Vegane Cig Köfte

Vegane Çiğ Köfte
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Wir sind ja der Meinung, Cig Köfte, die kleinen türkischen Bulgur-Frikadellen sind das perfekte Fingerfood – nicht nur an warmen Tagen. Sie sind leicht, schick, handlich, schlicht unverschämt „essbar“. Und on top sind sie auch noch unkompliziert und einfach zu Hause zuzubereiten. Na, Snacketit bekommen?

Cig Köfte. Man könnte sie als Erfolgsgeschichte des veganen Streetfood-Booms bezeichnen. Die Läden, in denen die kleinen, würzigen Frikadellen aus Bulgur und Gewürzen praktisch eingewickelt oder schnieke auf der Servierplatte präsentiert anbieten, ploppen in den letzten Jahren regelrecht aus den Böden sämtlicher größerer und kleinerer Städte.

Und wenn du mich fragst, mehr als zurecht! Nadine und ich jedenfalls werden quasi magisch angezogen, kommen kaum an einer Cig-Köfte-Bude vorbei, ohne mal ein Dürüm to go wegzuschnupfen. Gerade randvoll (also, mit Essen, versteht sich) aus dem Lieblingsrestaurant gestolpert? Ach, komm schon, ein paar Köfte auf die Hand gehen als Nachtisch noch.

Die Bulgur-Buletten (können wir bitte Bulgurletten etablieren? Dankeschön!) sind aber auch unverschämt leicht und dazu auch noch so verflucht „essbar“ geformt. Klein, außerordentlich hübsch anzusehen, handlich, einwickel-, roll- und dipbar, kurz, perfektes Fingerfood!

Einer Überlieferung nach kommen Cig Köfte – das Cig wird übrigens „Tschieh“ ausgesprochen  und Cig Köfte bedeutet übersetzt schlicht „rohes Zerstampftes“, falls du dich bereits gefragt hast – aus Urfa, einer Stadt nahe der syrischen Grenze. Eigentlich besteht das Rezept für die Frikadellen im Original aus rohem Hackfleisch und Gewürzen, Cig Köfte sind also nicht per se vegan. Aus hygienischen Gründen – ist halt doch nicht so die gute Idee, rohes Fleisch im dann ja doch recht warmem Klima zu lagern und danach zu spachteln – wurde der Straßenverkauf der traditionellen Rezeptur in der Türkei jedoch 2008 gesetzlich untersagt und somit traten die veganisierten oder zumindest vegetarisierten Köfte in den gesellschaftlichen Vordergrund und, eroberten auch „unsere“ Innenstädte. Und das Geschäft boomt!

Vegane Çiğ Köfte

Das heißt aber noch lange nicht, dass es da bleiben muss. Also, auf den Straßen. Im Gegensatz zu so einigen anderen Streetfood-Favorites sind vegane Cig Köfte auch in den eigenen vier Wänden easy peasy auf den Tisch gebracht. Oder ins Fladenbrot. Oder ins Salatblatt.

Traditionell ist die Zubereitung ohnehin Familiensache. Alle sitzen um eine große Schale herum auf dem Boden, eine Person wird für die Köfte verantwortlich gemacht und darf kneten, die anderen unterhalten sich gemütlich … und zwar lange, denn das wiederholte an- und ineinander reiben der Bulgur-Körnchen sorgt für die richtige Konsistenz und dafür, dass sich die Gewürze perfekt verteilen.

Kann man machen, macht in einer geselligen Runde auch Spaß und sorgt für eine wirklich angenehm lahme Schulter beim Köfte-Beauftragten – heißt, du merkst, dass du dir dein Essen echt verdient hast –, wir kürzen trotzdem gerne ein wenig ab.

Vegane Çiğ Köfte

Was du für unsere veganen Cig Köfte brauchst

Vor allem feinen Bulgur, den du als „Köftelik Bulgur“ am einfachsten im türkischen Laden bekommst, den es mittlerweile aber auch in der Feinkostabteilung im gut sortierten Supermarkt gibt.

Diesen übergießen wir in einer großen Schüssel mit heißem, aber nicht kochenden Wasser und etwas erwärmter Passata, vermengen ihn mit Tomaten- und türkischem, scharfen Paprikamark, Kreuzkümmel, Cayennepfeffer, Salz, Pfeffer, Sumach und Isot.

