Eine Interpretation der leckeren vietnamesischen Nudelsuppe mit Reisnudeln, knackigen Sprossen und vielen frischen Kräutern: Das ist unsere vegane Pho!
Offiziell gibt es Pho seit etwa rund hundert Jahren und es wird sich im Westen gerne erzählt, dass Pho in ihrer heutigen Form stark durch die damalige französische Kolonialherrschaft beeinflusst worden ist. Genauso wie die Franzosen ihr Baguette mitbrachten, dass dann in kürzerer Form als das beliebte Streetfood-Sandwich Banh Mi Einzug in die vietnamesische Küche fand, verlangten sie nach Rindfleisch(-brühe) für Suppen, obwohl diese bis dato in Vietnam traditionell eher mit Huhn oder Schwein zubereitet wurden. Westliche Quellen verweisen deshalb oft auf die mögliche Namensherkunft durch den französischen Rindfleischtopf „Pot-au-feu“ und der zumindest entfernt ähnlichen Aussprache vom französischen Feuer „feu“ und Pho. Das ist jedoch keinesfalls belegt und viele Wissenschaftler streiten sich darüber, zumal sich ja auch schon die Zubereitung der beiden Gerichte komplett unterscheidet.
Diese Aussage der Historikerin Erica J. Peters trifft es daher gut:
The French have embraced pho in a way that overlooks its origins as a local improvisation, reinforcing an idea that the French brought modern ingenuity to a traditionalist Vietnam.
Bei Wikipedia heißt es außerdem:
Pho likely evolved from similar noodle dishes. For example, villagers in Vân Cù say they ate pho long before the French colonial period.
Es ist ja leider nicht das erste Mal in der Geschichte, dass sich Europäer als großartige Erfinder, Entdecker oder sonst was aufgespielt haben.
Bis Mitte der 50er-Jahre war die schmackhafte Suppe lediglich in Nordvietnam bekannt, erst als nach der Indochinakonferenz 1954 Millionen Vietnamesen von Nord- nach Süd-Vietnam flüchteten, brachten sie ihre traditionellen Rezepte mit. Pho, die bis dato im Süden eher unüblich, sogar unbeliebt war, verbreitete sich nun wie ein Lauffeuer. Besonders in Saigon wurde die heute so unverkennbar und beliebte Suppe nochmals transformiert: Es wurden deutlich mehr Gewürze, frische Kräuter, Fischsauce und andere Würzsaucen wie Hoisin und Sriracha hinzugefügt – nicht immer zum Wohlgefallen der Suppen-Puristen des Nordens.
Nach dem Ende des Vietnamkriegs 1975 nahmen wiederum Millionen Vietnamesen ihre Heimatrezepte mit in die ganze Welt und der Rest ist Geschichte.
Super interessant diskutieren auch die beiden Journalistinnen Minh Tu Tran und Vanessa Vu vom sehr hörenswerten Podcast „Rice and Shine“ in der Folge „Ist das noch Pho oder schon respektlos“ zum Thema. Wir hoffen jedenfalls, es wird uns Vegis verziehen, dass wir für unsere Gemüsebrühe zu Karotte und Sellerie gegriffen haben! 😅
So einfach bereitest du unsere vegane Pho zu
Wie du vielleicht weißt, gibt es ja bereits ein Rezept zu einer schnellen Pho auf dem Blog. Und du glaubst nicht, wie oft wir dieses fixe Süppchen neben unserer liebsten Glasnudelsuppe hier das ganze Jahr über verdrücken – die gehen für uns beide schon als fancy Instant-Suppen durch!
Nachdem das Rezept für die schnelle Pho ein bisschen „Freestyle“ ist, widmen wir uns heute der Brühe noch mal gebührend. Denn eine richtige Pho-Brühe köchelt traditionell schon mal fünf bis sechs Stunden! Bevor du jetzt schreiend wegrennst, kann ich dich beruhigen, dass nur die Original-Fleischbrühe so lange braucht.
