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Mungobohnensprossen selber ziehen – im (Pflanzen-)Milchkarton

Mungobohnensprossen

Wenig Aufwand, günstig, gesund und oberlecker – es gibt wirklich keinen guten Grund, Mungobohnensprossen nicht einfach selbst zu ziehen!

Ich träume immer noch vom knackigen und immer noch allerbesten Mungosprossensalat bei unserem damaligen Stammchinesen aus meiner Kindheit. Meine ganze Familie stürzte sich regelrecht darauf. Mit dem Umzug des Restaurants in eine andere Stadt verschwand leider auch diese Köstlichkeit aus unserem Leben. Und ja, natürlich haben auch wir ihn immer fälschlicherweise als „Sojasprossensalat“ bezeichnet.

Das, was wir alle häufig als Sojasprossen bezeichnen, sind eigentlich Mungobohnensprossen. Die beiden sind zwar verwandt, Sojabohnen sind aber um einiges größer als Mungobohnen und es gibt sie bei uns eher selten bis gar nicht frisch gekeimt zu kaufen. Über die Jahre haben wir Mungobohnensprossen oft fertig und frisch verpackt in kleinen Beuteln im Asialaden gekauft, mittlerweile findet man die Sprossen aber auch in jedem gut sortierten Supermarkt. Allerdings fast immer in einer Plastikschale verpackt und wenn man Pech hat, nicht immer ganz so frisch.

Während wir schon seit Jahren sämtliche Sprossen wie Radieschen, Brokkoli, Rettich und auch Microgreens selbst ziehen, sind die Mungobohnensprossen irgendwie nicht auf unserem Radar … oder besser gesagt geblieben. Leider! Denn das Anbauen der saftigen Sprossen ist wirklich kinderleicht. Man kann es eigentlich nicht mal als Aufwand bezeichnen, ein paar Bohnen in ein Gefäß zu geben und zweimal am Tag ein paar Sekunden zu spülen. Morgens und abends sind doch alle mal daheim und direkt neben der Spüle geparkt, vergisst man das Ganze auch nicht.

Mungobohnensprossen selbst ziehen: Günstiger als kaufen

Mungobohnensprossen selbst zu ziehen ist um einiges günstiger als sie zu kaufen – das gilt nicht für alles, hier aber schon. Im Vergleich kosten gekaufte Sprossen etwa sechs Euro pro Kilo (und das ist nur konventionelle Ware), während man bei selbst gezogenen auf lediglich 0,30 bis 0,80 € pro Kilo kommt, je nachdem für welche Keimsaat man sich entscheidet. Hier variieren die Preise zwischen Bio-Produkten und simplen Mungobohnen aus dem Asialaden stark.

Mungobohnensprossen

Günstig, einfach, lecker

Mit minimalem Aufwand, Zeit, Geld im upgecycelten Pflanzenmilchkarton frische und megaleckere Sprossen produzieren – nachhaltiger geht es kaum.

Ja, du hast richtig gelesen. Im wiederverwendeten Hafer-, Soja- oder Reismilchkarton. Du musst dir also nicht mal extra Equipment zulegen und hauchst der Verpackung sogar vor dem eigentlichen Recyceln noch mal Leben ein. Und die wenigsten werden die Pflanzenmilch selber machen – die Kartons fallen also ohnehin häufig an, richtig? Der Milchkarton schafft tatsächlich ideale Voraussetzungen für schönste Sprossen. Er ist nämlich im Inneren vor allem eins: dunkel. Mungobohnensprossen sind sogenannte „Dunkelkeimer“, das heißt, ihre Keimung wird durch Licht sogar gehemmt. Fällt zu viel Licht auf die Keimlinge, verfärbten sie sich und werden bitter.

Mungobohnensprossen günstig selber ziehen – aus dem (Pflanzen-)Milchkarton

Ein einfacher Milchkarton, gefüllt mit ein paar Mungobohnensprossen kann uns also super simpel das ganze Jahr über mit köstlich-knackigen Sprossen versorgen, die zufällig auch noch richtig gesund und leicht verdaulich sind. Sie stecken voller Vitamine und Mineralstoffe und enthalten außerdem viel Eiweiß, das während des Keimens auch teilweise in essenzielle Aminosäuren umgewandelt wird. Wer jetzt noch nicht begeistert ist, dann weiß ich auch nicht.

