Planetary Health Bowl mit Lupinen & Kurkuma-Dressing

Planetary Health Bowl mit Lupinen & Kurkuma-Dressing
Direkt zum Rezept →

Herzhaftes Ofengemüse aus Pastinake und Champignons, ein fixer Rote-Bete-Karotten-Apfel-Salat, Buchweizen, knackige Lupinen und ein Dressing, das man literweise schlürfen möchte. Unsere Planetary Health Bowl hat alles … und ist noch dazu ein Blaupausen-Rezept zur Planetary Health Diet.

Nein, besonders einfach auszusprechen ist das heutige Rezept nicht. Mein Vater ist gleich dreimal über die Folge vom „th“ zum weichen „b“ im Anglizismen-Ungetüm Planetary Health Diet Bowl gestolpert. Das Kurkuma-Sonnenblumenkern-Dressing hinterher macht’s auch nicht viel einfacher. Hat was von Donaudampfschifffahrtsgesellschaft. Tatsächlich geht es aber um ein etwas ernsthafteres Thema. Um ein Modell für eine weltweit mögliche nachhaltige Ernährung, eben um die Planetary Health Diet, eine Ernährungsform für einen gesunden Planeten, wenn man so will.

Das Buzzword lief uns immer mal wieder über den Weg, so richtig aufmerksam gemacht haben uns jedoch Julien Gupta und Manuel Kronenberg vom Klima-Newsletter Treibhauspost auf das Prinzip und die Hintergründe. Außerdem haben sie uns direkt gefragt, ob wir nicht Lust darauf hätten, eine Art von Blaupausen-Rezept dazu zu kreieren. Hier ist sie also, der Zungenbrecher Planetary Health Bowl mit Kurkuma-Dressing. Lecker ist sie aber.

Was ist die Planetary Health Diet?

Nicht, dass wir sie verteidigen wollen, aber nein, die SUVs belasten den Planeten nicht annähernd so sehr wie unsere Ernährung, schreibt Julien und zitiert dabei den Klimaforscher Volker Quaschning. Je nach Studie und Methodik liegt der Anteil unseres Essens am globalen CO₂-Kuchen bei ungefähr 17–27 Prozent. Auch in Bezug auf das Artensterben, Stickstoff- und Phosphornutzung für die Düngung, die Landnutzung und der Süßwasserverbrauch hat unser Essen planetare Auswirkungen, die so nicht weiter tragbar sind.

Damit wir auch 2050, wenn zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, noch gesund satt werden und gleichzeitig klimaneutral werden wollen, braucht es eine „Great Food Transformation“. Deren Herzstück könnte eben die Planetary Health Diet der EAT Lancet Commission als eine Art Proto-Speiseplan sein.

Dafür haben die Forschenden einzelne Lebensmittel auf ihren jeweiligen Fußabdruck untersucht und kamen zum Schluss, dass die Hälfte unserer Nahrung aus Gemüse und Obst bestehen sollte. Dazu eine ordentliche Portion Hülsenfrüchte und Nüsse, Vollkorngetreide, wenig stärkehaltige Gemüsesorten wie Kartoffeln und gesunde Öle.

Die Planetary Health Diet – heruntergebrochen auf die einzelnen Lebensmittel

Doch wie man sieht, umfasst das Konzept der Planetary Health Diet eigentlich auch tierische Lebensmittel. Weil sie, sind wir ehrlich, möglichst viele Menschen abholen muss. Also auch die, die sich sprichwörtlich nie im Leben die Wurst vom Brot nehmen lassen würden. Außerdem muss sie für den Großteil der Menschen über den ganzen Globus hinweg gelten können, stellt also auch immer eine Art Durchschnitt und Kompromiss dar. In manchen Gebieten der Erde ist der komplette Verzicht auf tierische Produkte zumindest im Moment schwer denkbar. Beispielsweise, weil Gebiete wie karge Weideflächen landwirtschaftlich so gut wie ausschließlich zur Viehhaltung nutzbar sind. Ein Blick in die Studie selbst verrät aber, dass die nachhaltigste Ernährung natürlich vegan ist. Ein Grund mehr, uns hierzulande sozusagen als Ausgleich umso stärker rein pflanzlich zu orientieren.

Außerdem ist auch der Faktor Gesundheit eingerechnet. Die Kartoffel hat also nur deshalb einen so kleinen Stellenwert, da sie wissenschaftlich objektiv betrachtet als stärkehaltiges Gemüse in der vollwertigen Ernährung Vollkorngetreide als Beilage „unterlegen“ sind. Für den Planeten sind die Knollen aber 1A, vor allem, wenn sie vom Acker um die Ecke sind.