Unsere vegane Pho auf Gemüsebasis benötigt gerade mal eine bis maximal zwei Stunden – in denen du außerdem nichts machen musst. Nicht rühren, nicht aufpassen. Nada. Einfach ab auf den Herd damit, den Timer stellen und wieder vergessen. Du benötigst nicht mal irgendwelche abgefahrene Zutaten.
Gewürze wie Zimt, Nelken, Koriandersamen und Sternanis hat doch jeder, der gerne kocht, im Gewürzregal, oder? Dazu noch Küchen-Stapels wie Zwiebeln, Karotten, Knoblauch und auch Ingwer, Champignons sind jetzt nichts Spezielles. Und na ja, Öl, Sojasauce und Zucker dürftest du ja auch parat haben. Unsere vegane Pho-Brühe lässt sich bestenfalls sogar aus deinen aktuellen Vorrats- und Kühlschrankzutaten zaubern.
Röstaromen bitte!
Es gibt lediglich einen ersten wichtigen Schritt, bevor sich alle Aromen und Geschmäcker zusammen im Jacuzzi gemütlich machen dürfen. Und zwar das ordentlich Rösten von Ingwer und Zwiebel! Dieser Step darf wirklich nicht ausgelassen werden, um eine auch nur annähernd authentische Pho-Brühe zuzubereiten. Dazu halbierst du Ingwer und Zwiebel und röstest die beiden ohne Öl (!) bei hoher Hitze in einem Topf etwa sieben Minuten an, bis sich Röstaromen freisetzen, die dann später für viel Geschmack in der Suppe sorgen.
Solltest du einen Gasherd besitzen, kannst du das Gemüse auch kurz über der Flamme rösten oder sogar mit dem Bunsenbrenner ran. Als dritte Alternative eignet sich auch der Backofen dafür. Da wir aber auch die Gewürze noch toasten möchten, finden wir die Methode im Topf am einfachsten. Pass‘ hier nur bitte auf, dass der Topfboden für die Gewürze nicht mehr ganz so heiß ist, sonst verbrennen diese schnell und die Brühe kann bitter werden!
Danach schwitzen wir unser Gemüse nur noch fünf Minuten bei mittlerer Hitze an, fügen die Gewürze hinzu, gießen mit Wasser auf und kochen alles auf. Und jetzt kommt auch schon der faule Teil. Ohne Deckel darf die Brühe nun gemütlich bei niedriger Hitze abhängen und lecker werden. Du kannst es der Suppe gleichtun und hast jetzt frei.
Die Brühe kannst du übrigens jederzeit zubereiten, wenn du gerade Zeit und Lust dazu hast. Wir kochen immer gleich ein paar Liter auf Vorrat und frieren diese dann portionsweise ein. So musst du lediglich, wenn dich der Pho-Jieper ereilt, die Brühe auftauen, fix Reisnudeln kochen und mit Lieblingstoppings garnieren. Das geht schneller als Spaghetti mit Tomatensauce oder den Pizzadienst zu rufen.
Und wo wir schon von Toppings sprechen. Da lieben wir es ganz simpel – frische Sojaprossen, ein paar Shiitake Pilze (die vorher gemütlich mit in der Brühe baden durften), ein paar Scheiben frische Jalapeños, Limettenspalten und natürlich jede Menge Koriander. Unser i-Tüpfelchen, wie könnte es anders sein, Sriracha!
Unsere vegane Pho
Für die Brühe
- 50 g Ingwer
- 2 Gemüsezwiebeln
- 5 Sternanis
- 5 Nelken
- 2 EL Koriandersamen
- 3 Kapseln Kardamom optional
- 1 Zimtstange
- ½ EL Pfefferkörner
- 150 g Rettich
- 1 Karotte
- 1 Stange Sellerie
- 100 g Champignons
- 6 getrocknete Shiitake-Pilze entspricht ca. 25 g
- 2 EL Öl
- 3 Zehen Knoblauch
- 2 l Wasser
- ½ EL Salz
- 1 EL Rohrohrzucker
- 2 EL Sojasauce
Außerdem
- 100 g Sojasprossen
- 200 g dünne Reisnudeln
- grüne Chili
- Ingwer und Zwiebeln halbieren, mit den Schnittseiten nach unten in einen heißen Topf ohne Öl geben und bei mittlerer bis hoher Hitze 7 Minuten rösten, bis die Schnittseiten gut gebräunt sind. Der Ingwer braucht etwas länger.
