Warum fertig teuer kaufen, wenn man eine vegane Currywurst einfach, günstig und richtig gut auch selber machen kann? Ja, sowohl die Wurst als auch die perfekte Currywurst-Sauce.
Man kann’s eigentlich nicht anders sagen: Die Currywurst ist low key Kulturgut in Deutschland. Über die Currywurst wurden Lieder und Bücher geschrieben, sie ist die Mutter aller Imbissbudenleckereien, Kantinenklassiker und neben dem Döner vermutlich das deutscheste Fast Food.
Erfunden wurde sie nach (auch ziemlich stark von ihr selbst) weitverbreiteter Auffassung nach (und entgegen Uwe Timms Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“, in der die Story nach Hamburg verlagert wird) von Herta Heuwer genau am 4. September 1949 im Nachkriegsberlin. Damals waren Wurstdärme teuer und knapp und deshalb mussten die „nackten“ und ein bisschen unansehnlichen Würste irgendwie an die Leute gebracht werden. Herta Heuwer wollte das „Steak des kleinen Mannes“ kreieren und ertränkte die „Spandauer ohne Pelle“ in Ketchup, wie das wohl auch die Amerikaner damals mit ihren T-Bone-Steaks machten, die sich die Berliner aber nicht leisten konnten. Das kam allerdings zuerst gar nicht mal so gut an. Erst, als sie zusammen mit dem Geschäftspartner des Erfinders der nackten Bratwurst namens Frank Friedrich die Sauce mit diversen Gewürzen abschmeckte, ging’s los mit dem Erfolg. Dem ihrer eigenen Currywurst – die Sauce wurde natürlich zackig zum Patent angemeldet –, aber auch dem zahlloser Copycats und vor allem über die Stadtgrenzen Berlins hinaus.
75 Jahre später ist die Currywurst nicht mehr nur Imbissbuden-Klassiker, sie ist eigentlich zum zeitlosen Meme geworden. Das namensgebende Auto gibt’s schon lange nicht mehr und trotzdem nennt man Currywurst mit Pommes heute noch Mantaplatte. Am 4. September wird offiziell der Tag der Currywurst gefeiert und noch bis 2020 hielt sie sich über 28 Jahre hinweg zusammen mit Pommes frites auf der gewählten Platz 1 der beliebtesten Kantinenessen Deutschlands. Ja, Currywurst ist wirklich Kultur.
Unser veganes Currywurst-Dilemma
Bei dem Erfolg und der Anerkennung, der ihr entgegengebracht wird, sollte man eigentlich meinen, dass es an jeder Ecke auch vegane Currywurst geben müsste. Als Lastenbike- statt Mantaplatte von mir aus. Aber ganz ehrlich: Wir sind auch 2024 noch enttäuscht vom Angebot. Die heute vermutlich bekannteste Currywurstbude Curry 36 hatte bei einem Berlin-Trip im April ausgerechnet in der Filiale am Hauptbahnhof skandalöserweise keine vegane Currywurst da. Ja, selbst in Ulm steht die vegane Currywurst auf den Karten gleich zweier Gaststätten und die ist auch gut, aber eben auch nicht wirklich typisch „currywurstig“. Die Sauce ist nämlich das eigentliche A und O einer Currywurst und wenn da was serviert wird, was eher an Chutney erinnert, fühlt sich das einfach falsch an. Selbst bei den Fertigprodukten sieht die Auswahl noch eher mau aus. Und auch wenn wir Zusatzstoffen nicht pauschal-kritisch gegenüberstehen – wenn die Hälfte der Zutatenliste aus Polysacchariden, Aromen und Konservierungsstoffen besteht, vergeht auch uns der Appetit.
Vegane Currywurst selbst gemacht
Muss man eben wieder selbst ran. Das ist aber nicht schwer und hat eigentlich nur Vorteile. Unsere selbst gemachte vegane Currywurst mit DIY-Currywurstsauce ist supergünstig und beim selber „wursten“ wissen wir genau, was drinsteckt. In Richtung Health Claims gehen wir aber ohnehin nicht, auch eine vegane Currywurst ist kein vollwertiger Salat, sondern etwas, was man sich ab und zu mit Genuss gönnt, dann aber auch bewusst und gerne.
Für die vegane Bratwurst haben wir das Rezept für unsere vegane Weißwurst als Blaupause hergenommen, die machen wir also aus Seitan und püriertem Tofu. Dazu kommen typische Bratwurstgewürze. Nadine hat mich gebeten, da in Richtung ihrer Heimat zu gehen und da in Nürnberger Rostbratwürste wohl Majoran, Macis oder Muskatblüte, Piment und weißer Pfeffer gehören, kommen diese auch in unsere Currywurst. Etwas Guarkernmehl sorgt für einen guten Biss.