Sumach könntest du mittlerweile kennen, das säuerliche Gewürz aus den Früchten des Sumach-Strauchs ist ein türkisches Must-have. Isot oder Urfa biber sind tiefbraune, fermentierte, getrocknete Chiliflocken aus Urfa mit einem besonderen, an Trockenfrüchte erinnernden, intensiv scharfen Geschmack. Beides kannst du notfalls weglassen oder durch etwas Essig und respektive andere Chiliflocken ersetzen, die Anschaffung lohnt sich aber, versprochen! Auch unsere türkischen, geschmorten Auberginen schmecken mit beidem noch einen Ticken besser.

Die Bulgurmasse darf nun 20 Minuten mit verschlossenem Deckel quellen, das erspart uns einiges an Muskelkater. Währenddessen reiben wir eine Zwiebel und etwas Knoblauch und hacken Petersilie und wenn du magst auch andere Kräuter wie Minze und Dill fein. Dill ist zwar nicht wirklich traditionell, wir finden das Aroma aber super.

Vegane Çiğ Köfte

Zwiebel und Knoblauch kommen nun zusammen mit Olivenöl und türkischem Granatapfelsirup zum gequollenen Bulgur, jetzt darfst du dann doch nochmal fünf kurze Minuten Hand anlegen. Dabei knetest du den Teig am besten in einer flachen Schale mit dem Handballen – ähnlich, wie du auch Brotteig bearbeitest –, quetschst den Bulgur dabei aber auch immer wieder durch die Finger, um wirklich jedes einzelne Körnchen mit den Gewürzen zu marinieren.

Zum Schluss hebst du etwas vorsichtiger die Kräuter unter und schon ist sie fertig, unsere vegane Cig Köfte-Masse. An der Stelle im Rezept werfen ordentliche Bulgurletten-Fans eine Portion des Teigs an die Decke – je länger der „Flatschen“ da oben hängen bleibt, desto besser waren die Köfte-Skills des Kochs. Du musst das nicht machen, aber komm schon, live a little, du solltest doch ohnehin mal wieder streichen, oder?

Die typische Form bekommen die Frikadellen nun, in dem du etwa zwei Esslöffel des Teigs in einer Hand länglich formst und kompakt zusammendrückst. Die Abdrücke deiner Finger ergeben das unverkennbare Muster und zeigen beiläufig auch jedem, wer gerade für das Abendessen verantwortlich war.

Dazu gibt es … eigentlich, was du willst. Granatapfelsirup, Salat, Brot, türkische Pickles, Zitronenschnitze? Klingt nach einer 1A-Genießerplatte. Wir lieben es auch, die Happen in frischen Tahin-Joghurt zu dippen und mit rohen roten Zwiebeln zu toppen. Aber ganz ehrlich, eigentlich schmecken unsere veganen Cig Köfte auch pur schon so, als könntest du noch mindestens zweiunddrölfzig weitere davon essen.

Vegane Çiğ Köfte

Portionen 28 Köfte

Vegane Cig Köfte

Zubereitungszeit 15 Minuten
Quellzeit 20 Minuten
Arbeitszeit 35 Minuten

Zum Servieren

  • Passata und 300 ml Wasser auf etwa 70 °C erhitzen.
  • Bulgur in einer großen Schüssel mit Tomaten- und Paprikamark, Isot, Sumach, Kreuzkümmel, Chilipulver, Salz und Pfeffer vermengen. Passata und Wasser dazugeben, gut durchrühren und abgedeckt 20 Minuten ziehen lassen.
  • Währenddessen Zwiebel und Knoblauch reiben oder in der Küchenmaschine pürieren, Petersilie fein hacken.
  • Zwiebel, Knoblauch, Olivenöl und Granatapfelsirup zum gequollenen Bulgur geben und min. 5 Minuten kräftig durchkneten. Dabei mit dem Handballen mit Kraft auf den Schalenboden drücken, sodass die Bulgurkörnchen aneinanderreiben, den „Teig“ wieder zusammenpressen und wiederholen.
  • Petersilie unterheben, erneut kurz durchkneten, bis die Petersilie gut verteilt ist, bei Bedarf mit Salz und Granatapfelsirup abschmecken.
  • Zum Formen etwa 2-3 EL in die Hand nehmen, länglich formen und kompakt zusammenpressen. Die Fingerabdrücke ergeben die typische Form.
  • Mit Salat, Brot und Zitronenscheiben servieren und mit Granatapfelsirup und Schwarzkümmel toppen.

