Kichererbsen sind schon irgendwie die Superstars des Vorratsschranks. Hummus in drölfzig Varianten, Knabber-Snack für den Serien-Binge-Abend am Wochenende und natürlich – wie könnte ich die Dinger vergessen – Falafel! Glück in Bällchenform. Und jetzt machen diese spinnerten Veganer auch noch Tofu draus?
Nein. Ersetze „jetzt“ und „diese spinnerten Veganer“ durch „seit Generationen“ und „das Shan-Volk in Burma beziehungsweise Myanmar“ und wir sind schon eher bei der Realität. Denn tatsächlich handelt es sich beim Kichererbsen-Tofu keinesfalls um eine neue Erfindung. Shan Tofu ist eine traditionelle Spezialität aus dem Ostteil des Landes und wird dort frittiert, gebraten, aber auch als Salat zubereitet. Und natürlich ist das Zeug ein Multitalent. Bei der Abstammung kein Wunder. Ich sagte ja bereits: Superstars!
Und nein, der Kichererbsen-Tofu erinnert dich nicht ganz ohne Grund an Polenta. Den gestockten Brei (wie das wieder klingt) aus simpelsten Zutaten – Kichererbsenmehl, etwas Kurkuma für die Farbe, Salz und Wasser – gibt es in der sizilianischen Küche ähnlich als Panelle und auch das Socca in Nizza kann eine Ähnlichkeit nicht verleugnen. Na ja, die Kichererbse stammt eben ungefähr aus der Mitte zwischen Fernost und Mittelmeerraum und so haben sich die Zubereitungsarten wohl gleich mit über den Globus verteilt. Gut so, schmeckt nämlich alles.
Aber erstmal zurück nach Burma, das Socca wärmen wir die Tage nochmal auf. Ba-dum-tss. Traditionell werden für den Shan Tofu Kichererbsen eingeweicht und anschließend zu einem feinen, dünnflüssigen Teig gemahlen. Dieser wird nun fermentiert, gesiebt und zusammen mit etwas Kurkuma zum Kochen gebracht, bevor die leicht angedickte Masse, die ein wenig an Griesbrei erinnert, in Formen gegossen und zum Abkühlen gestellt wird. Heraus kommt ein zarter, gelblicher Alternativ-Tofu, der – je nach verwendeter Flüssigkeitsmenge – zwischen der Konsistenz von mittelfestem und Seidentofu liegt.
Die Zubereitung unterscheidet sich von „echtem“ Tofu also ein ganzes Stück. Im Gegensatz zum Verwandten aus Sojabohnen werden für Shan Tofu tatsächlich die ganzen Hülsenfrüchte verwendet und auf ein Gerinnungsmittel komplett verzichtet. Außerdem ist logischerweise kein Soja drin, für Allergiker also eine perfekte Alternative.
Zuhause können wir uns das ganze Prozedere sogar noch vereinfachen, indem wir direkt gemahlenes Kichererbsenmehl verwenden. Die Herstellung wird so quasi zum Klacks.
Wie schon erwähnt ist der Kichererbsen-Tofu beinahe so vielfältig, wie Soja-Tofu. Gebraten, gebacken, roh. In den meisten Rezepten, die einen etwas weicheren Tofu erfordern, kannst du Soja-Tofu eins zu eins gegen Kichererbsen-Tofu austauschen.
Aber da ist noch nicht Schluss, denn der Shan Tofu lässt sich bereits bei der Zubereitung geschmacklich perfekt in deine Lieblingsrichtung trimmen. Bock auf Tacos? Gib etwas getrocknete Chili und Oregano in den Teig. Lust auf Pasta? Rühre fein gehackte, getrocknete Tomaten und Thymian unter und gib angebratene Tofu-Würfel über die Spaghetti. Und auch als veganes Rührei macht er sich ganz gut. Falls dir Ideen ausgehen, melde dich einfach noch mal, wir futtern unseren Kichererbsen-Tofu jetzt mal auf Mie-Nudeln mit einer fixen Erdnuss-Sauce.
Kichererbsen-Tofu
- 200 g Kichererbsenmehl
- ½ TL Kurkumapulver
- 1 TL Salz
- 1 TL Rapsöl
- Kichererbsenmehl mit dem Schneebesen in 200 ml kaltes Wasser einrühren.
