Klar, keine Frage, manche Verballhornungen von absoluten Klassiker-Rezepten sind schlicht und ergreifend bescheuert. Sie gehören sich einfach nicht, haben im persönlichen Rezepte-Repertoire eigentlich nichts zu suchen. Unsere vegane Lasagnesuppe gehört definitiv nicht dazu und kein Mensch, keine mit einem Nudelholz bewaffnete Nonna, keine Italians mad at food könnten mich mehr vom Gegenteil überzeugen.
Und das sage ich, obwohl ich dich bis vor gar nicht allzu langer Zeit sicher mit dem Pfannenwender oder spitzeren Kochwerkzeugen aus der Messerschublade bewaffnet mindestens aus der Küche und sehr wahrscheinlich gleich zum Teufel gejagt hätte, wenn du mir erzählt hättest, es wäre eine irgendwie ganz geile Idee, zerbrochene Lasagneplatten in Tomatensuppe zu werfen und dann zu behaupten, das hätte irgendwas mit dem Lieblingsnudelauflauf der ganzen Welt zu tun.
Nein, da spricht nicht etwa die reine Ignoranz aus mir. Gib es doch zu, die Beschreibung des Gerichts alleine klingt einfach nach der dümmsten Ausrede dafür, zu faul dazu zu sein, mit Liebe vorbereitete vegane Bolognese und Bechamelsauce, getrennt durch perfekt zugeschnittene Nudelplatten optisch ansprechend in eine Form zu schichten und das Ganze im Anschluss zu überbacken.
Klar, wirf doch einfach alles in einen Topf, gib dem vielleicht, vielleicht auch nicht essbaren Chaos einen Namen, den jedem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt, ignoriere die enttäuschten Blicke, wenn statt der perfekten Auflaufportion nur ein Suppenteller auf dem Tisch steht, der mehr nach Unfall aussieht und fühl’ dich, wie ein Meisterkoch. Lasagnesuppe. So ein Blödsinn. Nicht alles muss one pot sein!
Wie gesagt: So dachte ich. Vergangenheitsform. Sagen wir mal so: Ich habe mich selbst geläutert. Und ja, exakt aus dem oben genannten Grund. So eine Lasagne Bolognese ist mittags eben nicht mal so schnell aus dem Ärmel geschüttelt, wenn keine vorbereitete Bolo mehr im Kühlschrank oder Tiefkühlfach zu finden ist, die Nudelplatten dich aber doch so anlachen und dir säuselnd von dem Duft der vor sich hinblubbernden, fruchtigen, perfekt gewürzten Tomatensauce erzählen. Egal, wie lange die letzte Mahlzeit her ist, alleine bei dem Gedanken fängt man doch schon an zu sabbern, oder?
Und deshalb muss ich nun zugeben, dass es eben schon was hat, wenn dir nur 30 Minuten Zeit ein Gericht versprechen, welches diesen ganz plötzlich aufflammenden und nach kürzester Zeit heiß lodernden Lasagne-Appetit zu stillen vermag. Es fällt einfach sehr schwer, zu solch einem Ausblick Nein zu sagen. Deine Skepsis wird sich mit dem ersten Bissen verabschieden, da bin ich mir sicher.
Wir lassen uns natürlich trotzdem auch für unsere schnelle vegane Lasagnesuppe nicht lumpen und hacken frische Zwiebel, Stangensellerie, Karotten und Knoblauch für das Soffritto als leckerste, aromatische Suppenbasis in feinste Würfel, welche wir anschließend bei mittlerer Hitze in gutem Olivenöl dünsten, bevor wir Tomatenmark und ebenfalls fein gehackte getrocknete Tomaten dazugeben und kurz schmoren lassen. Du kennst das Spiel sicherlich mittlerweile: Es geht um Umami!
Nun kommt Sojagranulat dazu – das vorherige Einweichen können wir uns diesmal sparen, so nimmt das vegane Hackes noch mehr Geschmack an –, darf kurz mitbraten und dann wird eigentlich nur noch mit Passata aus vollreifen Tomaten und etwas Gemüsebrühe abgelöscht, mit ordentlich Oregano und Thymian gewürzt und schon kommt der lustige Part: Vermutlich das erste Mal im Leben darfst, nein, sollst du die Lasagneplatten in wirklich unregelmäßigste Stücke zerbrechen ohne vorher deine Auflaufform bis auf den letzten Millimeter vermessen und dich dann doch darüber ärgern zu müssen, dass die letzte und damit sichtbarste Platte so unsagbar schräg und krumm an der wirklich absolut dümmsten Stelle zerbirst, dass du den optischen Fauxpas nicht mal durch ordentlich veganen Schmelzkäse komplett verstecken kannst. Unserer Lasagnesuppe macht das rein gar nichts aus, lass deinem Frust einfach freien Lauf und dann rein in den Topf mit den Pastascherben. Jetzt heißt es nur noch: Deckel drauf und köcheln lassen, deine Arbeit ist getan.
