Happy New Year! Na, in der ersten Woche des neuen Jahres auch brav jeden morgen früh und frisch aufgestanden? Auch fleißig mindestens fünf Kilometer um den Block gejoggt, bevor ihr euch, wechselweise Matcha pur oder grüne Smoothies trinkend, den Essensplan der kommenden Woche penibel nach Mikro- und Makronährstoffen ausgerechnet habt? Mit Fokus auf die Proteinzufuhr, versteht sich? Sämtliche E-Mails sind auch schon abgearbeitet und die Kalendereinträge fürs gesamte Quartal habt ihr auf die Minute genau eingetragen? Nein? Wir auch nicht.
Den Rutsch in ein weiteres Jahr, welches vermutlich durchweg mit mittel- bis hochpanischen Headlines, Unsicherheiten auf der einen und der Gewissheit, dass alles irgendwie anders werden muss auf der anderen Seite durchzogen sein wird, muss man sich durch Produktivitäts- und Selbstoptimierungs-Vorsätze halt ernsthaft nicht noch komplizierter machen.
In diesem Sinne hoffen wir, dass ihr möglichst entspannt und genauso möglichst locker rüber nach 2024 gerutscht seid. Mit gutem Essen (bei uns gab’s veganes Raclette), guter Gesellschaft (sämtliche Mr. Bean-Folgen am Stück schauen zählt auch) und wenig Kopfweh am Tag danach.
Trotz raclettegefüllten Bäuchen und der Ermahnung zur Entspannung sind wir jedoch auch mit einigen Bedenken, Unruhe und Redebedarf ins neue Jahr gestartet. Und deshalb gibt es als ersten Blogpost 2024 auch mal wieder einen Jahresrückblick – der erste seit drei Jahren. Wir linsen aber auch ein wenig in die Glaskugel fürs neue Jahr. Hängt da ein wenig öffentlich zur Schau gestellte Selbst-Therapie mit drin? Oh, aber hallo, also legen wir los.
Neue vier Wände und warum Kunstlicht Fluch und Segen zugleich sein kann
Wir haben es hier und da auf Social Media und im Newsletter erwähnt: 2022 ging mit einer Eigenbedarfskündigung und damit mit einem zwangsläufigen Umzug zu Ende, bei dem nicht alles so glatt verlief, wie wir uns das dachten. Der hing uns Anfang vergangenen Jahres noch ziemlich in den Knochen und zwickt auch heute noch spürbar. Ich sage nur schief sitzende Schubladenfronten, knarzende Auszüge und sich lösende Silikonfugen in der Küche, dem uns so wichtigen Raum. Der Monteur hat wirklich alle Arbeit geleistet.
Und ja, so richtig eingelebt haben wir uns auch mehr als 12 Monate später nicht in den neuen vier Wänden. Unser geliebtes „Studio-Plätzchen“ an der großen Balkontür, durch die zwar nicht immer, aber eben doch meistens ganz brauchbares Licht für unsere Fotografie fiel, ist Geschichte, weshalb wir uns mehr und mehr auf das Arbeiten mit Kunstlicht verlassen mussten. Und das war Fluch und Segen zugleich. Denn ohne es selbst so richtig zu bemerken, wurde das Fotografieren immer mehr zur technischen Routine. Zu Schritten, die regelmäßig nach Schema F abgearbeitet werden. Versteht mich nicht falsch, vieles in der Food- und Werbefotografie basiert auf Routinen. Allerdings haben wir einfach bemerkt, dass zu viele davon auch den Spaß am kreativen Herumprobieren einschränken … wenn auch unbewusst und schleichend. Deshalb haben wir uns für dieses neue Jahr als Vorsatz gesetzt, uns wieder etwas mehr Zeit für unsere Bilder zu gönnen. Allein schon, um ganz egoistisch selbst wieder mehr Spaß an unserem liebsten Medium zu haben.
