Unsere vegane Pfirsich-Tarte-Tatin mit Blätterteig ist die schnelle, deshalb aber nicht weniger leckere Version des französischen Klassikers. Saftig, dekadent, beinahe schon süchtig-machend – das perfekte Spätsommer-Dessert.
Ich, Jörg, der quasi seit Urzeiten dieses Blogs in gefühlt jedem zweiten Text zu einem Dessert als „Süßkramverweigerer“ bezeichnet wird, schreibe ein süßes Rezept? Friert die Hölle zu? Fehler in der Matrix? Hat der Typ sich einen Ghostwriter geholt, der komplett frei dreht? Und hat ihm das schon jemand gesagt? Hier geht es um einen Ruf!
Die Antwort auf diese Fragen lautet nein. Wobei, zur Matrix kann ich nichts sagen, bislang wurde mir aber auch noch keine rote Pille angeboten. Frag’ mich nicht warum, die Idee, Pfirsiche in einem – wohlgemerkt leichteren – Karamell zu schmoren, mit Blätterteig zu belegen und dann in den Ofen zu schieben, klang für mich aus welchen Gründen auch immer „herzhaft“ genug, um mir voll Bock darauf zu machen, sofort in die Küche zu rennen. Es lag da außerdem auch noch ein abgelaufener Blätterteig im Tiefkühlfach rum, der wertvollen Platz belegt hat. Könnte auch etwas damit zu tun gehabt haben, also ab dafür!
Die Sache war die: Wir haben von Bekannten eine äußerst großzügige Menge Pfirsiche bekommen. Selbst angebaut, gehätschelt und getätschelt, von Hand gepflückt und so sahen sie auch aus. Herrlich unperfekt, mit Dellen und Flecken. Schön-hässlich könnte man sagen. Oder eher hässlich-schön. Und wir alle kennen es, es ist beinahe egal, von welchem Obst man eine äußerst großzügige Menge bekommt, frisch direkt reinzubeißen kann irgendwann auch langweilig werden. So kam es, dass ich, der zum Nachtisch eigentlich lieber noch mal die herzhafte Vorspeise hätte, mir dachte, ich könnte doch mal eine vegane Pfirsich-Tarte-Tatin zubereiten. Verrückter Scheiß, was die letzten knapp eineinhalb Jahre so mit der Psyche machen.
So machst du unsere Pfirsich-Tarte-Tatin
Eine klassische Tarte Tatin mit Äpfeln ist keine überaus komplizierte, aber eine zumindest etwas langwierige Angelegenheit. Damit das Obst in sich zusammenfällt und zu einer Art verschmolzenen, süßen Einheit wird, dauert allein das Schmoren eine knappe Stunde und dann kommt der Kuchen erst noch in den Ofen.
Reife Pfirsiche sind zarter und lassen sich deshalb um einiges schneller dazu überreden, zum zartschmelzenden Tartebelag zu werden. Dazu schmelzen wir eine vergleichsweise sehr geringe Menge Zucker in einer ofenfesten Pfanne – wir verwenden eine gusseiserne mit 26 Zentimetern Durchmesser – in etwas Wasser und erhitzen den Sirup unter Rühren, bis ein leicht bräunliches und ebenso leicht dickflüssiges Karamell entsteht. Dazu geben wir etwas vegane Butter, würzen mit einer Prise Salz, Kardamom, dem Mark einer halben Vanilleschote, lassen deren ausgekratzte Gebeine völlig ohne Gnade in der Pfanne zurück und kochen das Ganze auf, bis die Mischung leicht zu schäumen beginnt.
An dem Punkt war ich echt versucht, doch wieder vom reinen Dessertplan abzuweichen und noch Thymian und Knoblauch mit in die Pfanne zu werfen, konnte mich aber diesmal gerade noch so davon abhalten (beim nächsten Mal nicht mehr, das weiß ich jetzt schon). In Spalten geschnittene Pfirsiche werden jetzt zumindest einigermaßen dekorativ in die Pfanne geschichtet, dann darf das Obst für etwa fünf Minuten schmoren, bis der Saft oder Jus austritt. Im Gegensatz zur Apfeltarte legen wir die Pfirsiche nicht mit der intakten Schale nach unten in die Pfanne, die Schnittkanten direkt zu erhitzen sorgt dafür, dass die Flüssigkeit schneller austritt und auch der Fruchtzucker karamellisieren kann. Und wenn unsere Pfirsich-Tarte-Tatin eines ist, dann schnell.