- Topf kurz etwas abkühlen lassen, dann die Gewürze dazugeben und weitere 2 Minuten rösten. Vorsicht, dass die Gewürze nicht verbrennen. Anschließend aus dem Topf nehmen und beiseite stellen.
- Rettich, Karotte, Sellerie und Champignons in grobe Stücke schneiden. Öl in den Topf geben, Gemüse bei mittlerer bis hoher Hitze 3-5 Minuten anrösten, dabei ab und zu umrühren. Grob gehackten Knoblauch, gerösteten Ingwer, Zwiebeln und Gewürze und getrocknete Shiitake mit in den Topf geben, mit Wasser aufgießen, mit Salz, Zucker und Sojasauce würzen, aufkochen und anschließend bei niedriger Hitze ohne Deckel 1 Stunde köcheln lassen.
- Brühe durch ein feines Sieb abgießen. Shiitake herausnehmen.
- Reisnudeln nach Packungsanweisung kochen. Chili in feine Ringe schneiden. Nudeln auf Suppenschüsseln aufteilen mit Brühe übergießen und mit Shiitake, Sprossen und Chili garniert heiß servieren.
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18 Kommentare
Hi ihr beiden,
Nachdem ich eigentlich eure schnelle Pho ausprobieren wollte, habe ich noch dieses Rezept gefunden und hatte sogar noch (fast) alle Zutaten. Den Rettich und Stangensellerie habe ich durch Lauch und Staudensellerie ersetzt, getrocknete Pilze habe ich weggelassen.
In der Liste steht 2L, im Text bei Schritt 2 sind es 3L – was denn nun?
Bei mir hat sich die Frage erübrigt, mein Topf ist nach 2L voll, aber es duftet herrlich! Und nächstes Mal ganz bestimmt mit Pilzen!
Euch noch ein schönes Wochenende!
Hi Melanie,
vielen Dank für das klasse Feedback. Die Angabe im Rezept ist etwas missverständlich formuliert. Es sollte bedeuten, dass ein ausreichend großer Topf verwendet werden sollte, da Wasser inklusive der übrigen Zutaten etwa 3 l füllen. Habe die Angabe direkt gelöscht, verwirrt ja offensichtlich eher. 😅
Liebe Grüße
Jörg
ENDLICH – mal eine Pho gegessen. In Vietnam habe ich irgendwie keine vegane Variante gefunden, oder es einfach verpeilt 🙂
Super lecker! Unglaublich, wie mit diesen einfachen Zutaten eine so geniale Brühe entstehen kann…
Herzlichen Dank dafür.
Euer neues Rezept „Chinesischer Home-Style Tofu“ ist gerade in Vorbereitung. Ich folge den 2 Girls von „littlericenoodle“ auch auf Instagram. Eine supertolle Idee mit „Tellerrand“. Ich werde berichten unter dem Rezept.
Herzliche Grüsse von Manu
Super, freut uns mega, dass dir die Pho so gut geschmeckt hat. Beim nächsten Vietnam-Besuch dann gerne mit dem Original vergleichen, ja? 😅
Hoffe, der Tofu hat auch geschmeckt.
Hallo ihr beiden,
obwohl ich vietnamesisches Essen liebe, habe ich bisher nie eine Pho gegessen, deshalb fehlt mir der Vergleich. Diese hier ist deliziös! Ich oute mich hiermit als Banause: Mein Freund und ich haben uns durch verschiedenste Toppings probiert und sind dann mit euren Pfannkuchen als Einlage bei der besten Frittatensuppe aller Zeiten gelandet. Zum Reinlegen lecker!!!
