Vegane Leberwurst. Aus Linsen? Klingt mal wieder nach einem veganen Treppenwitz, ruft aber unweigerlich schönste Erinnerungen an Vesperabende bei der Oma hervor. Dafür sorgen die richtigen Gewürze und ein paar Trick-17-Zutaten.
Wenn ich das – mal nebenbei gesagt, eher wenig schön klingende – Wort Leberwurst höre, muss ich einfach unweigerlich an meine Kindheit denken. An meine Oma, die ich leider nur so etwa einmal im Jahr sehe. Ja, es geht um dieselbe Oma, von der ich schon in unserem Rezept zum Steckrübenpüree erzählt habe und die diese Woche tatsächlich 98 Jahre alt geworden ist.
Und nein, das ist jetzt leider keine vegane Erfolgsgeschichte in Sachen Alter, man kann es sich beim Thema schon denken. Es erinnert mich auch daran, wie sie früher, wenn wir zu Besuch kamen, extra über die Straße zum Dorfmetzger lief, um frische Mett- und Leberwurst zu holen. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, mir und meinem Opa diese dann auch aufs frische Schwarzbrot zu schmieren. Den Hinweis, dass ich damals eher gar nicht so der Leberwurstfan war, konnte ich mir glücklicherweise verkneifen. Ich glaube zwar nicht, dass es sie massiv gestört hätte, aber na ja. Man will die Idylle ja nicht riskieren und so.
Ich will damit zwei Dinge sagen: Erstens sind Omas einfach die Besten!
Und zweitens darf man auch als vegan lebender Mensch in leichter Melancholie in Leberwurstbrot-Erinnerungen schwelgen. Auch wenn es in meinem Fall lieber Mettwurstbrot-Erinnerungen wären, aber Schwamm drüber. Und lass dir da von niemandem etwas anderes einreden! Die wenigsten Menschen kamen als Vegetarier oder gar als Veganer auf die Welt. Dass man sich irgendwann sozusagen gegen die Leberwurst entscheidet, zählt.
Aber muss man das überhaupt? Also, sich auf immer gegen Leberwurst entscheiden? Nö. Auch Leberwurstbrot-Erinnerungen können als vegane Kücheninspiration dienen. Finden wir jedenfalls.
Denn sind wir mal ehrlich. Auch die eigentlich etwas unansehnliche graue Pampe schmeckt hauptsächlich wegen der Zusammenstellung der Gewürze so, wie sie eben schmeckt. Majoran, Piment, Pfeffer. Vielleicht ein bisschen Muskat. Und Pökelsalz. Nicht gerade die gesündeste Art des weißen Goldes, aber wen juckt das schon, wenn das Wurstbrot schmeckt. Je nachdem, wen man fragt kommen auch noch andere Gewürze oder gar Kräuter ran, aber spätestens da landet man gleich mitten in einer Grundsatzdiskussion, um die man definitiv nicht gebeten hat.
Was definitiv nicht fehlen darf, sind Zwiebeln und vielleicht die ein oder andere Knoblauchzehe. Ach, was heißt hier vielleicht. Natürlich! Schön in der Pfanne karamellisiert und angebräunt.
Das klingt doch alles schon ziemlich aromatisch, oder? Ist es auch. Von den unveganen Zutaten kommen dann noch Fett als Geschmacksträger und – na ja, der metallische, an Eisen erinnernde Fleischgeschmack eben, über den ich schon in unserem Rezept zum Beyond Possible Burger referiert habe.
Als Grundlage für unsere vegane Leberwurst verwenden wir aromatische, leicht erdige Berg- oder Tellerlinsen, die wir etwas länger kochen, als üblich. Sie sollten noch einen leichten Biss haben, sich aber einfach zwischen den Finger zerquetschen lassen.
