Nadine meint, bessere vegane Maultaschen hat sie in ihrem Leben noch nicht gegessen. Ob das viel zu sagen hat, sie ist schließlich Fränkin, darfst du bestimmen. Aber natürlich erst, wenn du unsere Maulis probiert hast.
Dieses Rezept ist das erste Ergebnis unseres Experiments „Steady-Supporter-Rezepte“. Über Steady können uns LeserInnen mit regelmäßigen Beiträgen bei unserer Arbeit unterstützen und auch wenn es gerade hier und da noch Anlaufschwierigkeiten gibt (so ehrlich möchte ich sein), versuchen wir in Zukunft, monatlich ein Rezept zu kreieren, welches sich unsere Supporter wünschen.
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Herrgottsb’scheißerle werden sie auch liebevoll und augenzwinkernd genannt, die Maultaschen, ein so urschwäbischer Teller-Liebling wie Linsen und Spätzle oder Schupfnudeln.

Einer Legende nach hatten die Mönche im Kloster Maulbronn mitten im Dreieck zwischen Stuttgart, Heilbronn und Karlsruhe während der Fastenzeit einfach keinen Bock auf den „von oben“ auferlegten Fleischverzicht und dachten sich, „hey, wenn wir das Hackes mit ordentlich Spinat vermischen und in Nudelteig verstecken, gilt das doch als Gemüsegericht, oder?“ Bier, auch vergleichsweise etwas stärkeres, galt aufgrund der damals eher fragwürdigen Wasserqualität hochoffiziell als reiner und damit adäquater Ersatz für den Flüssigkeitshaushalt und na ja, mit ein paar Umdrehungen mehr im Kopf direkt zum Frühstück wird auch die bescheuertste Idee zur allerbesten der Welt und somit sollten wir uns eigentlich bei den frommen Suffköppen bedanken, vielleicht hätten wir heute andernfalls nicht unsere geliebten Maulis.
Auch wenn du heute beim Griff ins Kühlregal sämtliche Bio- und Supermärkte zwar zumindest ziemlich verlässlich eine Packung vakuumierte vegane Maultaschen zwischen die Finger bekommst und ob nun die Maulbronner Mönche oder Glaubensflüchtlinge aus Italien, die nicht nur die Kartoffel, sondern auch die Ravioli als Quasi-Cousine der Maultasche mit nach Süddeutschland gebracht haben – zumindest der Legendenerzählung nach sprechen wir per se von einem ganz schön unveganen Gericht.
Welche Story nun auch stimmen mag, schwäbische Maultaschen mauserten sich, wie auch Tiroler Schlutzkrapfen und polnische Piroggen schnell zum Arme-Leute-Essen (wie gewissermaßen alles in Schwaben, könnte man meinen – Don’t Forget the Struggle, Don’t Forget the Streets und so). Rein kommt, was noch von den letzten Tagen oder auch gerne mal Wochen übrig ist und noch einigermaßen essbar riecht und so zählt Gemüse, vor allem Spinat, Lauch, hier und da Karotten, vielleicht Kartoffeln, altes Brot und Kräuter ohnehin zu den Hauptzutaten zumindest vieler klassischer Rezepte. Für einen guten Nudelteig benötigt man ohnehin kein Ei und wer etwas anderes erzählt lügt, wir müssen also eigentlich nur das Fleisch weglassen.

Die Zutaten für unsere veganen Maultaschen
Und jetzt streichen wir auch noch das eigentlich, denn genau das machen wir auch. Stattdessen kommt schnell angeschwitzter Lauch und Knoblauch, Spinat, eine erlesene Auswahl Kräuter (oder eben die letzten Reste, die du in der hintersten Kühlschrankecke findest – Petersilie, Schnittlauch und Majoran machen sich gut) mit Semmelbröseln oder klein geschnittenen alten Semmeln, eventuell etwas Hafermilch und Seitan-Fix für die Konsistenz und ordentlich Biss rein. Und was soll ich sagen? Die vermengte und leicht pürierte Füllung sieht aus, wie jede andere klassische Maultaschenfüllung. Also so, als wäre gar kein Fleisch drin. Magic!

Was ist dir lieber? Päckchen oder gerollt?
Projiziert dir dein geistiges Auge beim Stichwort vegane Maultaschen individuell gefüllte Päckchen, die perfekt ins „Maul“ passen auf die Leinwand deiner Großhirnrinde oder gerollte und geschnittene Nudelspiralen? Wie auch immer, du hast die Qual der Wahl.