Unsere Tipps

Bestellst du bei deinem Stamm-Cig-Köfte-Menschen immer die mildere Variante, kannst du den Cayennepfeffer durch mildes Paprikapulver ersetzen und je nach Schärfeliebe Isot nach und nach zugeben.
Isot kann notfalls auch durch andere Chiliflocken, wie z. B. Pul Biber ersetzt werden, Sumach durch etwas Balsamicoessig. Aber nur, wenn es unbedingt sein muss, okay?

Vegane Çiğ Köfte

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Steady

Vegan seit zwanzig-null-sechs. Liebt es, zu kochen, guten Kaffee, Chilis in allen Formen und Farben, Kameras und Objektive – hofft dabei, dass er das ganze Zeug auch zumindest einigermaßen angemessen bedienen kann –, hat nie genügend Messer, sitzt gerne auf dem Mountainbike und hört dabei Metal.


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  1. No hate, Freunde, ABER: Urfa ist eine kurdische Stadt in der Türkei. Vllt noch ein bisschen christlich geprägt durch Armenier und Syrer, aber das osmanische Reich hat sich das Gebiet erst viel später einverleibt und heute leben dort fast nur Kurden. Der Legende nach stammt das Gericht auch aus abrahamitischer Zeit – wie dem auch sei: So richtig türkisch ist es nicht. 🙂

    1. Keine Sorge, Input wird keinesfalls als Hate verstanden (gut, kommt auch auf die Formulierung an 😅). Im Gegenteil, wir diskutieren ja sehr gerne – auch und gerade über geschichtliche und kulturelle Hintergründe!

      Ich habe Urfa und die Nähe zur syrischen Grenze als Herkunft der Köfte ja beschrieben. Dass Gebiete geschichtlich gesehen anders aufgeteilt waren und sich Gerichte dadurch teils nicht mehr so recht zuordnen lassen, ist ja nicht nur bei Cig Köfte so. In der Diskussion werden sie meiner Recherche nach heute aber eigentlich hauptsächlich der türkischen Küche zugeordnet. Wie würdest du sie denn kategorisieren?

      Liebe Grüße
      Jörg

  2. Hej,
    gestern Abend nach der Messe die Köfte noch schnell zusammengeknetet, (weil es dort nix vernünftiges gab) und ich bin wieder mal rundum glücklich mit eurem Seelenfutter! Hatte mir ja extra mal den 2,5 kg Sack Bulgur gekauft 😉 und nicht umsonst, weil euer Rezept so lecker ist!
    Aber eine kleine Frage hätte ich da, ich Scherzkeks 😉 wie viel nascht ihr tatsächlich während der Zubereitung? seid ihr vielleicht sogar schon satt bevor es fertig ist? 😉 …Ich habe gestern endlich mal gezählt (nachdem ich jedes mal zwei bis drei voll gefüllte Teller rausbekommen habe, die irgendwie in den Kühlschrank passen müssen, und die Teile für uns beide ca. drei Tage reichten, und ich ja auch schon genascht habe (nur, weil nicht alles auf die Teller passte:)) und es kamen sage und schreibe 45 Stück raus 😀
    Ich danke euch für das tolle Rezept, die Infos dazu und sowieso alles was ihr auf eurem Blog so von euch gebt.

    1. Hej Mela,

      vielen lieben Dank, das freut uns wirklich sehr! Ui, sind deine Köfte vielleicht einfach etwas kleiner? Wir werden das auf jeden Fall auch noch mal prüfen. Aber zu viele Köfte gibt’s ja eigentlich nicht, gell? 😅

      Liebe Grüße
      Nadine

      1. Hi Nadine,
        Eigentlich habe ich keine kleinen Hände 😅 aber ja, es können gar nicht zuviele Köfte sein, sie waren auch wieder zu schnell weg, dass ich eben grade wieder welche gemacht hab 😂

    1. Hallo Julia,

      es gibt auch Bulgur-Alternativen aus Pseudogetreide. Du müsstest einfach ausprobieren, ob die Masse dann trotzdem hält. Alternativ könnte ich mir vorstellen, dass Amaranth funktionieren könnte, der klebt ja von Natur aus auch ein wenig.

      Liebe Grüße
      Jörg

  3. Mein erster Versuch war leider enttäuschend, was aber wohl daran lag, dass ich das Rezept JETZT SOFORT machen wollte und den normalen Bulgur in der Küchenmaschine fein gehackt/gemahlen hab. Spoiler: Das funktioniert nicht!
    Somit wurde nichts aus hübsch formen und als Fingerfood verspeisen.
    Eingewickelt in Fladenbrot mit Salat und Jogurtsauce hat es aber sehr lecker geschmeckt.
    Es gibt auf jeden Fall noch einen weiteren Versuch ,diesmal dann mit der richtigen Grundmasse…

    Danke für eure tollen Rezepte, die Texte wie auch die Bilder sind immer sehr ansprechend.