Apropos schnell. Ist der Backofen schon vorgeheizt? Nein? Na dann aber fais vite! Während beim Original eigentlich ausschließlich Mürbeteig in Frage kommt, nehmen wir uns die Freiheit, das geschmorte, karamellisierte Steinobst mit einer Abkürzung zu belegen. Mit Blätterteig. Buhrufe von Tarte-Puristen werden laut, ich weiß schon. Allerdings halten die Pfirsiche die längere Backzeit vom Mürbeteig nicht stand, also ist Blätterteig hier okay, okay? Letzterer wird rund auf den Pfannendurchmesser getrimmt und direkt aufs geschmorte Obst gelegt. Die Reste kannst du entweder mit etwas Salz und Schwarzkümmel würzen, eindrehen und mitbacken – womit ich mir doch noch einen herzhaften Snack ins Rezept gemogelt habe – oder einfach zupfen und zusätzlich auf dem Tarteboden verteilen. Den wild durcheinandergewürfelten Boden sieht schlussendlich ohnehin niemand. Dann kommt das Ganze in den Ofen, bis der Blätterteig aufgegangen und goldbraun gebacken ist.
Nachdem die Tarte für etwa fünf bis zehn Minuten abkühlen konnte, wird sie gestürzt. Hoffentlich halt nicht auf den Boden. Dazu legst du einen Teller oder ein Brett mit logischerweise einem größeren Durchmesser, als der deiner Pfanne auf letztere, hältst alles gut fest, bittest im Geiste die höhere Macht deiner Wahl um Hilfe und … drehst einfach. Hat alles geklappt, liegt eine perfekte vegane Pfirsich-Tarte-Tatin vor dir und wartet darauf, angeschnitten zu werden. Bon Appetit, ich habe eben am Morgen nach dem Kochtag das letzte Stück gegessen und frage mich jetzt doch, ob irgendwas an der Matrix faul ist.
Kann ich die Tarte Tatin auch…
- …süßer machen? Ich habe da so einen sehr süßen Zahn. Aber selbstverfreilicht. Die doppelte Menge mit etwa der eineinhalbfachen Menge Wasser aufkochen und sonst nach Anleitung weiter dürfte perfekt sein.
- …mit anderem Obst zubereiten? Mit etwas weicherem Steinobst wie Zwetschgen oder Aprikosen sollte das Rezept genauso funktionieren.
- …mit Joghurt, Eis oder Sahne servieren? Komm schon, das fragst du nicht wirklich, oder? Außer, du hast schon die erste Frage gestellt, dann würde ich mir doch mal Gedanken machen. Aber ich mag Desserts eben auch nicht, was weiß ich schon. Mach doch, was du willst.
Vegane Pfirsich-Tarte-Tatin
- 25 g Rohrohrzucker
- 25 ml Wasser
- 25 g vegane Butter
- ½ Vanilleschote
- ¼ TL Kardamom
- 1 Prise Salz
- 500 g Pfirsiche entsteint und geachtelt
- 250 g veganer Blätterteig
- Backofen auf 200 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Zucker und Wasser in einer ofenfesten Pfanne mit etwa 26 cm Durchmesser bei niedriger bis mittlerer Hitze unter Rühren erhitzen, bis der Sirup eindickt und sich leicht goldgelb verfärbt.
- Vegane Butter dazu geben, schmelzen lassen und aufkochen, bis die Mischung leicht schaumig wird. Vanilleschote der Länge nach aufschneiden, Mark herauskratzen und zusammen mit Kardamom, der ausgekratzten Schote und einer Prise Salz unterrühren.
- Pfirsichspalten in der Pfanne arrangieren und das Obst 5 Minuten schmoren lassen. Anschließend vom Herd nehmen.
- Blätterteig auf den Durchmesser der Pfanne rund zuschneiden, auf die Pfirsiche legen und 20 Minuten backen, bis der Blätterteig aufgegangen ist und eine goldbraune Farbe hat. Anschließend 5-10 Minuten abkühlen lassen.
- Zum Stürzen einen großen Teller oder ein großes Brett auf die Pfanne legen, gut festhalten und mit Schwung umdrehen.
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19 Kommentare
Danke für das Rezept, das mich an einen (nicht-veganen) Kuchen erinnert, den meine Nachbarin früher immer gebacken hat, als ich noch ein Kind war. Und genau wegen dieser Nostalgie kann ich nicht bis zu Pfirsichzeit abwarten 😀
Meint ihr der Kuchen funktioniert auch mit Äpfeln? Wäre es dann das gleiche Wasser-Zucker-Verhältnis?
Danke und liebe Grüße!
Hallo Charlotte,
die Tarte Tatin wird tatsächlich traditionell mit Äpfeln zubereitet. Das Wasser-Zucker-Verhältnis könntest du dabei vermutlich übernehmen. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Vielen Dank für dieses spitzen Rezept. Hab den Blätterteig ganz hässlich draufgelegt, weil er etwas zu warm war, aber war ja dann egal weil man eh wendet – Rezepte, bei denen man seine Fehler verstecken kann, sind mir am liebsten 😄 Vorher hab ich erstmal zwei Supermärkte nach veganem Blätterteig durchsucht, nur um am Ende festzustellen, dass die meisten fertigen Blätterteige hier in UK sowieso vegan sind – auch wenn es nicht vorne draufsteht! War mein Probebacken für ein Fest nächste Woche, bei dem wir viele vegane Gäste haben (wir sind „nur“ Vegetarier) und es hat so easy geklappt. Wenn ich jetzt noch eine vegane Alternative für die bomben (nicht-vegane) Proseccosahne finde, die ich dazu hatte, ist es 100%. Werde mal bissl experimentieren. Tausend Dank!!!