Beides ist in Schwaben absolut okay. Für die zugegebenermaßen einfachere gerollte Version wird die Füllung gleichmäßig auf einer rechteckigen Nudelplatte mit möglichst großer Grundfläche verstrichen, wobei am oberen Rand einige Zentimeter freibleiben und dann aufgerollt, bevor einzelne Scheiben abgeschnitten. Schwäbisches Sushi, quasi.
Für die definitiv von uns bevorzugten Päckchen – und ich will dich da jetzt natürlich überhaupt nicht beeinflussen – rollen wir uns Nudelplatten auf etwa 17-20 Zentimeter Breite aus, geben je Maultasche etwa zwei gehäufte Esslöffel der Füllung in die Mitte des Teiges und lassen dabei rundherum etwa zwei bis drei Zentimeter Platz. Die lange Seite wird nun zweimal umgeschlagen und der überstehende Teig dabei mit Wasser bestrichen. Mit dem Stiel eines Kochlöffels teilst du die Päckchen ab und schneidest sie mit dem Teigrädchen in einzelne Maultaschen.
Gegart werden die Täschle anschließend für 15–20 Minuten bei mittlerer Hitze in Salzwasser oder Gemüsebrühe, fertig.

Funktionieren vegane Maultaschen auch…
- …mit anderen Füllungen? Na klar, das Gemüse und auch die Kräuter können so ziemlich beliebig abgewandelt werden. Hey, ein großer Fertig-Maultaschen-Hersteller bietet auch Maulis mit herzhafter Mangofüllung an. Mich würden ja die Absatzzahlen dieser etwas arg wilden Kreation interessieren.
- …glutenfrei? Ja, wenn du einen glutenfreien Nudelteig verwendest und Semmelbrösel und das Seitan-Fix in der Füllung weglässt und durch gestampfte Kartoffeln ersetzt. Allerdings wird die Füllung zwangsläufig etwas weicher.
- …auf Vorrat? Absolut! Die fertig gerollten Maultaschen kommen roh ins Tiefkühlfach und können direkt gefroren in die heiße Brühe beziehungsweise ins Salzwasser gegeben werden. Die Garzeit verlängert sich dabei um etwa 2-5 Minuten.
Wie wir unsere veganen Maultaschen servieren
- Klassisch werden die Teigtaschen in Brühe serviert oder nach dem Garen in der Pfanne angebraten, das wären dann g’schmälzde, also geschmälzte Maultaschen.
- Letztere machen sich übrigens auch super auf Salat.
- Apropos Salat: Unser allerliebster Kartoffelsalat ist der Maultasche bester Freund. High Carb for life!
- Völlig unschwäbisch kippen wir auch gerne mal eine gute Tomatensauce drüber und zeigen der Maultasche, wie ihre italienische Cousine als Ravioli hin und wieder so ihren Alltag verbringt.
Aber viel wichtiger ist doch die Frage, wie du deine veganen Maultaschen am liebsten servierst? Ganz schwäbisch old school cool oder tendierst du eher gegen „ein gegrillter Maultaschen-Burger klingt nach einer super Idee“?

Schwäbische vegane Maultaschen
Für den Teig
- 150 g Weizenmehl Type 550
- 100 g Hartweizengrieß
- ¼ TL Salz
- 1 TL Olivenöl
Für die Füllung
- 175 g Lauch weißer Teil
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 ½ EL Rapsöl
- ¾ TL Fenchelsamen
- ¾ TL Salz
- 400 g Spinat tiefgekühlt, aufgetaut
- 100 ml Hafermilch
- 1/4 TL schwarzer Pfeffer
- 30 g Petersilie
- 50 g Semmelbrösel
- 75 g Seitan Fix
Für den Teig
- Mehl, Grieß und Salz grob vermengen, mit Öl und 100 ml Wasser für etwa 5 Minuten zu einem glatten, festen Teig verkneten. Luftdicht verschließen und mindestens 20 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
Für die Füllung
- Lauch relativ klein würfeln, Knoblauch hacken. Öl in eine heiße Pfanne geben, Lauch und Knoblauch zusammen mit grob gemörserten Fenchelsamen und 1/2 TL Salz bei niedriger bis mittlerer Hitze 5 Minuten anschwitzen.