Was heißt das jetzt? Gibt es nur noch grammgenau abgewogene Planeten-Heil-Bowls? Nein. Für uns ist klar, dass die Planetary Health Diet ein gutes, verständliches Konzept darstellt, wie sich die Ernährung des ganzen Planeten verändern müsste. Mit dem viel zitierten ausgewogenen, rein veganen Speiseplan und auch sonst einer rein pflanzlichen Lebensweise ist die halbe Miete eigentlich schon drin. Bedeutet das „Veganer? Alles gut, du kannst machen, was du willst“? Nein, das auch nicht. Die ein oder andere Avocado aus möglichst nachhaltigem Anbau ist okay, ein ganzes Restaurant auf der Frucht aufzubauen hingegen vielleicht nicht die nachhaltigste Idee.

Detailliertere Informationen zur Planetary Health Diet gibt es im nächsten Treibhauspost-Newsletter, der am kommenden Samstag, den 25. Februar 2023 erscheint und hier abonniert werden kann.

Planetary Health Bowl mit Lupinen & Kurkuma-Dressing

Wie eine Planetary Health Bowl aussehen könnte

Zuallererst: Die gute alte Bowl (der Trend ist eigentlich durch, oder?) stellt natürlich die einfachste und übersichtlichste Möglichkeit dar, das Konzept der Planetary Health Diet auf einen einzigen Teller zu bringen. Schlussendlich kommt es aber darauf an, den gesamten Speiseplan auf eine gesunde, umweltverträgliche Zusammenstellung zu bringen. Über den Tag, die Woche, das Jahr hinweg.

Für die Modell-Bowl haben wir das nährstoffreiche Pseudogetreide Buchweizen als Basis ausgesucht. Er enthält im Vergleich zu manch anderem „echten“ Getreide relativ viele Mineralstoffe und Spurenelemente und ist auch in Europa gut kultivierbar. Außerdem ist er glutenfrei. Aber natürlich wäre auch gekochter Dinkel, Hirse oder Vollkornnudeln eine denkbare Alternative.

Die Hälfte des Mengenverhältnisses sollte Gemüse und Obst darstellen. In unsere Bowl kommt ein schnell gemachter Rohkostsalat aus Rote Bete, Karotten und Apfel, den wir mit Leinöl und etwas Apfelessig anmachen. Ofengemüse aus würziger Pastinake und Champignons, etwas frischer Feldsalat und selbst gemachtes oder gekauftes Fass-Sauerkraut als fermentiertes Topping komplettieren den Gemüseanteil. Der Ruf der Pastinake gehört ohnehin weiterhin abgestaubt, zusammen mit den Pilzen geröstet bringt sie Umami pur in die Schüssel.

Zutaten für Planetary Health Bowl mit Lupinen & Kurkuma-Dressing

Für die ordentliche Portion Proteine sorgen Lupinen. Wir verstehen ehrlicherweise nicht, warum die Hülsenfrucht immer noch eine so kleine Rolle spielt und so schlecht erhältlich ist. Die Süßlupine kann hierzulande angebaut werden, ist als Pflanze gut für den Boden und hat auch noch einen respektablen Ertrag. Im Vergleich zu anderen Bohnen, Erbsen und Linsen ist sie sehr proteinreich und enthält alle essentiellen Aminosäuren. Im Gegenzug ist die Hülsenfrucht purin- und fettarm und schlussendlich schmecken Lupinen einfach auch lecker. Sehr herzhaft, leicht süßlich und mit einer sehr dezenten Bitternote, weshalb sie sich auch gut für die Herstellung von Fleischersatzprodukten eignet. Also, esst mehr Lupinen … Kichererbsen oder Kidneybohnen passen aber selbstverständlich auch.

Für das Dressing rösten wir Sonnenblumenkerne und pürieren sie mit Kurkuma- und Ingwerpulver, Zitronensaft, Apfelessig und etwas Ahornsirup. Das Kurkuma-Sonnenblumenkern-Dressing hält sich im Kühlschrank mindestens eine Woche, was die Zusammenstellung der Bowl auch als After-Work-Dinner einfach macht.

Geröstete Walnüsse und Microgreens oder Sprossen, im besten Fall vom Fensterbrett, machen unsere exemplarische Planetary Health Diet Bowl dann komplett. So ausgedrückt ist die sonst wissenschaftlich-trockene Studie dann doch um einiges appetitlicher, oder?


