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Vegane Linsenfrikadellen

Vegane Linsenfrikadellen
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Linsenfrikadellen, aber in richtig gut! Saftig, würzig und mit dem perfekten Biss. Egal, ob mit Kartoffelbrei oder im Brötchen – dieses Rezept schmeckt nach Nostalgie, nur ohne Fleisch.

Es ist ein gern und häufig auch mit Recht belächeltes Klischee, dass man als Blogleser erst mal eine halbe Biografie erzählt bekommt, bevor es ans Eingemachte – also ans eigentliche Rezept – geht. Aber hier muss ich einfach mal wieder von diesem „Früher“ erzählen und davon, dass es bei uns regelmäßig Frikadellen oder, auf schwäbisch, Fleischküchle gab. Damals noch nicht vegan, aber immer mit Kartoffelbrei oder -salat, Ketchup (die Wertschätzung für Senf kam erst später) und mit viel Liebe von meiner Mama gemacht. Pures Wohlfühlessen, wenig Arbeit, alle sind happy – was will man mehr? Nadine kann übrigens eine sehr ähnliche Geschichte erzählen. Ihr Opa machte wohl die weltbesten Fleischküchle, die noch heute familiären Legendenstatus genießen.

Der vegane Frikadellen-Hunger kam wieder auf

Dieses Nostalgierezept hat sich mit unserer veganen Ernährungsumstellung ziemlich plötzlich aus unserem Alltag verabschiedet. So richtig vermisst haben wir es ehrlicherweise aber erst in den vergangenen wenigen Jahren – wahrscheinlich reichte unsere Fleischküchle-Sättigung einfach ziemlich lange.

Seit einiger Zeit liegt mir Nadine aber in den Ohren, dass wir uns endlich ein Rezept für richtig gute vegane Linsenfrikadellen überlegen sollten. Denn sind wir mal ehrlich: Abgesehen von den modernen Fleischalternativen (egal, ob selbst gemacht oder gekauft) haben „klassische“ vegane Frikadellen aus irgendwelchen Hülsenfrüchten und Getreideflocken ja den eher zweifelhaften Ruf, entweder einfach nur weich und lätschig zu sein oder – ganz am anderen Ende des Spektrums – furztrocken und krümelig. Und der kommt auch nicht von ungefähr. Selbst wir schauen immer mit einer gesunden Portion Skepsis auf Rezepte für vegane Bratlinge. „Gebrannte Kinder“ und so …

Das heißt, wir sind mit ein bisschen Demut an die Aufgabe gegangen – und die hat sich gelohnt, würde ich sagen. Diese veganen Linsenfrikadellen kitzeln unsere Nostalgienerven jedenfalls ordentlich. Und wir hoffen, das tun sie auch bei dir.

Vegane Frikadellen

Unsere Tricks für saftige vegane Linsenfrikadellen, die nicht zerfallen

Zuerst diente unser Black Bean Burger als Inspiration. Hey, ist auch ein Bratling, soll auch ein Hack-Pattie imitieren, passt doch, oder? Jein. So toll die Black Bean Burger auch sind (wir wollen hier doch keines unserer eigenen Rezepte diskreditieren), ohne Brötchen und die anderen Burger-Toppings sehen sie eben aus wie Bratlinge aus schwarzen Bohnen. Lecker, aber trotzdem nicht wie die guten alten Fleischküchle, die ich nach der Schule in mich reingestopft habe, als bekäme ich mehr Taschengeld dafür.

Deshalb wurden Linsen zur Basis der veganen Fleischküchle. Genauer gesagt braune Berg- oder Pardinalinsen. Die werden über Nacht eingeweicht, aber nicht vorgekocht und dann mit Zwiebel, Gewürzen und anderen Zutaten zur veganen Frikadellenmasse verarbeitet. Ganz ähnlich macht man es bei klassischen Falafel. Auch dafür werden rohe, eingeweichte Kichererbsen genutzt. Für beides – also sowohl für vegane Linsenfrikadellen, als auch für Falafel – eignet sich übrigens ein Fleischwolf am allerbesten. Falls da also noch einer ungenutzt im Keller herumliegt, hier hätte er seinen Auftritt! Ansonsten tut’s der Food Processor oder auch ein Pürierstab.

Gewürzt wird die Linsenmasse mit Senf, Majoran, Muskat, Pfeffer, Tomatenmark und dunkler Sojasauce – die sorgt für viel Umami, eine schöne, dunkelbraune Farbe und ein leicht malziges Aroma. Haferflocken, ganz klassische Semmelbrösel und geschrotete, eingeweichte Leinsamen sorgen für die richtige Bindung des Teigs.

Zum Schluss werden Zwiebelwürfel untergehoben, dann werden die Linsen-Buletten gebraten. Damit die Frikadellen aus der rohen Linsenmasse auch vollständig durchgaren, formen wir sie nicht zu dick (die Teile sind ohnehin Proteinbomben und machen gut satt!) und braten sie bei etwas niedrigerer Temperatur – dafür dann 1–2 Minuten länger. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Kerntemperatur mit einem Einstechthermometer prüfen: Haben die Frikadellen im Inneren 80–90 °C erreicht, sind sie perfekt.

