir sind hier schließlich (leider) kein Kartoffel-Blog und daher komme ich seltener zu meinen heißgeliebten, schlichten Pellkartoffeln mit veganem Kräuterquark, als mir lieb ist. Ich werde mich aber davor hüten, mich darüber zu beschweren, ständig neue, leckere Rezept für euch auszutüfteln und zu verköstigen.

Was ist Colcannon eigentlich?
„Colcannon“ bedeutet übersetzt so viel wie „white-headed cabbage“ also schlicht „Weißkohl“. Bevor die Kartoffel im 16. Jahrhundert nach Irland kam, gehörte der Kohl zu den Hauptnahrungsmitteln der irischen Bevölkerung.
Traditionell besteht Colcannon aus nur vier Zutaten: Kartoffeln, Milch, Butter und Weißkohl. Natürlich gibt es regional sehr viele unterschiedliche Zubereitungen und geheime Familienrezepte. Häufig wird der gepimpte Kartoffelstampf zusammen mit Frühlingszwiebeln, Lauch und anderen Kohlsorten gekocht. Kohl ist so ein tolles und vielseitiges Wintergemüse, wir haben uns dieses Jahr mit unseren Teriyaki-Krautwickeln und dem Bohnenstampf mit Chili-Wirsing schon ziemlich ins Zeug gelegt, euch Wirsing & Co. schmackhaft zu machen!
Colcannon ist also ein günstiges Haupt- oder Beilagengericht, welches das ganze Jahr über verfügbar ist. Die Kombi wurde auf der grünen Insel so beliebt, dass sogar darüber gesungen wurde:
Ich finde es lustig, dass wir „Krauts“ nie auf diese geniale Verbindung von Kohl und Kartoffeln gekommen sind. Oder habe ich da ein deutsches Äquivalent verpasst? Kennt da jemand eine regionale Leckerei?
Ganz besonders zu Halloween darf Colcannon in Irland nicht fehlen. Dann werden zuvor kleine Symbole wie Münzen (hoffentlich vorher gewaschen!) und andere kleine Hinweise im Brei versteckt, die – ähnlich wie beim Glückskeks – die Zukunft voraussagen sollen. Versteckt wird in der Regel (hoffentlich!) mit Vorwarnung, damit keiner am ersten Bissen erstickt.

Unser veganer Colcannon – einfach, schnell und super-cremig
Für unseren veganen Colcannon, wie für jedes andere Kartoffelpüree, verwenden wir mehligkochende Kartoffeln. Das ist hier die wichtigste Basis – solltet ihr nur fest- oder vorwiegend festkochende Erdäpfel Zuhause haben, macht ihr lieber einen tollen Kartoffelsalat und holt euch beim nächsten Einkauf „Adretta“, „Bintje“ oder „Ackersegen“ nach Hause, okay?
Wie schon erwähnt, kann Colcannon mit verschiedenen Kohlsorten zubereitet werden. Wir verwenden Grünkohl und Spitzkohl, weil beide im Gegensatz zu Weißkraut schöner leuchten. Ihr könnt aber beispielsweise auch Schwarzkohl, Spitzkohl, Mangold oder wie wir, eine Kombination aus mehreren Sorten ausprobieren. Alles lecker.
Die Kartoffeln garen wir mit Schale, so behalten sie einen besseren Geschmack und nehmen nicht so viel Wasser auf, was den Colcannon später viel fluffiger macht. Anschließend schälen wir die heißen Knollen und stampfen alles zusammen mit veganer Butter, Salz und heißer, ungesüßter Pflanzenmilch – wir mögen Soja- und Hafermilch am liebsten – zu einem cremigen Brei. Das muss nicht unbedingt mit dem Kartoffelstampfer sein, viele schwören auch einfach auf die gute alte Gabel. Wir würzen auch mit einer zusätzlichen Prise Muskat. Das gehört zwar nicht ins Original, wir finden das aber einfach lecker.
Die Grünkohlblätter zupfen oder schneiden wir vom Stiel, beim zarten Spitzkraut kann alles dran bleiben. Dann schneiden wir die Blätter in mundgerechte Stücke, die Frühlingszwiebeln in dünne Ringe. Das Gemüse braten wir in einer Pfanne kurz und scharf an. Hier verwenden wir eher untypisch auch etwas Olivenöl, um alles weniger „butterlastig“ zu machen und löschen unser Kraut mit einem Hauch Säure in Form von fruchtigem Apfelessig ab. Anschließend heben wir das leuchtende Grün unter unseren Stampf. That’s it!
Halt, nein! Ganz wichtig ist das i-Tüpfelchen zum Schluss: zum Servieren wird noch ein großzügiges veganes Butterstückchen auf dem heißen Brei platziert, das dann in Windeseile zu einem einladenden Colcannon-Pool schmilzt. Macht was her, oder?
Der irische „Krautstampf“ passt super zu veganen Seitan-Bratwürstchen, Frikadellen oder Tofu-Wienern. Echte Kartoffelliebhaber wie moi löffeln ihn auch einfach solo. Viel Spaß und vergesst nicht den Song beim Kochen auf voller Lautstärke zu spielen!
Veganer Colcannon – irischer Kartoffelbrei mit Grün- und Spitzkohl
- 1 kg Kartoffeln mehligkochend
- 2 EL Olivenöl
- 45 g vegane Butter
- 125 g Grünkohl
- 125 g Spitzkohl
- 2 Frühlingszwiebeln
- 2 TL Apfelessig
- 150 ml Hafermilch
- ½ TL Salz
- 1 Prise Muskat
- Kartoffeln in einem Topf, knapp mit Wasser bedeckt, mit Schale etwa 20 Minuten gar kochen.1 kg Kartoffeln
- Grünkohlblätter von den harten Stängeln schneiden. Grünkohl- und Spitzkohlblätter grob hacken. Frühlingszwiebeln in dünne Ringe schneiden.125 g Grünkohl, 125 g Spitzkohl, 2 Frühlingszwiebeln
- Olivenöl und 15 g vegane Butter in eine heiße Pfanne geben. Kohl und Frühlingszwiebeln 5 Minuten bei mittlerer bis hoher Hitze anbraten. Mit Apfelessig ablöschen.2 EL Olivenöl, 45 g vegane Butter, 2 TL Apfelessig
- Hafermilch in einem kleinen Topf erhitzen, aber nicht kochen. Kartoffeln abgießen, schälen und zusammen mit heißer Hafermilch, 15 g veganer Butter, Salz und Muskat je nach Geschmack grob oder fein stampfen.45 g vegane Butter, 150 ml Hafermilch, ½ TL Salz, 1 Prise Muskat
- Angebratenen Kohl unterheben, eine kleine Mulde für das restliche Butterstückchen formen und sofort heiß servieren.45 g vegane Butter
Unsere Tipps
- Statt eines Kartoffelstampfers könnt ihr auch einfach eine Gabel benutzen.
- Unsere hier angegebenen vier Portionen sind gute Beilagenportionen, als Hauptgericht bitte die Mengen verdoppeln.
- Früher wurde Colcannon auch häufig in Kombination mit Pastinake zubereitet. Das werden wir beim nächsten Mal auf jeden Fall ausprobieren. Allerdings sollten die Pastinken etwas später mit ins Kochwasser gegeben werden, da sie eine kürzer Garzeit haben. Happy mashing!