- Aufgetauten Spinat grob ausdrücken und grob hacken. Mit in die Pfanne geben und 2 Minuten schmoren. Anschließend das Gemüse mit dem Pürierstab, im Mixer oder Food Processor relativ fein hacken. Bei Bedarf nach und nach Hafermilch dazugeben. Mit dem restlichen Salz und Pfeffer abschmecken.
- Petersilie fein hacken und zusammen mit den Semmelbröseln unter den Spinat heben. Zum Schluss Seitan Fix und nach und nach die restliche Hafermilch dazu geben und kurz zu einem gleichmäßigen, lockeren „Brät“ verkneten.
Zubereitung
- Nudelteig auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche von Hand oder mit der Nudelmaschine auf etwa 20 cm breite Bahnen etwa 1 ½-2 mm dünn ausrollen (Pastamaschine bis Stufe 3 oder 4). Je Maultasche etwa 2 EL Füllung in die Mitte der Teigbahnen geben, grob quadratisch formen und seitlich jeweils 2-3 cm Platz lassen.
- Überstehenden Teig leicht mit Wasser befeuchten, von der langen Seite her über die Füllung klappen und leicht andrücken.
- Mit dem Stiel eines Kochlöffels einzelne Maultaschen abtrennen, Teig dabei gut andrücken.
- Maultaschen mit einem Teigrädchen abschneiden und 15-20 Minuten bei mittlerer Hitze in Gemüsebrühe oder Salzwasser garen.
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Steady
Liebe Leute – mir ist schon öfter aufgefallen, dass ihr Probleme mit den Namen von Speisen habt (bestes Beispiel der “Obatzde”, von dem kein nördlich des Mains Wohnende(r) weiß, dass “obatzd” ein Adjektiv ist, das hauptwörtlich gebraucht und folgerichtig gebeugt wird: also “der Obatzde, des Obatzden, dem Obatzden, den Obatzden” – Beispiel: Ich esse gerne Obatzden; gib mir bitte den Obatzden, der Käse des Obatzden ist ziemlich rass; mein Obatzder schmeckt mir besser.
Und so haben sich in ihren Artikel über Maultaschen auch die südtiroler “Schlitzkrapfen” eingeschlichen. Diesen Namen gibt es nicht für eine südtiroler Spezialität. Das sind “Schlutzkrapfen”, von schwäbisch-bairisch “schlotzig” = angenehm fett, weich rutschend, wohlschmeckend.
Ich denke, ihr werdet den Ratschlag verstehen, damit ihr nicht in Südtirol als Genießer-Laie angesehen werdet.
Freundliche Grüße – Toni
Hi Toni,
das “i” war wohl ein klassischer Vertipper, denn uns ist sehr bewusst, dass es Schlutzkrapfen heißt. Was du allerdings in Bezug zum Obazden meinst, verstehe ich leider nicht ganz. Es gibt regional unterschiedliche Schreibweisen, wir kennen ihn statt mit tz geschrieben eben nur mit einfachem z und mit dem a hinten raus. Und so kennt ihn auch Wikipedia. 🙂
Viele Grüße
Jörg
Mega leckeres und raffiniertes Rezept für Maultaschen! Und gar nicht so schlimm aufwändig, wie ich befürchetet habe 😉 Ich habe den Lauch durch Bärlauch ersetzt und die fertigen Maultaschen in Albaöl angebraten. Die Konsistenz des Bräts durch den Saitan ist das i-Tüpfelchen. Vielen lieben Dank!
Hi Anke,
danke dir für das super Feedback. Bärlauch-Maulis klingen auch 👌.
Liebe Grüße
Jörg
Hallöchen, danke zunächst mal für all die tollen Rezepte.
Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, mal die “beliebtesten” oder “meistkommentierten”, sprich, die absoluten Highlights rauszufiltern?
Ansonsten könnet ihr das ja mal in einem Blogpost tun, sicher habt ihr die entsprechende Statistiksoftware zur Hand.
Also das wäre wirklich super-klasse! Dankedankedanke!!