Du bist nur noch etwa drei Tage von einem Berg frischer, knackiger, selbst gezogener Sprossen entfernt. Los geht’s!

So einfach geht’s: Mungobohnensprossen in 5 Schritten

Schritt 1: Die richtigen Bohnen besorgen

Besorg dir eine Packung hochwertiger, zum Verzehr geeigneter getrockneter Mungobohnen, am besten in Bio-Qualität. Spezielles Keim-Saatgut ist dafür unserer Meinung nach nicht nötig. Es ist um einiges teurer als normale Bio-Bohnen und lieferte in unserem Vergleich keine besseren Ergebnisse.

Schritt 2: Milchkarton vorbereiten

Wasche den Milchkarton gründlich mit warmem, nicht kochendem Wasser ohne Seife aus. Achte wie immer darauf, mit sauberen Händen und in sauberer Umgebung zu arbeiten. Gerade bei Sprossen möchten wir natürlich nicht, dass sich ungewollte Keime einschleichen und vermehren. Eine panische Angst davor ist aber auch nicht nötig.

Schneide jeweils die vier oberen Ecken knapp mit einer Schere ab, sodass eine Drainage für das Spülen der Sprossen entsteht. Mach die Löcher nicht zu klein, damit das Wasser gut abfließen kann, aber auch nicht zu groß, damit die Bohnen zu Anfang beim Ausgießen nicht herausfallen. Die getrockneten Mungobohnen spülen wir vor dem Keimen ebenfalls einmal gut durch, damit eventuelle Staub- und Schmutzreste beseitigt werden.

Schritt 3: Einweichen

Fülle die gewaschenen Mungobohnen mithilfe beispielsweise eines Milchkännchens oder Messbechers in den sauberen Milchkarton. Bei uns haben sich 60 g Mungobohnen auf einen herkömmlichen 1-Liter-Milchkarton bewährt. Gieße die Packung mit 200 ml frischem Wasser auf und schließt den Deckel. Die Mungobohnen werden jetzt über Nacht oder mindestens 8–12 Stunden eingeweicht.

Schritt 4: Wasser abgießen

Am nächsten Morgen gießen wir das Einweichwasser durch unsere Drainageecken komplett ab. Wirklich komplett, damit am Boden keine Staunässe entsteht und die Keimlinge leichter verderben.

Schritt 5: Spülen und warten

Wir spülen die Keimlinge einfach jeweils morgens und abends einmal und das war es auch schon. Ansonsten verrichten die Kleinen ihre Keimarbeit heimlich, still und leise von ganz allein – die optimale Keimtemperatur liegt zwischen 18 °C und 22 °C. Das Spülwasser der Sprossen gieße ich immer in die Gießkanne, so wird nicht mal das verschwendet. Nach etwa drei Tagen ist es dann so weit. Jetzt solltest du bereits sehen und fühlen können, dass die Packung bis oben hin gefüllt ist und das ein oder andere Sprossenbein versucht, sich aus den Öffnungen zu kämpfen.

Dann folgt der schönste Teil: Zum Ernten der Sprossen schneidest du den Karton einfach der Länge nach auf und freust dich über den mit der Sprossenpracht bis zum Bersten gefüllten Karton. Aus einem herkömmlichen 1-Liter-Karton ernten wir in der Regel 350–400 g frische Mungobohnensprossen.

Mungobohnensprossen günstig selber ziehen – aus dem (Pflanzen-)Milchkarton

So werden die Mungobohnensprossen nach der Ernte richtig gelagert

Wir sind immer so heiß auf die Sprossen, dass wir sie meist sofort nach der Ernte frisch verwenden. So schmecken sie einfach am besten! Bei uns schaffen es die Sprossen also häufig gar nicht in den Kühlschrank. Das Praktische am selber ziehen ist außerdem, dass man die perfekte Menge frisch nach Bedarf zubereiten kann und damit wenig einlagern muss.