Portionen 2 Portionen

Planetary Health Bowl mit Lupinen & Kurkuma-Dressing

Vorbereitungszeit 15 Minuten
Zubereitungszeit 20 Minuten
Gesamtzeit 30 Minuten

Für das Kurkuma-Dressing

Für die Rote-Bete-Karotten-Apfel-Rohkost

  • 150 g Rote Bete
  • 120 g Karotte
  • 60 g Apfel möglichst säuerlich
  • 1 ½ EL Leinöl
  • 1 EL Apfelessig

Für das Ofengemüse

  • 250 g Pastinake
  • 250 g braune Champignons
  • 2 EL Rapsöl
  • ¾ TL Salz

Außerdem

Für das Dressing

  • Sonnenblumenkerne bei mittlerer Hitze in einer Pfanne ohne Öl für etwa 3–5 Minuten rösten. Dabei häufig umrühren. Zusammen mit Zitronensaft, Kurkuma- und Ingwerpulver, Apfelessig, Sirup, Salz und 300 ml Wasser fein pürieren. Schalotten fein hacken und unterrühren. In saubere Gefäße umfüllen und bis zum Servieren im Kühlschrank lagern.
    60 g Sonnenblumenkerne, ½ Zitrone, 1 ½ TL Kurkumapulver, 1 ½ TL Ingwerpulver, 2 EL Apfelessig, 1 ½ TL Apfeldicksaft, 1 TL Salz, 1 Schalotte

Für den Bete-Karotten-Apfel-Salat

  • Rote Bete, Karotten und Apfel – beispielsweise mit einer Mandoline – raspeln. Mit Leinöl und Apfelessig verrühren und mindestens 10 Minuten ziehen lassen.
    150 g Rote Bete, 120 g Karotte, 60 g Apfel, 1 ½ EL Leinöl, 1 EL Apfelessig

Für das Ofengemüse

  • Pastinake in mundgerechte Stücke schneiden, Champignons je nach Größe halbieren oder vierteln. Mit Öl und Salz verrühren. Bei 180 °C in den nicht vorgeheizten Backofen schieben und etwa 20 Minuten rösten. Nach 15 Minuten einmal gut durchrühren. Alternativ kann das Ofengemüse auch super im Airfryer zubereitet werden. Wir haben es 10 Minuten bei 180 °C und weitere 5 bei 160 °C geröstet.
    250 g Pastinake, 250 g braune Champignons, 2 EL Rapsöl, ¾ TL Salz

Außerdem

  • Buchweizen in etwa der doppelten Menge Wasser aufkochen und anschließend mit geschlossenem Deckel 10 Minuten bei mittlerer Hitze kochen lassen. Anschließend vom Herd nehmen und 5 Minuten quellen lassen.
    125 g Buchweizen
  • Gekochte Lupinen abgießen und kurz abspülen.
    200 g gekochte Lupinen
  • Buchweizen auf Bowls aufteilen. Ofengemüse, Rohkost, Feldsalat, Lupinen und Sauerkraut darauf anrichten. Mit Walnüssen und Microgreens toppen, Dressing dazu servieren.
    100 g Feldsalat, 60 g Sauerkraut, 25 g Walnüsse, 20 g Microgreens

Unsere Tipps

Das Dressing und der Rohkostsalat sind gut vorzubereiten und lassen sich gut verschlossen im Kühlschrank etwa 7 Tage aufbewahren. Selbst das Ofengemüse und auch der Buchweizen schmecken auch kalt noch am nächsten Tag, die Planetary Health Bowl lässt sich also auch mit zur Arbeit nehmen.

Planetary Health Bowl mit Lupinen & Kurkuma-Dressing

Unterstütze uns

Für diesen Post haben wir keinen Sponsoren. Aber auch du kannst uns unterstützen und uns dabei helfen, dieses kleine Business aus Herzblut und viel Liebe zum Essen am Laufen zu halten. Was sagst du? Hast du Lust auf viele weitere Küchenabenteuer mit uns? Dann komm in die „Sriracha-Gang“ auf Steady.

Steady

Die nerdige Hälfte von Eat this! Liebt es, auch aufwändiger zu kochen und ist deshalb vermutlich für die langen Rezepte auf dem Blog verantwortlich. Kann nie genügend Kochmesser haben und liebt Chilis in allen Formen und Farben. In der Freizeit sitzt er gerne auf dem Fahrrad und hört dabei Metal.