Auf dem Teller oder im Brötchen?

Natürlich gab’s bei uns Kartoffelbrei dazu – außerdem Senf (her mit dem Bautz’ner!) und ein paar Cornichons. Und wir konnten uns auch nicht verkneifen, die Reste zwischen zwei Brötchenhälften zu klemmen. So ein veganes Frikadellenbrötchen hat halt schon auch was.

Vegane Fleischküchle aus Linsen

Für6 Frikadellen

Vegane Linsenfrikadellen

Vorbereitungszeit 10 Minuten
Zubereitungszeit 20 Minuten
Linsen einweichen 12 Stunden
Gesamtzeit 12 Stunden 30 Minuten
  • Linsen in eine Schüssel geben, mit der doppelten Menge Wasser übergießen und mindestens 8–12 Stunden über Nacht im Kühlschrank einweichen.
    200 g Pardinalinsen
  • In einer kleinen Schüssel Leinsamen mit 2 EL Wasser verrühren und beiseitestellen. Linsen durch ein Sieb abgießen, gut abspülen und gut abtropfen lassen.
    2 EL geschrotete Leinsamen
  • Zwiebel halbieren. Eine Hälfte grob hacken und zusammen mit etwa ⅔ der Linsen, den eingeweichten Leinsamen, Haferflocken, Sojasauce, Tomatenmark und Senf im Food Processor fein pürieren. Bei Bedarf Food Processor anhalten und die Masse von den Seiten des Behälters kratzen.
    200 g Pardinalinsen, 2 EL geschrotete Leinsamen, 1 Zwiebel, 50 g Haferflocken, 4 EL dunkle Sojasauce, 1 EL Tomatenmark, 2 TL Senf
  • Die übrigen Linsen dazugeben, außerdem Semmelbrösel, Majoran, Muskat, Salz und Pfeffer. Nur noch so lange grob hacken, bis zwar keine ganzen Linsen mehr zu sehen sind, die Masse aber immer noch locker ist. Die übrige Zwiebelhälfte fein hacken und unter die Frikadellenmasse heben.
    200 g Pardinalinsen, 50 g Semmelbrösel, 1 ½ TL Majoran, 1 Prise Muskat, ½ TL Salz, ¾ TL schwarzer Pfeffer
  • Öl in eine heiße Pfanne geben. Mit leicht angefeuchteten Händen etwa 100 g schwere, nicht zu dicke Frikadellen formen. Linsenfrikadellen in die Pfanne geben und mit Deckel 5–7 Minuten bei mittlerer Hitze auf einer Seite goldbraun braten. Dabei möglichst nicht bewegen. Anschließend wenden und weitere 5–7 Minuten ohne Deckel fertig braten.
    6 EL Rapsöl
  • Im Idealfall mit einem Küchenthermometer prüfen, ob die Linsenfrikadellen komplett durchgegart sind. Eine Kerntemperatur von etwa 80–90 °C ist ideal. Bei Bedarf bei 160 °C Ober-/Unterhitze im Backofen fertig garen.

Tipps

Die Frikadellen können optional im Ofen bei 160 °C Ober-/Unterhitze für etwa 15 Minuten vorgegart und anschließend in der Pfanne knusprig fertig gebraten werden.
Optional können die Linsen vor dem Pürieren auch blanchiert werden – so garen sie schneller in der Pfanne. Dazu die Linsen in reichlich kochendes Wasser geben und 2–3 Minuten sprudelnd kochen. Anschließend durch ein Sieb abgießen und unter kaltem Wasser abschrecken.

Vegane Buletten

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Zu Steady

Die nerdige Hälfte von Eat this! Liebt es, auch aufwändiger zu kochen und ist deshalb vermutlich für die langen Rezepte auf dem Blog verantwortlich. Kann nie genügend Kochmesser haben und liebt Chilis in allen Formen und Farben. In der Freizeit sitzt er gerne auf dem Fahrrad und hört dabei Metal.


46 Kommentare

Gib deinen Senf dazu

  1. Hallo ihr Lieben, meint ihr, das geht diese Frikadellen als Basis für Königsberger Klopse zu nehmen? 😋Wenn nein, tüftelt uns mal bitte ein wunderbares Rezept dafür aus mit frittierten Kapern. 🤤 Ihr seid die besten! Liebe Grüße, Paulina

    1. Hi Paulina,

      vegane Königsberger Klopse stehen schon lange auf unserer To-Do-Liste!

      Tatsächlich habe ich nie „echte“ Königsberger Klopse gegessen, sondern tatsächlich vor Jahren nur mal vegane. Da wurden die Klopse aus Seitan gemacht und waren recht kompakt, hat mir aber echt gut geschmeckt. Grundsätzlich könnte ich mir aber auch vorstellen, dass die Frikadellenbasis gut funktionieren könnte. Da müsste man aber sicherstellen, dass sie auch wirklich durchgaren.