Lu
Hi Lu,
aktuell nicht, aber ich nehme die Idee mal auf. 👍
Liebe Grüße
Jörg
Juhu, freu mich so so so sehr über die Maultaschen. Endlich! 🙂 Habe bisher immer die Convenience-Dinger gekauft, aber näää. Lieber so. Muss ich unbedingt ganz sehr bald ausprobieren, als bekennend Maultaschensüchtige. Ich ess die gern auch als “Maultaschenlasagne” mit italienischer Tomatensauce, veganem geriebenen Käse und veganer Creme Fraiche drüber. Leckerst. Danke für dieses Lieblingsrezept, schon jetzt.
Yes! Dann sind wir sehr gespannt, was du als Mauli-Addict zu unserem Rezept sagst. 🙌
Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für dieses großartige Rezept!!
Gab es heute mit geschmelzten Zwiebeln und Blattsalat, der Hammer👍👍👍
Die Füllung lässt sich durch das Seitanpulver super verarbeiten.
Liebe Grüße Martina
Yeah, tausend Dank für das Feedback. Freut uns mega, dass die Maulis so gut geschmeckt haben.
Liebe Grüße
Jörg
… wer als Nicht-Schwabe Freitags eine schwäbische Kantine betritt, kann mit viel Erstaunen dieses Kartoffelsalat-in-Maultaschenbrühe-Inferno life beobachten 🙂 jedenfalls bei mir auf der Alb.
Meine persönliche Schwabenseele verlangt nach gebratenen Maultaschen mit “Ei”. Geht problemlos über lange Zeit täglich, zur Not auch zum Frühstück…
Ich freu mich mega auf das neue (Frühstücks-)Rezept 😛
Lustig, dass dieses Kartoffelsalat-in-Brühe-Ding irgendwie völlig an mir vorbeiging. Vielleicht ist das auch ein regionales Ding, das muss jetzt ja aber quasi ausgetestet werden. 😅
Lass uns wissen, wie dir unsere Frühstücks-Maulis geschmeckt haben!
Liebe Grüße
Jörg
Wunderbar! Ich muss auch ganz bald mal wieder Maultaschen machen. Wer’s ganz klassisch mag, schmeißt ja den Kartoffelsalat direkt mit in die Brühe 😀 Im schwäbischen Kartoffelsalt ist ja eh Brühe drin… also, was soll’s!!! Aber ich liebe meine Maultaschen ja tatsächlich am liebsten g’schmelzd, mit viiiiilen vielen Zwiebeln und dazu ein frischer Salat! Vielen Dank für die Inspiration, da weiß ich wohl, was es am Wochenende geben wird 🙂
Der Kartoffelsalat-Shortcut klingt ja auch interessant. Mit Brühe angemacht wird der hier im Familien- und Bekanntenkreis selbstverständlich auch, die Kartoffeln direkt darin zu kochen, höre ich allerdings zum ersten Mal. Wäre einen Versuch wert. 😅
Viel Spaß auf jeden Fall beim Zubereiten und wir hoffen, unsere Maulis schmecken dir. 🙂
Ahh halt, nein… die Kartoffeln werden nicht in der Brühe gekocht. Aber der fertige Kartoffelsalat quasi direkt mit zu den Maultaschen in die Brühe. Man spart quasi den Beilagenteller und isst alles aus dem großen Suppenteller 😀
Ich werde berichten, wie die Maultaschen schmecken… Liebe Grüße und ein schönes Wochenende! 🙂
Alles klar, da stand ich auf dem Schlauch … 😅
Auch das gab es allerdings so bei uns nicht, soweit ich mich erinnern kann. Aber why not? 👍
Sorry, die Tipps hatte ich übersehen. Danke.
Alles gut, viel Spaß beim Nachkochen. 🙂
Hallo Jörg,
ich würde das Rezept gerne nach kochen, habe aber eine Gluten Unverträglichkeit. Darum meine Frage an dich, ob du eine Idee hast, was ich als Alternative zu Seitan Fix nehmen könnte? Für einen Tip, wäre ich sehr dankbar.
Schönen Gruß
Jutta
Ich finde ja man braucht kein Seitan den Spinat ordentlich ausdrücken und los. Aber falls du noch etwas zum binden möchtest, dann geht auch lupinenmehl oder soja oder kichererbsenmehl.
Ich habe als Füllung einfach gegarte Kartoffeln vom Vortag, jegliche übrige Kräuter und Röstzwiebeln als Füllung genommen. Der KArtoffelsalat war quasi schon dabei xD
Danke für das Rezept
LIebe Grüße
Susi
Das geht natürlich absolut. Und Röstzwiebeln passen mega in die Füllung! 👍