- Optional kann die Masse fermentiert werden. Dazu in einen sauberen Behälter füllen, lose abdecken und 12–24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen.
- 400 ml Wasser zum Kochen bringen und anschließend bei niedriger bis mittlerer Hitze simmern lassen. Angerührtes Kichererbsenmehl nach und nach unter Rühren in den Topf geben, mit Kurkuma und Salz würzen und 8–10 Minuten bei geringer Hitze unter ständigem Rühren köcheln lassen.
- Backform oder Frischhalteboxen leicht mit Öl auspinseln, die heiße Kichererbsenmasse hineingeben und glatt streichen. Für eine besonders glatte Konsistenz durch ein Sieb streichen.
- Abkühlen lassen und vor dem Anschneiden mindestens 4 Stunden kalt stellen.
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125 Kommentare
Danke für das Rezept. Es hat prima funktioniert. Ich habe es mit Starter (Kimchi-Lake) ca 16 Stunden ordentlich blubbern lassen. Das hätte aber gerne länger sein können. Funkyness war eher dezent.
Hi David,
vielen Dank fürs Feedback! Wir haben den Kichererbsen-Tofu noch gar nicht fermentiert, werden wir aber auf jeden Fall bei Gelegenheit mal ausprobieren. 🤙☺️
Liebe Grüße
Nadine
Hallo Jörg,
ich habe das Kichererbsentofu jetzt nochmals gemacht. Dieses Mal das Mehl gesiebt, im kalten Wasser angerührt und dann ins heiße Wasser gleiten lassen. Keine Klumpen. Brauchte etwas mehr Wasser, war aber super, da der Tofu dadurch weicher geworden ist.
Leider dasselbe Ergebnis wie beim letzten Mal. Sooo lecker, das ich es gleich schnittenweise gegessen habe und für Abends nichts mehr übrig blieb.
Und nun werde ich mich an ein Rote-Linsen-Tofu wagen, das ich im Netz gefunden habe. Obwohl ich jetzt schon weiß, das das Kichererbsentofu mich wöchtentlich begleiten wird, Dank Dir/Euch!!!
Vielen Dank nochmals.
Annerose
Cool, danke dir für die Erfolgsrückmeldung. Wie beschrieben, wir hatten keine großartigen Probleme mit Klümpchen, das Kichererbsenmehl zuerst kalt anzurühren. Allerdings ist der „Hack“, das Mehl zuerst anzurühren wirklich super, weshalb ich das Rezept nun angepasst habe.
Liebe Grüße
Jörg
Vielen Dank für das wunderbare Rezept. Gelesen und gleich gekocht. Gewürzt mit Salz und Curry. Leider war es doch etwas klumpig. Ich werde es das nächste Mal so machen, wie Denise geschrieben hat, nämlich das Kichererbsenmehl in etwas kaltem Wasser anrühren und dann in das heiße Wasser geben. Schaun wir mal. Auf jeden Fall das Mehl vorher sieben.
Geschmacklich super gut, mittags gemacht und wollte es Abends anbraten. Leider ist es nicht soweit gekommen. Immer wieder eine Scheibe abgeschnitten und dann war´s plötzlich weg, weil soo lecker das Kichererbsentofu.
Vielen Dank für das tolle Feedback! Freut uns mega. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
für ein so tolles Rezept gehört auch eine ordentlichePortion gutes Feedback!!!
Beste Grüße und weiter so!
Annerose
Vielen Dank liebe Annerose! ☺️
Liebe Grüße & schönes Wochenende
Nadine
Servus,
kann ich einfach getrocknete Kichererbsen selbt mahlen fürs Kichererbsenmehl? funktioniert das dann ohneweiters gleich wie dein Rezept?
danke
Hi Matthias,
das Problem wird sein, dass du die Kichererbsen auch in einem Hochleistungsmixer nicht wirklich gleichmäßig fein bekommen wirst. Aber ja, grundsätzlich würde das funktionieren.
Liebe Grüße
Jörg
Ich habe noch eine Getreidemühle, so wie es vor Jahrzehnten bei Ökos gebräuchlich war. Schade, dass es offenbar kaum noch welche gibt. Kichererbesen sind zwar verdammt hart, aber wenn man sie vereinzelt (also immer nur ein paar Erbsen) in den Trichter gibt, dann schafft eine gute Mühle das. Bei 200 g dauert es allerdings….