      Die Tüftelei ist auf jeden Fall eingeplant, aber versprechen will ich noch nichts. 😅

      Liebe Grüße
      Jörg

  2. Wieder mal ein geniales Rezept! ❤
    Ich musste allerdings mehr würzen! Leckere „Fleischlaberl“ mit Erdäpfel Püree! ❤
    Kommt in unsere Dauer-Koch-Rezeptesammlung!
    Danke schön!
    glg Katja

  3. Megabestes Rezept bei dem auch keinem Fleischesser was fehlt. Ich hab noch einen Löffel vegane Mayonnaise in die Masse gemischt zwecks der Saftigkeit.

  4. Super Rezept, schmeckt hervorragen und richtig schön deftig 🙂 Was übrig bleibt kalt auf ein Roggenbrot mit Senf, etwas roter Zwiebel und ein paar Pickles dazu – herrlich!

  5. DANKE für dieses fantastische Rezept! War unglaublich lecker, habe ich am nächsten Tag direkt nochmal gemacht, weil mein Mann und ich nicht fassen konnten, wie gut die Frikadellen schmecken. Danke für eure Arbeit, Hingabe und Kreativität. Ohne euren Blog wäre mein Leben was Essen angeht wirklich nur halb so schön.

  6. Diese Linsen-Frikas sind der Hammer! Super lecker und eine überzeugende Haptik. Die werden auf jeden Fall in’s Repertoire übernommen. Bisherige Versuche mit roten Linsen endeten immer frustrierend, weil sie spätestens in der Pfanne -wenn ich sie denn unfallfrei überhaupt darein gekriegt habe – beim Wenden zerfallen sind.
    Vielen Dank für das großartige Rezept!

  7. Ihr seid meine Herzhaft-Beauftragten. Darin seid ihr einfach zuverlässig gut! Diese Bouletten rochen schon bei der Herstellung dermaßen lecker-authentisch, und so schmeckten sie dann auch! Danke!!
    Ich hätte sie mir lediglich etwas weniger „cremig“ innen gewünscht, mit mehr Biss. Wird das mit Semmelbröseln besser? Ich hatte Buchweizenmehl genommen, weil ich kein Weizen vertrage. Der Tipp mit dem Buchweizen-Couscous ist auch nicht schlecht.

    1. Danke dir für die tolle Rückmeldung, Saskia!

      Da Buchweizenmehl ohnehin etwas „schleimt“ (ja, das klingt weniger appetitlich als ich es wollte haha), wird es vermutlich daran liegen. Semmelbrösel geben dem Teig mehr Struktur, lockern ihn aber auch auf, was dann für einen besseren Biss sorgt.

      Liebe Grüße
      Jörg

  8. tolles Rezept!
    Ich habe schon sehr häufig verschiedene Linsenburger gemacht. Aber immer mit gekochte Linsen. Mit eingeweichten wird das Rezept definitiv besser!
    Ich habe keinen Senf verwendet. Dafür ca. 4-6 getrocktete Tomaten (vorher in H2o eingelegt) und frischen Thymian anstatt Majoran.
    Die Linsenburger habe ich mit Tomatensauce serviert. Dazu gab es Sauergteigbrot.
    Das Rezept kommt in meine Sammlung!

  9. Das war ganz toll – DANKE! Hat allen geschmeckt, sogar mäkeligen Kleinkindern und omnivoren Freunden. Dazu gabs Euren Blitz-Kartoffelsalat, der vl. mein Lieblingskartoffelsalat ist (!!!).

    Dabei hatte ich weder Haferflocken noch Semmelbrösel – wurde ersetzt mit Buchweizen-Couscous (schon gekocht) und Hafermehl. Das Braten hat hervorragend geklappt – nix ist in der Eisenpfanne hängengeblieben und es gab eine wunderschöne braune Kruste. Das gibts bei uns bald wieder!

    1. Hi Johanna,

      danke dir für das tolle Feedback und die Erfahrungen mit den Ersatzzutaten. Couscous kann ich mir sogar sehr gut vorstellen, der sollte auch gut Feuchtigkeit speichern.

      Liebe Grüße
      Jörg

      1. Hallo Jörg, ich habe heute diese Frikadellen ausprobiert. Der Geschmack ist wirklich super! Leider waren sie sehr trocken und sehr hart….mein Mann sprach von Eishockey-Puks.😅 Ich habe den Vitamix verwendet und da ich keine Eisepfanne habe, eine Keramikpfanne. Sicherheitshalber hatte ich die Frikadellen, wie unter Tipps angegeben, im Backofen vorgegart. Die Oberfäche der Frikos sah auch sehr glatt, fast glänzend aus und nicht so ansprechend, wie bei Dir. Woran könnte es gelegen haben?🤔 Ich würde sie auf jeden Fall noch verbessern wollen!😋 Liebe Grüße, Elisabeth

      2. Hallo Elisabeth,

        beim Vorgaren verdampft natürlich viel Flüssigkeit. Das ist leider kaum zu vermeiden. Wenn der Ofen dann auch noch zu heiß ist (was gar nicht selten vorkommt), können die Frikadellen schnell austrocknen. Du könntest mehr Flüssigkeit dazu geben, wenn du sie noch mal in dieser Art und Weise zubereiten möchtest.

        Liebe Grüße
        Jörg