Gib deinen Senf dazu!

  1. Hey, ich nochmal!
    I finally made it!

    Höchst deliziös, köstliche Zusammenstellung, ABER ich vermute die Mengenangabe vom Wasser für das Dressing stimmt nicht ganz, ist zu hoch, zu viel Wasser? Denn das Dressing wurde ganz und gar nicht cremig, obwohl ich mich ausnahmsweise ganz genau an die Angaben gehalten hab.

    Geschmacklich hingegen mal wieder top! Damit’s nicht ganz so flüssig ist, hab ich beim servieren ein bisschen Sojajoghurt untergerührt, beim nächsten mal nehm ich die Hälfte an Wasser!

    Liebgruß aus Grusel-Schneematsch-Kackwetter-Hamburg

    1. Hi Isabell,

      freut uns sehr, dass dir die Bowl so gut geschmeckt hat. Das Dressing sollte natürlich schon etwas flüssiger sein, aber auf keinen Fall sehr “runny”. Was für einen Mixer hast du denn verwendet?

      Liebe Grüße
      Jörg

      1. Das dachte ich mir, sieht ja auf dem Bild auch so schön cremig aus! Ich verwende immer meinen Standard Stabmixer von Bosch Kombigerät mit Handrührer. Damit bekomme ich auch meine Cashewsahne immer schön fein cremig gemixt. Hab heute noch mehr Sonnenblumenkerne dazugeworfen und nochmal gemixt. Jetzt ist’s cremig!

        Kurkuma-Grüße

      2. Okay, mit dem Stabmixer haben wir es noch nicht ausprobiert, vielleicht fehlen da einfach ein paar Umdrehungen. Aber wenn ein paar Sonnenblumenkerne zusätzlich ausreichen, ist das doch super. 🙂

  2. Hey, so ein schönes Rezept, das werde ich auf jeden Fall sehr bald zubereiten!

    Wird es in Zukunft vielleicht vermehrt Rezepte wie diese, die besonders Klima- und Gesundheitsfreundlich sind, geben? Das fänd ich dufte!
    Wobei ihr aus meiner Sicht bei eurer Gemüseauswahl ohnehin schon sehr saisonal orientiert seid..

    Liebgruß,
    Isabell

    1. Hallo liebe Isabell,

      vielen lieben Dank für die Rückmeldung und viel Spaß beim Nach-Bowlen!

      Wie im Text ja kurz angerissen: Wir werden unseren Fokus nicht grundlegend verschieben, da wir ja ohnehin (mit manchen Ausnahmen) meist darauf achten, eher saisonal zu kochen. Und hey, wir essen das ganze Zeug ja auch, weshalb wir natürlich immer auch darauf schauen, wie “gesund” (unserem Verständnis nach) die Rezepte sind. Aber ja, uns hat der Austausch mit den beiden von Treibhauspost auch viel Spaß gemacht, weshalb wir gerne schauen möchten, wie wir die Themen Nachhaltigkeit und Gesundheit hier und da etwas mehr herausstellen können, wenn es sich anbietet.

      Hast du denn eventuell Wünsche, die in diese Richtung gehen? Dann schreib’ sie uns gerne über das Kontaktformular. So, um mal ganz plumpe “Marktforschung” zu betreiben. 😅

      Liebe Grüße
      Jörg

  3. Die Bowl sieht super aus! Kann ich den Buchweizen vor dem Kochen etwas anrösten? Ich habe mal gelesen, das schmeckt besser.. oder muss ich ihn dann anders kochen?
    Danke für die vielen tollen Rezepte hier 🙂

    1. Hi Marion,

      du kannst den Buchweizen auf jeden Fall auch kurz in einer Pfanne ohne Öl anrösten. Die Zubereitung bleibt die gleiche.

      Viel Spaß beim Nachkochen
      Jörg

  4. Lupinen…das klingt sehr interessant. Aus Sicht der Nachhaltigkeit noch besser wären getrocknete, da beim Transport weniger CO2 anfallen müsste. Habt ihr Erfahrungen im Kochen getrockneter Lupinen. Werden diese auch auf dem heimischen Herd schmackhaft?
    Herzlichen Dank

    1. Hi Martin,

      klar, selbst gekocht wäre noch mal etwas nachhaltiger. Leider haben wir noch keine Bezugsquelle für getrocknete Lupinen aufgetan. Bis dahin gönnen wir uns eben ab und zu bereits gekochte im Glas. 🙂

      Liebe Grüße
      Jörg