Für den Fettanteil nehmen wir raffiniertes und damit absolut neutral schmeckendes Kokosöl her, welches nach dem Abkühlen wieder fest wird und so dafür sorgt, dass es allein schon ein Genuss wird, deine vegane Leberwurst auf die perfekte Brotscheibe zu schmieren. Die Konsistenz? Die Kombination aus Linsen und Kokosöl ist wirklich ganz nahe am Original, das verspreche ich dir.
Den leichten Eisengeschmack bringt ein Hauch Zuckerrübensirup, der eben auch ein dezentes, mineralisch-metallisches Aroma mitbringt. Als Extra-Gimmick kommen noch ein paar Tropfen unserer Geheimwaffe für alles, was rauchig schmecken soll dazu, Liquid Smoke. Jetzt kommt alles nur noch in eine große Schüssel oder in den Food Processor und an diesem Punkt entlasse ich dich aus der Ode an die vegane Leberwurst. Denn an der Frage, ob diese nun superfein oder doch noch etwas grob sein soll, scheiden sich ja wohl seit Anbeginn der Leberwurstgeschichte die Geister.
Wie fein oder grob du deine vegane Leberwurst gerne hast, würde mich und meine Oma dann aber doch interessieren. Schreib’ uns gerne einen Kommentar, ich leite deine Vorliebe dann mündlich weiter, online ist sie nämlich leider nicht.
Vegane Leberwurst
- 150 g Berglinsen getrocknet
- 1 Blatt Lorbeer
- 1 Zwiebel
- 1 Zehe Knoblauch
- 40 g geschmacksneutrales Kokosöl
- 3 TL Salz
- 1 TL Thymian Blätter gezupft
- 1 TL Majoran gerebelt
- 1/4 TL Piment
- 1/4 TL Ingwerpulver
- 1 EL Apfelessig
- 1/2 TL Zuckerrübensirup
- 1/4 TL Liquid Smoke
- 1/2 TL schwarzer Pfeffer grob gemahlen
- Linsen zusammen mit dem Lorbeerblatt in 500 ml Wasser aufkochen und etwa 20 Minuten mit Deckel bei niedriger Hitze kochen, bis die Linsen weich sind, aber noch einen leichten Biss haben. Abgießen, Lorbeer entfernen und Linsen gut abtropfen lassen.
- Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. Öl in eine heiße Pfanne geben, Zwiebel und Knoblauch hineingeben, mit 2 TL Salz würzen und 8 Minuten bei mittlerer Hitze und unter häufigem Rühren braten, bis beides leicht Farbe angenommen hat.
- Anschließend Thymian, Majoran, Piment und Ingwerpulver unterrühren. Zusammen mit den Linsen in einen Food Processor geben und so fein oder grob pürieren, wie du deine Leberwurst eben gerne hast. Alternativ mit einem Kartoffelstampfer stampfen.
- Zuletzt Apfelessig, Zuckerrübensirup und Liquid Smoke unterrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken, abkühlen lassen, in dicht verschließbare Gläser füllen und mindestens 2 Stunden kühl stellen.
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75 Kommentare
Hallo 🙂 Kann man das Rezept auch mit normalem Kokosöl machen? Ich habe kein geschmacksneutrales Zuhause.. Oder würdet ihr dann lieber ein anderes Fett nehmen?
Liebe Grüße
Reguläres Kokosöl bringt eben den Kokosgeschmack mit an die Wurst, weshalb ich dir dazu raten würde, auch geschmacksneutrales einzukaufen. 🙂
Hi Jörg,
nix für ungut, aber geschmachsneutrales Kokosöl nennt sich Kokosfett.
Das habe ich so damit schon einige male hingezaubert.
Euer Rezept ist so legga, es bringt einen zum schielen!!!!!!
Hi Liza,
erstmal vielen lieben Dank für das super Feedback zum Rezept. Freut uns sehr!