Ich rühre das Kichererbsenmehl vorher mit kaltem Wasser an und gebe den Brei dann ins kochende Wasser. So, wie man es auch mit Speisestärke machen würde. Dann gibt es auch keine Klümpchen und man spart sich das Sieb.
Super Tipp, danke dir! Werden wir beim nächsten Mal testen und dementsprechend aktualisieren.
Hallo Denise, mache ich genauso. Ich würze die Masse zudem (nach Gusto, z.B. Knoblauchpulver, Kreuzkümmel, Cayennepfeffer, Chili etc….). Tiptop!!!
Hallo,
Vielen Dank für das Rezept. Wie verhält es sich denn mit der Menge, wenn man den Kichererbsen-tofu mit gekochten Kichererbsen herstellen möchte?
Vielen Dank vorab
Natascha
Hey Natascha,
mit gekochten Kichererbsen funktioniert das Rezept nicht, insofern verhält sich die Menge gar nicht. 😅
Liebe Grüße
Jörg
Kann ich bestätigen. Haut nicht hin … gebranntes Kind!!!
Hallo, klingt super! Mal interessehalber, würde das Rezept auch mit Sojamehl statt Kichererbsenmehl funktionieren? Ich hab noch irgendwo ne Packung rumfliegen und keine Ahnung, wofür ich sie verwenden soll.
Sojamehl verhält sich anders, als Kichererbsenmehl bzw. Mehle anderer Hülsenfrüchte und Soja schmeckt eben intensiver, bohniger. Ich würde das lieber als Eiersatz verwenden. 🙂
Danke! Dann lass ich das Experimentieren lieber sein und bleib bei eurem Rezept 😉
Hey, hey, Experimente sind immer cool. Wenn du’s ausprobierst, lass uns wissen, wie es geklappt hat. 🙂
Hab mich mal ans Experiment gewagt und es mit 120g selbstgemahlenen Kichererbsen und 80g Sojamehl versucht, plus etwas Pfeffer und Chili. Das an sich war schon ganz lecker. Hab es dann in Streifen geschnitten, mariniert und ca 25 min gebacken und mit Salat, Hummus und fermentiertem Rosenkohlslaw in Wraps gegessen. Hatte was von Polenta und war superlecker. Ich würd’s wieder machen, danke euch!
IHR SEID MEINE HELDEN. Ich verbringe den Sommer in Tunesien, einem Land, wo Veganismus und vor allem auch Tofu noch nicht angekommen ist. Auch meine Unterkunft ist eher rudimentär, aber dieses Rezept ist so einfach, dass ich es auch in meiner Küche mit nur zwei Gas-Herdplatten zubereiten kann. DANKE DAFÜR. Meine Proteinquelle für die nächsten Monate ist gesichert. Alles Liebe!
Das freut uns, danke dir und Grüße nach Tunesien! 🙂
Huhu,
ich muss mal blöd fragen, um diesen Kichererbsentofu schön anbraten zu können, gibt es da auch Tricks ? Muss er vorher in Stärke und Gewürze gewälzt werden?
Ich fange erst an vegan zu kochen …aber es fasziniert mich täglich mehr… Danke für all Eure schönen Ideen.
Hey Anke,
kannst du machen, wird vielleicht oder sicherlich lecker. Ist es ein Muss? Nö, andernfalls hätten wir das auf jeden Fall vermerkt, keine Sorge. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Hi, ich habe das heute mal probiert und nach anderen Rezepten ein wenig Tapiokastärke dazu gemischt… aus dem Warmen Teig könnte man wunderbar vegane Spätzle machen …
die fertige Mischung gibt eine tolle Konsistenz!
Wenn man die Rohmasse fermentieren lassen könnte, hätte man einen super Käse Ersatz, da wette ich… vielleicht tröstet mich jemand und sagt mir, dass es viel weniger schlimm mm ist, mit so wenig Zutaten zu experimentieren und vielleicht auch mal etwas wegzuwerfen, als Tiere zu
essen????
Danke für die Inspiration:)
Grüße Monika
Liebe Grüße
Hmmm… Kichererbsen-Spätzle klingt irgendwie echt interessant. Ich befürchte allerdings, dass der Teig auch mit Tapiokastärke im Wasserbad nicht zusammenhält. Und ganz ehrlich – ohne Experimente hätten wir so einige Zutaten und Rezepte nicht, die wir jetzt alle lieben, oder? 😉