Die Masse wickeln wir in wiederverwendbare Mulltuchstücke ein und dämpfen sie ganz einfach im Dämpfaufsatz über einem großen Kochtopf. Heraus kommt die perfekte, „nackte“ Seitan-Bratwurst für unsere vegane Currywurst, die vielleicht auch Herta gemocht hätte.
Unsere Currywurst-Sauce
Herta Heuwer kochte ihre Sauce wohl ohne Ketchup. Und auch wenn wir das rote Gold lieben, in unsere Currywurst-Sauce kommen auch nur passierte Tomaten und Tomatenmark. Zuerst schwitzen wir fein gehackte Zwiebel kurz in Rapsöl an und löschen mit Tomatenpassata ab. Dann wird mit Currypulver (eine Standardmischung aus dem Supermarkt tut’s hier völlig), einer Prise Zimt, Tomatenmark, Sojasauce, etwas Apfelmus und Agavendicksaft abgeschmeckt. Die Signature-Zutat für unsere Currywurst-Sauce? Sriracha. Ein paar Spritzer davon machen die Sauce leicht pikant und geben ihr einen Hauch Knoblaucharoma. Jede Currywurstbude (auch eine virtuelle im Internet) braucht ihre Signature-Currywurstsauce!
Gegrillt schmeckt eine Currywurst noch besser
Natürlich schmeckt unsere vegane Currywurst auch aus der Pfanne, so richtig lecker wird sie aber vom Grill, weshalb wir sie auf den Rost unseres neuen Kingstone Cliff 3500 legen. Der schick in mattschwarz gehaltene Gasgrill hat den so ein bisschen martialischen Beinamen „Beast“ echt verdient, da die drei getrennt regelbaren Brenner ordentlichst Feuer machen können. Und das auch wirklich fix. Anschalten, fünfzehn bis zwanzig Minuten warten und schon kann losgegrillt werden. Danach schaltet man die Brenner einfach aus, schrubbt den Rost ab und ist fertig. Als ehemaliger Holzkohleverfechter sind wir jetzt Gasgrill-Konvertiten. Der Cliff hat außerdem ein Ass im (sprichwörtlichen) Ärmel. Im linken Seitentisch versteckt sich ein Seitenkocher, auf dem wir einfach direkt beim Grillen die Currywurst-Sauce für unsere vegane Currywurst zubereiten können. Den Grill gibt’s in deinem nächsten BAUHAUS, er ist aber auch im BAUHAUS-Onlineshop bestellbar.
Wir konnten uns die Fritten als Beilage nicht verkneifen. Aber wie hättest du deine vegane Currywurst am liebsten? Auf Mantaplatten-Art, mit Pommes oder mit einer Berliner „Schrippe“?
Mehr vegane Grillrezepte findest du übrigens auch in unserem Buch Vegan grillen kann jeder.
Vegane Currywurst mit selbst gemachter Currywurst-Sauce
Für die vegane Currywurst
- 250 g Tofu
- 3 EL Rapsöl
- 12 g Salz
- 250 ml Wasser
- 200 g Seitan Fix
- ¼ TL Guarkernmehl
- 1 ½ TL Majoran
- ¾ TL weißer Pfeffer gemahlen
- ½ TL Muskatblüte
- ¼ TL Piment
Für die Currywurstsauce
- 1 Zwiebel fein gewürfelt
- 1 ½ EL Rapsöl
- 400 ml passierte Tomaten
- 2 EL Currypulver
- ½ TL Zimt
- 3 EL Sojasauce
- 2 EL Tomatenmark
- 3 EL Apfelmark
- 2 EL Agavendicksaft
- 2 EL Sriracha
Für die vegane Currywurst
- Tofu grob zerbröseln. Mit Öl, Salz und 250 ml Wasser fein pürieren und in eine große Schüssel geben.250 g Tofu, 3 EL Rapsöl, 12 g Salz, 250 ml Wasser
- Seitan Fix mit Guarkernmehl und Gewürzen vermengen und nach und nach unter die Tofumasse heben. Gut vermischen, dabei aber nicht zu stark kneten. Der Teig sollte sehr weich sein und sich leicht anfühlen. Ist er zu fest, vorsichtig mehr Wasser unterheben.200 g Seitan Fix, ¼ TL Guarkernmehl, 1 ½ TL Majoran, ¾ TL weißer Pfeffer, ½ TL Muskatblüte, ¼ TL Piment
- „Brät“ in sechs ca. 115 g schwere Stücke teilen und jeweils mit befeuchteten Händen zu etwa 15 cm langen Würsten formen.
- Jede Wurst fest in ein ca. 20 × 20 cm großes Stück Mulltuch einwickeln und die Enden fest mit Wurstgarn verknoten.
- Vegane Bratwürste in einen Dämpfaufsatz geben und 25 Minuten bei niedriger bis mittlerer Hitze garen.