Kokosfett und Kokosöl sind grundsätzlich dasselbe, konkret wird es im festen Zustand eigentlich als Fett bezeichnet, im geschmolzenen eben als Öl. Es stimmt aber, dass geschmacksneutrales raffiniertes Kokosöl häufig als Kokosfett im Handel zu finden ist … aber eben auch als desodoriertes, geschmacksneutrales Kokosöl. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Hallo Verena,
nimm Kokosfett, Schmeckt nach nix und eignet sich für vieles mehr.
LG; Liza
Liebe Nadine, lieber Jörg
Nach 1.5 Jahren und 10 gecheiterten Leberwurst-Versuchen bin ich endlich auf euer Rezept gestossen und direkt im Himmel angekommen!
Vielen Dank für dieses tolle Rezept. Endlich habe ich eine vegane Variante zu meiner dazumals geliebten Streichwurst gefunden die meiner Meinung nach sogar noch besser schmeckt als das Original!
Mega! Das freut uns. Danke für dein Feedback.
Moin Jörg,
dein Rezept gefällt mir sehr gut und ich werde es garantiert öfter machen!
Eine Frage habe ich aber noch: Wie lange hält sich die „Leberwurst“ im Kühlschrank? Ich konnte keinen Hinweis finden.
Herzliche Grüße
Emma
Hi Emma,
die Leberwurst sollte sich im Kühlschrank mindestens gute 5–7 Tage halten.
Viel Spaß beim Nachmachen!
Super rezept, voll lecker! Leberwurst war einer der einzigsten sachen die ich als kind vergessen haben. Das rezept ist so perfect das ich es mein Vater geschickt habe zum ausprobieren (der ist leider 20000km entfernt).
Hab es in zwei gläser aufgeteilt um länger was davon zu haben. Well, hab ein Brot gebacken und nun ist das zweite auch schon fast leer😱. So good 😊
Hi Sandy,
vielen lieben Dank für das tolle Feedback. Freut uns wirklich riesig, dass dir die Leberwurst so gut schmeckt. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Hallo Ihr Lieben,
habe grad Euer „Leberwurst“-Rezept probiert… das aller-, allerbeste, die ich jemals probiert habe, das einfachste und das billigste… super!
Ganz lieben Dank dafür und liebe Grüße
Heike
Tausend Dank liebe Heike, freut uns riesig!
Meine Fresse, ist das lecker!! Könnte die Paste gerade so weglöffeln, da brauch man noch nicht mal Brot zu. Vielen Dank, ich bin begeistert!
Auch dieses Rezept ist überragend lecker 🙂 habt ihr schonmal probiert die Leberwurst einzufrieren oder einzukochen um sie länger haltbar zu machen?
Nein, das haben wir nicht, einfrieren dürfte aber ganz gut klappen. 🙂
Chapeau! Mit diesem Rezept habt ihr euch selbst übertroffen! Das erinnert so unglaublich an die „Hausmacher Leberwurst“ vom Metzger nebenan von früher. Ich hab die Menge an Piment allerdings verdoppelt und am Schluss noch einen weiteren Teelöffel gemahlenen Majoran untergerührt. So ist es – für mich- perfekt.
Vielen Dank für diese Bereicherung!
Ah, voll gut, danke dir! Und klar, Piment geht bei uns auch immer gerne mehr, allerdings trifft das Gewürz eben auch nicht den Geschmack von allen. 🙂
Heute ausprobiert und super lecker. Nächstes Mal arbeite ich mich mit dem Salz langsamer ran:) aber schmeckt fast wie das Orginal. Dickes Lob.
Das klingt wirklich lecker und ich werde es unbedingt bald ausprobieren. Könntet ihr nicht zu anderen Bezugsquellen aus ausgerechnet amazon verlinken?
Habt ihr Erfahrungen damit, wie lange das so hält im Kühlschrank? Mehr machen und auf Tasche haben finde ich super!
Also bei 5-7 Tagen dürftest du keine Probleme bekommen. 🙂