Vielen lieben Dank Marie, freut uns mega! Wow, Proseccosahne klingt auch lecker! 😅
Liebe Grüße
Nadine
Schmeckt auch mit Lavendel genial 🥰 danke für das tolle Rezept <3
Oh ja, das klingt auch sehr fein! Danke dir fürs Feedback. ☺️
Liebst,
Nadine
Ich habe aufgrund von Lines lustvoller Schwärmerei diese Tarte nun auch nachgebacken.
Ich gebe Line ( und allen anderen, die hier positive Kommentare abgegeben haben) absolut recht:
Einfach himmlisch!
Liebe Nadine, lieber Jörg, wie konnter Ihr nur SO eine Sünde ertüfteln, und hier einstellen?
Das Zeug macht süchtig!😍
Liebe Grüsse Rita
Tschuldi! 🤷♂️😅
Aber freut uns, dass es so gut schmeckt.
Die Idee mit Thymian war garnicht so „ins pikante“!
Ich hab‘ Kardamom weg gelassen und dafür Thymian d’ran gemacht ( ohne Knoffi, is‘ klar)
Passt genial zu den Pfirsichen.
*schleck*
Danke für diese und die Million andere leckeren Ideen!
Line
Danke fürs Testen! Ich würde dann natürlich trotzdem noch Knoblauch mit dazu packen. 😅
Testen! 😂😂
Das hört sich so genial harmlos und kaloriearm an!
Ok, ich hab’s heute nochmal getestet.
Und tatsächlich: es klappte auch beim zweiten Mal gar vorzüglich!
Is‘ ein totales Sucht-schlemmer-wegschling-und-wohlfühl-Gedöns, das da!🙈
Wir haben uns entschieden, es noch ein drittes Mal aus zu „probieren“, um wirklich sicher zu gehen, dasses mundet.
( solange es noch Pfirsiche gibt, dann is leider aus mit der Testerei)
LG
Line
Danke für dieses großartige Sommerrezept!
Meiner Familie hat’s mega gut geschmeckt und das Rezept wurde direkt an Freunde weiter empfohlen. Und hat super gefallen, dass die Pfirsiche und Vanille den Hauptgeschmack ausmachen und der Teig im Hintergrund bleibt.
Ein bisschen tricky war’s den Teig auf den Punkt Cross zu kriegen, aber am Ende hat alles geklappt. Und auch die Sorge, dass der Pfirsich an der Pfanne kleben bleibt beim stürzen war unbegründet.
Danke für das tolle Rezept 🤩
Das freut uns wirklich mega liebe Franzi, tausend Dank fürs tolle Feedback!
Liebst,
Nadine
Wow! Heute gebacken (mit Nektarine und Aprikosen, weil die noch da waren) – supereasypeasy und schnell gemacht mit dem tollen Bioblätterteig aus dem Tiefkühler. Mein Freund hat etwas skeptisch geschaut – das soll ein Kuchen sein? – aber hat umwerfend lecker geschmeckt (mit Sahne) und die Hälfte ist schon weg – und das zu zweit 🙂. Danke euch fürs wieder mal tolle Rezept!
Es kommt einem zu einfach vor, aber das ist ja gerade das geniale daran! 😅 Danke dir fürs liebe Feedback!
Super lecker, hatte allerdings nach dem Versuch, es zu Drehen, den Blätterteig auf dem Teller und schön angeordnetes Obst in der Pfanne xD Eventuell zu kurz abkühlen lassen?
Naja, habe das dann wieder kombiniert, was weniger schön aussah, aber dem Geschmack nicht geschadet hat 🙂
Hi Tanja,
ich würde sogar eher sagen, dass du die Tarte Tatin möglicherweise sogar zu lang hast abkühlen lassen. Der Sirup festigt sich natürlich und klebt dann etwas fester. Wenn du direkt beim Stürzen bemerkst, dass etwas hängen bleibt, kannst du auch leicht schütteln oder oben auf den Pfannenboden klopfen.
Liebe Grüße
Jörg
Mega gutes Rezept! Ich würde es gern testen, allerdings muss ich auf Zucker verzichten. Habt ihr hier zufällig eine Alternative parat?
Danke! 🙂 Darfst du Erythrit und Xylit benutzen? Auch Agavendicksaft oder Ahornsirup ist denkbar. Haben wir allerdings alles nicht ausprobiert.