- Zum Grillen leicht einölen und über direkter Hitze 2–3 Minuten pro Seite goldbraun grillen. Alternativ etwas Öl in eine Pfanne geben und 5–7 Minuten rundherum goldbraun braten.
- Zum Servieren in etwa 2 cm große Stücke schneiden und mit ein paar Löffeln der Currywurstsauce toppen.
Für die Currywurstsauce
- Öl in einen heißen Topf geben, Zwiebel 3–4 Minuten bei mittlerer Hitze andünsten.1 Zwiebel, 1 ½ EL Rapsöl
- Mit passierten Tomaten ablöschen, restliche Zutaten dazu geben und bei niedriger Hitze unter häufigem Rühren 10 Minuten einköcheln lassen.400 ml passierte Tomaten, 2 EL Currypulver, ½ TL Zimt, 3 EL Sojasauce, 2 EL Tomatenmark, 3 EL Apfelmark, 2 EL Agavendicksaft, 2 EL Sriracha
Tipps
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Werbung! Dieser Beitrag wurde von BAUHAUS AG unterstützt. Gesponserte Beiträge helfen uns dabei, regelmäßig neue Rezepte für unsere Leser zu kreieren, Inhalte spiegeln aber immer unsere eigene Meinung wider. Danke, BAUHAUS und Danke, dass du Produkte und Marken unterstützt, die Eat this! supporten.
10 Kommentare
Ich finde alles so schön erklärt. Auch die Bilder und Rezepte finde ich so toll. Vielen Dank für deine Mühe, LG Ute.
Vielen Dank für das tolle Feedback, Ute. Freut uns sehr!
Liebe Grüße
Jörg
Heute erst mal nur die Currysoße getestet,da ich noch fertige Würstchen da hatte..
Mega lecker..🥳
Lieben Dank für das Rezept..🫶
Hallo Karin,
super, vielen Dank für das tolle Feedback. Freut uns wirklich sehr!
Liebe Grüße
Jörg
Interessant, versuche ich mal. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, in den 60er Jahren. Dachte immer, die Currywurst wäre unsere Erfindung gewesen…;-)
Das Saitan-Fix musste ich erst mal im Netz suchen, da ich mein Saitan selber mache oder fertig kaufe – dass es das als Pulver gibt. Ich werde meins lieber selber machen. Ich hebe die Stärke auf, z.B. für Klöße, Saucen usw. Wenn man helles Bio-Dinkel/Weizenmehl nimmt hat man auch keine Kleie.
Hast Du das nur mit dem Weizenproteinpulver entwickelt oder auch mit mit Saitan probiert? Dann könntest Du mir sagen wie viel Stärke Du wieder zugibst, um dann die Konsistenz hinzukriegen?
Tolle Seite übrigen, hänge ich an meine Lesezeichenleiste.
Beste Grüße Simone
Hallo Simone,
vielen Dank für das tolle Feedback!
Seitan Fix ist Glutenpulver, also im Grunde das (fast) reine Gluten. Angerührt wird daraus eine reine Seitanbasis. Stärke gebe ich dazu keine mehr. Ich habe früher den Seitan auch ausgewaschen, spare mir den Aufwand und das Wasser aber lieber, da das Ergebnis aus dem Glutenpulver gleichmäßiger ist und das Ganze eben auch schneller geht. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Super. Alles da. Die Mullwindel hol ich im DM, die haben Bio Baumwolle und kleinere Verkaufseinheit. Ich hab zwar das Wurstteil von Lurch, werde aber nicht warm damit. Mega Rezept zum Wochenende!
Hi SuRa,
die Wurstschablone von Lurch haben wir auch. Leider drückt es die aber immer auf, da sich der Seitan beim Dämpfen zu stark ausdehnt. Schöne Idee, aber so richtig funktionieren tut sie eben nicht. 🙈
Viel Spaß beim Nachmachen!
Liebe Grüße
Jörg
Habt ihr auch Tipps für die armen Mit-Darm-Sozialisierten unter uns, die bei gekauften Produkten nicht nur vom idealen Zusammenspiel von Konsistenz und Geschmack der Vurst sondern als dritter Bedingung auch noch vom perfekten Knack und Platzen der Ummantelung träumen? 😉
Hallo Jana,
das „vegane Darm-Thema“ (herrlich, wie falsch das klingt 😅) verfolgt mich auch schon ewig. Man könnte etwas aus Alginat basteln, wie es die großen Hersteller tun. Nur ist das halt ein ziemlicher Aufwand und braten und grillen lassen sich die Würste dann auch schwieriger. Hättest du denn Interesse an veganen Würstchen mit „Knack“ … auch wenn der etwas Aufwand erfordert?
Liebe Grüße
Jörg