Spürst du das? Diese Leichtigkeit in der Magengegend? Nein, ich meine nicht den Hunger, der schon nagt. Man nennt es Freiheit! Und die genießt du jetzt mit hochgelegten Füßen, bis dein Küchentimer zu Tisch und damit zur einzigen, aber leckersten Suppensauerei ruft, die den Namenszusatz Lasagne wirklich verdient hat. Erst recht, wenn du sie mit ordentlich veganem Reibekäse und selbstverständlich frischem Basilikum toppst. Aber das hättest du ohnehin, richtig?
Die leckerste vegane Lasagnesuppe
- 15 g getrocknete Tomaten
- 1 große Zwiebel
- 1 Karotte ca. 100 g
- 2 Stangen Sellerie ca. 125 g
- 3 EL Olivenöl
- 1 TL Salz
- 2 Zehen Knoblauch
- 2 EL Tomatenmark
- 2 TL Ahornsirup
- 40 g Sojagranulat
- 700 g passierte Tomaten
- 750 ml Gemüsebrühe
- 2 Blätter Lorbeer
- 1 Zweig Thymian
- 1 TL Oregano gerebelt
- ¼ TL Chiliflocken
- 150 g Lasagneplatten
Für das Topping
- 40 g veganer Reibekäse
- 10 g Petersilie
- 10 g Basilikum
- schwarzer Pfeffer grob gemahlen
- Getrocknete Tomaten 5 Minuten in 50 ml heißem Wasser einweichen.
- Währenddessen für das Soffritto Zwiebel, Karotte und Sellerie in feine Würfel schneiden. Tomaten abgießen, Einweichwasser auffangen und beiseite stellen, Tomaten ebenfalls fein würfeln.
- Olivenöl in einen großen Topf geben, Soffritto hineingeben, mit ½ TL Salz würzen und bei mittlerer Hitze unter häufigem Rühren 4 Minuten schmoren. Knoblauch fein hacken und zusammen mit dem Tomatenmark, dem Sirup und dem Sojagranulat in den Topf geben. 1 Minute unter Rühren rösten.
- Mit passierten Tomaten, dem Einweichwasser und Gemüsebrühe ablöschen. Lorbeerblätter, Thymianzweig, Oregano und Chiliflocken dazugeben, mit dem restlichen Salz abschmecken und 15 Minuten mit geschlossenem Deckel bei mittlerer Hitze köcheln lassen.
- Lasagneplatten grob zerbrechen und unter die Suppe rühren. 5 Minuten mit geschlossenem Deckel kochen, dabei ab und zu umrühren.
- Veganen Reibekäse auf der Suppe verteilen, mit geschlossenem Deckel weitere 2 Minuten anschmelzen lassen.
- Mit fein gehackter Petersilie und Basilikum und Pfeffer getoppt servieren.
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88 Kommentare
Eigentlich eine Schande, dass es hierzu so wenig Bewertungen gibt!
Wie immer habe ich das Rezept bloß als grobe Richtlinie hergenommen, aber die wichtigen Zutaten nicht ausgetauscht und ich bin vom ganzen Konzept Lasagnesupppe sehr angetan. So sehr, dass ich die schon richtig oft nachgekocht habe und sie jedes Mal hervorragend wurde 🙂
Ein Zucchino und auch mal Champignons schmecken ebenfalls richtig gut dazu.
Danke dir für das tolle Feedback, Steffi. Und klar, die Lasagnesuppe eignet sich super zum Abwandeln und Variieren.
Liebe Grüße
Jörg
Was soll ich sagen: Ich war völlig dagegen. Lasagnesuppe – pfff, so ein Schmarrn. Meine Erkenntnis: Schmeckt absolut köstlich! 😋
Ganz ehrlich: So dachten wir auch zuerst. 😅
Danke dir für das tolle Feedback, freut uns sehr!