Solltest du aber trotzdem mal etwas über haben, lassen sich die Sprossen laut meiner Recherchen am besten in einer Schüssel mit kaltem Wasser im Kühlschrank aufbewahren. Das Wasser sollte dann täglich, spätestens alle zwei Tage, einmal gewechselt werden (wieder als Blumenwasser auffangen!). So halten sie sich 5–7 Tage frisch.

Wir werden diese Empfehlung die Tage gleich mal testen und schauen, ob das sinnvoller ist als unsere bisherige Lagerung in einer mit etwas Küchenpapier ausgelegten Frischhaltedose.

Einfrieren funktioniert auch, allerdings verlieren sie dabei ihre tolle Knackigkeit und sie sind mit frischen geschmacklich einfach nicht mehr vergleichbar. Für Suppen und Eintöpfe immer noch okay, aber nicht unsere erste Wahl. Esst sie, wenn möglich, immer frisch.

Mungobohnensprossen

Kann der DIY-Sprossenanbau gefährlich sein?

Wenn es um das Thema Sprossen geht, scheiden sich die Geister. Die einen ziehen munter und fröhlich alles, was aufs Fensterbrett passt, in Keimgläsern und -türmen und erzählen begeistert davon. Die anderen wiederum sind skeptisch und wittern hinter jedem Keimling die Gefahr von Lebensmittelvergiftungen oder EHEC-Erregern.

Wir gehören definitiv zu der ersten Gruppe und halten uns dabei einfach an die Spielregeln. Wie ich oben schon erwähnt habe, sind sauberes Arbeiten und ein gewisses Maß an Hygiene einfach das A und O in der Küche. Verunreinigtes Saatgut, wie es im Falle des EHEC-Ausbruchs von 2011 der Fall war, liegt aber außerhalb unseres Einflussbereichs. So etwas kommt zum Glück extrem selten vor.

Falls du zu den eher Ängstlichen gehörst, kommt hier die gute Nachricht bezüglich der Mungobohnensprossen: Die Keimlinge kann man zwar auch roh verzehren, doch für die meisten Rezepte werden sie ohnehin zumindest kurz erhitzt. Außerdem hat man von Anfang bis Ende die Kontrolle über seine Sprossen und kann typische Gefahrenquellen wie verunreinigtes Wasser oder unterbrochene Kühlketten beim Transport etc. schon mal getrost ausschließen.

Sprossen ziehen im Tetrapak – unbedenklich?

Tetrapaks sind innen mit Polyethylen beschichtet. PE ist lebensmittelecht, chemisch stabil und enthält keine Weichmacher oder anderen giftigen Stoffe. Bei der einmaligen und vergleichsweise kurzen Zweitverwendung ist das Risiko, dass Moleküle des Kunststoffs in den Inhalt übergehen, überaus gering.

Wenn du jegliches Risiko ausschließen willst und die Sprossen sehr regelmäßig ziehen möchtest, kannst du auch Keimgefäße aus Edelstahl verwenden oder Keimgläser beispielsweise mit Klebeband lichtundurchlässig umhüllen oder lackieren.

Mungobohnensprossen Stir Fry

Rezeptideen

In nächster Zeit werden sicherlich noch einige unserer Lieblingsrezepte mit Mungobohnensprossen aufs Blog wandern – natürlich auch mein heißgeliebter Sprossensalat, den ich bis dahin hoffentlich perfektioniert habe!

Welches Rezept mit Sprossen ist euer absoluter Liebling? Und gibt es vielleicht eines, das wir mal unbedingt aufs Blog packen sollen?

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Zu Steady

Seit 2005 aus ethischen Gründen glücklich vegan. Ist dem Backen von gutem Sauerteigbrot verfallen, würde für Kartoffeln ihr letztes Hemd geben und wird deshalb auch Mrs. Potato Head genannt. Träumt außerdem vom eigenen Permakulturgarten mit den Bremer Stadtmusikanten.


45 Kommentare

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  1. klappt total gut, habe einen riesigen knusprigen Sprossenberg geerntet und gleich die nächste Runde gestartet.
    Das Stirfry ist mega- jetzt fehlt nur noch der angekündigte Sprossensalat, auf den freue ich mich total!
    VG und danke für die Anleitung