Vielen Dank und frevelhafte Grüße 🙂
Regina
Ich kann mir super vorstellen, dass Bánh Xèo, das sind vietnamesische Crêpes, zur Pho super schmecken und hey, warum nicht auch reindippen, also why not!
Danke für das super Feedback!
Danke auch für dieses tolle Rezept, ich musste ein bisschen improvisieren und habe Pastinakengrün anstatt Sellerie genommen, aber die Pho war trotzdem himmlisch. Beim nächsten Mal werde ich wohl die Gewürze in einem Teebeutel mitkochen, dann ist das Gemüse auch noch genießbar.
Klasse, das freut uns riesig. Danke für das Feedback!
Wir werfen ja auch extrem ungern Lebensmittel weg, aber das Gemüse ist nach dem Auskochen nicht mehr wirklich lecker beziehungsweise schmeckt es eben doch sehr „ausgelutscht“, weshalb wir zumindest hier kein Problem damit haben, es zu entsorgen. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Gibt es irgendeine Alternative für den Stangensellerie oder kann ich ihn auch einfach weglassen?
Wie groß/schwer ist die Karotte in eurem Rezept denn gewesen? Und wieviel haben die Shiitake gewogen? Ich habe beim letzten Einkauf nur welche in Scheiben gefunden und auch sonst haben sie meist sehr unterschiedliche Größen. Ich fände es generell gut, wenn ihr bei Zutaten, die in stark schwankenden Größen erhältlich sind, zusätzlich das ungefähre Gewicht angeben würdet, gerade dann, wenn der Endgeschmack davon abhängt.
Ich habe noch nie Pho gegessen und bin tierisch gespannt darauf. ☺
Sellerie hat eben ein recht intensives, herzhaftes aber trotzdem frisches Aroma. Falls es dir um den typischen Selleriegeschmack geht: keine Sorge, herausschmecken wirst du ihn nicht. Im Extremfall kannst du ihn aber auch weglassen.
Dann lasse ich ihn lieber raus. Eine einzelne Stange kann man in der Regel nicht kaufen, und für den Rest habe ich keine Verwendung.
Die Frage nach dem ungefähren Gewicht der Pilze war mir eigentlich auch wesentlich wichtiger. So weiß ich leider gar nicht, wieviel ich von den geschnittenen nehmen muss. 🥴
Trotzdem danke.
Ist jetzt endlich angepasst. 🙂
Huhu!
Also, eure Rezepte enttäuschen ja nie, aber diese Pho? Die ist ja wohl mal der absolute Oberhammer! Hab sie gestern ausprobiert und mich sofort verliebt. Daher werd ich heute Abend gleich mal eine Badewanne davon kochen und einfrieren. So genial, danke für das mega Rezept!
Liebe Grüße
Elli
Huhu liebe Elli,
wow, tausend Dank für dein liebes Feedback! Freuen wir uns natürlich riesig. ❤️ Wir haben zum Glück auch schon auf Vorrat gekocht, jibbieh! 😀
Liebst,
Nadine
Hallo eine kl Frage: wie gut funktioniert einfrieren? Oder empfehlt ihr eher einkochen?
Grüße
Einfrieren nach Schritt 4 funktioniert einwandfrei. Die Pilze dann nach dem Abgießen einfach wieder in die Brühe geben und ab in den Tiefkühler damit. 👌
Hallo, das klingt megagut! Bei den zutaten haben sich zwei kleine dinge eingeschlichen: 1/2 Pfefferkörner (Esslöffel wahrscheinlich?) und 2l wasser ist doppelt.
Eure rezepte sind echt die besten – ich habe eine liste, die ich demnächst ausprobieren möchte und heute zutaten besorgt (sezhuan pfeffer und schwarze fermentierte bohnen) – freue mich so darauf, das zu kochen <3 liebe Grüße
Danke für den Hinweis und natürlich das mega Feedback. Freut uns riesig. 🙂