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Steady
Mega lecker! Und so easy & schnell gemacht. Ich hab nur Wirsing genommen und noch Knobi dran gemacht, das ist bei uns Pflicht. Getoppt wurde das ganze mit Schmorrzwiebeln. Wird’s auf jeden Fall wieder geben!
Ooooohhh, Schmorzwiebeln als Topping ist eine klasse Idee. Das werden wir ausprobieren, vielen Dank für die Idee, Melanie.
Liebe Grüße
Jörg
Yummy! Hab’s mit Wirsing und Lauch gemacht, dazu noch die Tofugarnelen von Lord Tofu, mmh
Danke fürs Rezept!
Yay, danke Dani, freut uns sehr! ☺️
Liebe Grüße
Nadine
Sehr lecker, gibt’s hier jetzt definitiv öfter. Auf keinen Fall die vegane Butter mit Öl ersetzen, die macht ja richtig was her!!!
Dankeschön! Ja, die vegane Butter muss! 😀👌
Sehr lecker, auch wenn ich mit Wirsing variieren musste! Schnell gemacht und sogar die Kinder mochten es beide…
Das freut uns riesig, vielen lieben Dank! ☺️
Sehr gutes Rezept
Dankeschön! ☺️
Das Rezept klingt sehr spannend! Allerdings muss ich jetzt mal leider ein kleines bisschen mathematisch oberschlaumeiern: für einen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 2000 Kilo Kartoffeln müsste jede Person, vom Kleinkind bis zur Oma, im Schnitt fünfeinhalb Kilo täglich essen — ich glaub, das schafft man nicht Mal in der Hungersnot :-). Vielleicht wollt ihr da eure Quelle nochmal kritisch überprüfen?
Hi Judith,
da ist Nadine wohl einer Zahl aufgesessen, die durchs Internet geistert. Hier und da heißt es, ein irischer Arbeiter hat bis zu 12-14 Pfund Kartoffeln am Tag gegessen … eben weil es sonst nichts gab. Das ergibt etwa 4000 kcal, für einen körperlich hart arbeitenden Menschen kann das schon recht knapp werden. So käme man auf die etwa 2000 kg pro Jahr, die im ursprünglich verlinkten Artikel angegeben waren (vielleicht ist dort aber auch nur eine 0 zu viel mit rein gerutscht).
Die Realität sah aber sicher anders aus. Sucht man nach einem realistischen Durchschnittskonsum über alle Bevölkerungsschichten hinweg, kommt man eher bei 160-250 kg pro Jahr raus, verlässliche Daten scheint es aber nicht zu geben. Die Wahrheit liegt dann vermutlich irgendwo dazwischen, aber vermutlich trotzdem eher bei den 200, statt den 2000. 😅
Liebe Grüße
Jörg
Also, angenommen, es bestünde eine Hungersnot, aber jedem Menschen 5kg Kartoffeln zur Verfügung, könnte ich mir schon vorstellen, das die gut zu bewältigen wären. Denn jede Mahlzeit am Tag wäre ja ein Kartoffelgericht.
Ich glaube, dass man in so einer Situation sogar viel mehr essen würde, als gewöhnlich. Aus Angst, Hunger zu leiden.