    1. Dann hoffen wir, dass der nächste Versuch klappt. Tausend Dank für das Feedback und freut uns natürlich, dass es trotzdem geschmeckt hat. 🙂

      Liebe Grüße
      Jörg

  4. Vielen Dank für das Rezept. Liest sich super, wird am WE ausprobiert. Habe bisher ein Rezept verwendet, in dem rote Linsen und Bulgur verwendet werden. Denke mal, dass hier die Konsistenz eher ans Original heranreicht. Bin gespannt.

    1. Hallo Babs, das was du meinst, ist ein eigenes Köfte Gericht, das per se auch schon vegan ist. Das heisst “Linsen Köfte” oder auf türkisch “Mercimek Köfte”. Ist auch ultra lecker und sehr ergiebig. Der große Unterschied ist, dass bei Çiğ Köfte das Isot den ausschlaggebenden Geschmack macht und beim Linsen Köfte der Kreuzkümmel. Daher wäre hier die wirklich 100% authentisch türkische Urfa Variante eigentlich immer ohne Kreuzkümmel.

    2. Das Rezept war megalecker. Habe es gestern entdeckt und habe solch einen Appetit auf diese cig Köfte bekommen, dass ich heute schnell zum türkischen Supermarkt gefahren bin und alle Zutaten besorgt habe. Sogar den Kindern hat es geschmeckt, vielen Dank für dieses tolle Rezept. Ich habe noch eine zweite Portion gemacht, da habe ich Buchweizenbulgur verwendet, weil der so gesund ist, hat auch gut funktioniert.

  5. Vielen Dank für das super Rezept. Werde es heute ausprobieren. Sollte mal was übrig bleiben, kann man die Bällchen dann einfrieren? Habt ihr da Erfahrungen gemacht?
    Liebe Grüße

      1. Hallo Vanessa,
        da ich ein großer Fan von Einfrieren bin, habe ich das auch mit diesen Köfte probiert – es funktioniert 🙂

  6. Cool, ich wollte diese Dinger immer mal machen, aber der Arbeitsaufwand mit dem ewig langen Kneten hat mich bisher davon abgehalten. Aber so klingt das für mich machbar 🙂 Da kommt endlich auch mal der Granatapfelsirup zum Einsatz, der schon etwas länger im Schrank rumsteht. Sumach steht auch schon lange auf meiner Liste. Gottseidank gibt es seit Kurzem einen Türken in meiner Nachbarschaft.

  7. Mmmh! Ein Traum! Und eine extrem gute Idee, das Vorquellen 🙂 Jeder, der sich schon mal die Schulter schmerzig geknetet hat, wird wissen, was ich meine … Aber: wisst ihr, ob es den feinen Bulgur auch weizenfrei gibt?

      1. Aber auch den gibt es nicht in der feinen Variante und vermutlich wird das Rezept nicht ganz so gut funktionieren, da die Stärke von Buchweizen bei der “Bearbeitung” eher schleimig wird.

    1. Ich geb’s zu, wir hatten bereits gekochten Bulgur zu verwerten und haben das mit dem feinen Bulgur und dem hingebungsvollen Kneten etwas übersprungen. Fazit: Die Masse lässt sich dann natürlich nicht wirklich formen, aber geschmacklich war es trotzdem top. Wiederholen wir auf jeden Fall nochmal ein bisschen rezepttreuer. 😉
      Danke für dieses – wieder mal – köstliche Rezept!

      1. Super, freut uns, dass es euch – trotz Schummelei 😅 – so gut geschmeckt hat!

    1. Hey Lars,

      nein, Couscous sind tatsächlich mechanisch zu Kügelchen geriebener Hartweizenries, Bulgur ist geschnittener, vorgekochter Weizen. Da gibt’s schon Unterschiede. 🙂

      Pul Biber sind Chiliflocken, Sumach ein säuerliches Gewürz. Beides ist geschmacklich nicht untereinander tauschbar, aber wenn du Sumach eben gerade nicht hast und es gerne schärfer magst, kannst du natürlich auch nach eigenem Geschmack würzen. 👍

      Liebe Grüße
      Jörg