Ich protestiere. Ich lasse es mir einfach nicht verbieten, meine Seitanwurst auch Wurst zu nennen. Schon 2016 nicht und jetzt können mich die EU-Parlamentarier diesbezüglich auch kreuzweise. Punkt, aus, heute gibt es rauchigen Seitanaufschnitt.
Und der ist selbst gemacht. Damit wäre auch das Totschlagargument aller Anti-Veganer dahin, dass Fleischersatzprodukte allesamt ungesund und teuer wären. Zu viel Fett, zu viel Salz, zu viel „Chemie“. Dass alles aus Chemie besteht, spare ich mir bei solchen Diskussionen. Ist aber ohnehin Wurst (Kopfkino: Ich, Schlagzeug, ba-dum-tss), ist ja wie gesagt DIY. Ist also schonend für die Haushaltskasse und man weiß, was drin ist, wie es so schön heißt.
Und was ist drin? Nicht viel. Für deine ersten Ausflüge in die vegane Aufschnitt-Herstellung benötigst du nicht viel mehr, als wir schon in unserem großen Seitan-Special beschrieben haben. Natürlich solltest du Seitan Fix parat haben. Dazu eine kleine Sammlung guter Gewürze, helle und dunkle Sojasauce. Specials? Ein paar, aber die gehören unserer Meinung nach ohnehin in den gut ausgestatteten veganen Vorratsschrank. Hefeflocken, eventuell Johannisbrotkernmehl, unseren BFF Liquid Smoke – hey, sonst hieße es ja nicht rauchiger Seitanaufschnitt, oder? – und ein bisschen Zeit für die Zubereitung.
Allerdings hast du während der Herstellung wenig zu tun, kannst es dir also gemütlich machen oder voll passiv deinem neuen Lieblingsbrotbelag beim Dämpfen zuschauen. Ist jetzt nicht unbedingt die spannendste Freizeitgestaltung, aber na ja, Briefmarkensammeln halt auch nicht und dieses Hobby hat auch Anhänger. Etwa fünfzehn Minuten braucht die Vorbereitung, im Anschluss hängt dein Rauch-Aufschnitt eine dreiviertel Stunde in der Minisauna auf dem Herd ab und dann solltest du ihm noch über Nacht Zeit zum Abkühlen geben. Dabei festigt sich die Konsistenz der Wurst, sie wird so schnittfähig und verliert das „Schwammige“, das Seitan-Neulinge häufig abtörnt. Dafür ist übrigens auch das Johannisbrotkernmehl verantwortlich, das die Masse ein wenig zarter macht.
Aber schrieb ich nicht im Seitan-Special davon, dass Aufschnitt super im Backofen zuzubereiten ist? Habe ich. Stimmt auch. Gut aufgepasst, dafür gibt’s ein Fleißsternchen. Deshalb habe ich die Backofenvariante im Rezept auch optional beschrieben. Trotzdem mögen wir die gedämpfte Wurst tatsächlich ein bisschen lieber.
Das Schöne am Wurst-Machen ist auch, dass du – im Gegensatz zu unseren Ausführungen im „How To Seitan“ – wenig darauf Acht geben musst, wie der zusammengerührte Teig verknetet wird. Schlussendlich wird der, sind wir mal ehrlich, unansehnliche Klumpen Teig fest eingewickelt, den Rest macht die Hitze und heraus kommt? Eine Wurst.
Halt, Stop: eine perfekte Wurst! Etwas anderes willst du auf dem perfekten Brot doch auch gar nicht haben, oder?
Aber worin einwickeln? Um ganz ehrlich zu sein, funktioniert Alufolie einfach am besten und am einfachsten. Ist eben einfach so. Und so starteten vermutlich auch die meisten Veganer aus Vor-Blog-Zeiten mit dem Wursten. Nun kann man sich zwar die Frage stellen, ob sich der Alufolien-Verbrauch nicht relativ schnell mit dem gesparten Verpackungsmüll, den man über die Zeit mit dem Kauf von Fertigprodukten anhäufen würde, aufrechnen würde, aber sei’s drum: Less Waste ist besser. Die Würste können auch fest in Käse- bzw. Passiertücher gewickelt werden, die Seiten verknotest du dann mit Wurstgarn. Hauptsache, der Seitan-Blob ist feste eingepackt.
Und nu‘? Dünn aufschneiden, heißt ja nicht umsonst Seitanaufschnitt. Dann auf vorher leicht getoastete Brot, etwas Senf und Meerrettich, vielleicht ein bisschen Salat und ein paar Radieschenscheiben mit dazu und dann an das beste Wurstbrot denken, dass dir deine Oma jemals gemacht hat. Ein Traum.
Rauchiger Seitanaufschnitt
- 500 g Seitan Fix
- 3 EL Hefeflocken
- 3 TL Zwiebelpulver
- 1 1/2 TL Knoblauchpulver
- 1 1/2 EL Paprikapulver
- 1/2 TL Chilipulver
- 1 Msp Ingwerpulver
- 1 TL Johannisbrotkernmehl
- 5 EL Olivenöl
- 5 EL Sojasauce hell
- 2 EL dunkle Sojasauce
- 2 EL Apfelessig
- 2 EL Tomatenmark
- 1 EL Liquid Smoke
- Trockene Zutaten miteinander vermengen. Flüssige Zutaten in 700 ml Wasser einrühren und unter die Glutenmischung heben.
- 10 Minuten gut miteinander verkneten, anschließend 10-30 Minuten ruhen lassen. Teig dritteln und die Teiglinge straff in Alufolie oder in Käsetücher einwickeln. Enden gut eindrehen oder mit Wurstgarn verknoten.
- In einen Dämpfaufsatz geben und bei niedriger bis mittlerer Hitze mit Deckel 45 Minuten garen.
- Anschließend vollständig auskühlen lassen. Für die beste Konsistenz über Nacht in den Kühlschrank legen.
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61 Kommentare
Huhu,
Ich hab alle Zutaten da – außer Johannisbrotkernmehl! Und das ist sau sau teuer. Gibt es eine Substitut dafür, vielleicht guakern?
Liebe Grüße und wie immer ein riesen Dankeschön, dass ihr da seid!
Hallo Mona,
vielen lieben Dank für die supertolle Rückmeldung (und sorry für die späte Antwort 🙈).
Guarkernmehl kannst du auch verwenden.
Liebe Grüße
Jörg
Supergut Jörg. Mache alles aus diesem Seitan-Teig. Schnitzel, Wurst, Burger, kebap und Braten. DANKE. Liebe Grüße Ingrid
Hey 🙂 Bin das erstemal hier, und wie geil ist bitte der Text über die Wurst geschrieben?! Herrlich!!! Werde heute die Wurst sofort nach machen. Danke dafür!1