Wir sind Social-Media-Tänzbären geworden
Die YouTuberin und Kochbuchautorin Alison Roman zieht in ihrem Jahresrückblick den Fortschritts-Vergleich, Bücher zu schreiben, wäre das Äquivalent zur Pferdekutsche und TikToks und Instagram-Reels das Auto, also der Fortschritt. Sie schreibt aber auch, dass sie Pferde halt nun mal mag und einfach nicht von ihrem heruntersteigen möchte. Und bis auf die Tatsache, dass wir Pferdekutschen im Jahr 2024 jetzt nicht unbedingt befürworten, können wir den Vergleich nur unterschreiben. Vielleicht tauschen wir die Kutsche einfach gegen veganere Fahrräder aus oder so. Der echte Gaul darf auf der Weide bleiben, ein Drahtesel – wahlweise auch aus Alu oder Carbon für die Vollblut-Radler – reicht auch.
Ich war schon immer sehr filmaffin und wir haben es echt versucht, im Kurzvideo-Strom mitzuschwimmen. Nur kommen wir als Millenials (vielleicht auch algorithmusgesteuert, ich wittere eine Verschwörung!) wohl einfach nicht gegen die Gen-Z und vor allem gegen die schiere Flut an häufig wirklich derb aufgedrehten veganen Influencern auf den Plattformen an.
Im vergangenen Jahr haben wir mehr als 70 Kurzvideos auf Instagram und TikTok gepostet. Zwei davon gingen mittelprächtig viral. Der Rest? Nicht so. Die Frage nach dem Warum ist in vielen Fällen einfach nicht zu beantworten. Die Plattformen belohnen Imitation, ermutigen dazu, die Clips anderer nachzuahmen, auf Musik-Trends aufzuspringen (die wir aus Copyright-Gründen allerdings gar nicht verwenden dürften), den Algorithmus als in Ketten gelegter Tanzbär also zwangsweise so zu unterhalten, wie er das gerne hätte. Etwas, was uns einfach keine Freude bereiten würde. Auf der anderen Seite fehlt uns ehrlicherweise die Idee zu wirklich der hammerharten Innovation, die diese Algorithmen dazu bringen könnte, unsere Clips mehr Usern anzuzeigen. Wir kochen, schreiben die Ergebnisse auf und zeigen euch damit Details, wie Lebensmittel anders zubereitet oder kombiniert gut schmecken. Das lässt sich einfach nicht immer in ein Video mit großem „Oha!“-Effekt übersetzen. Dazu kommt, dass auch kurze, nur 20–30 Sekunden lange Videos einiges an Zeit und Arbeit kosten, dann aber meist nach Stunden oder manchmal auch wenigen Tagen in den Feeds und der mittlerweile unüberschaubaren Masse an Inhalten untergehen. Nachhaltig ist das halt auch nicht.
Wie wir damit in Zukunft umgehen, wissen wir bisher noch nicht. Denn ganz ohne scheint es auch nicht mehr zu gehen … womit ich zum nächsten Thema komme.
Kooperationen? Werbung? Leser-Support? Wie finanziert sich das hier eigentlich?
Dass TikToks und Reels in den allermeisten Fällen nur eine sehr begrenzte Halbwertszeit haben, hindert Unternehmen nicht daran, Werbebudgets von klassischeren Formen der Zusammenarbeit wie Blogbeiträgen abzuziehen und eben lieber in diese Plattformen zu investieren.
Das haben wir im vergangenen Jahr zu spüren bekommen. Kooperationen kamen beinahe ausschließlich im Verbund mit einem Kurzvideo zustande, wenn Anfragen nicht ohnehin nur darauf ausgerichtet waren, ein TikTok oder ein Reel mit platzierten Produkten zu posten. Und irgendwie widerstrebt es uns einfach mittlerweile, Quasi-Wegwerfartikel auf Rechnung zu erstellen – egal wie gut wir die Produkte oder die Marken auch finden, mit denen wir zusammenarbeiten.
Aber wie sehen die Alternativen aus? Einen Teil unseres Einkommens finanziert ihr, unsere Leserinnen und Leser über die Plattform Steady, Paypal-Spenden oder über direkte Überweisungen (genaueres dazu könnt ihr hier lesen). Und selbstverständlich über den Kauf unserer Bücher. Realistisch reicht das jedoch nicht und da viele Leute aktuell einfach etwas mehr auf den eigenen Geldbeutel schauen müssen, gehen die Spenden verständlicherweise auch zurück.
Als zusätzliche Alternative bleibt die klassische Einblendung von Werbebannern auf dem Blog. Etwas, was wir eigentlich immer vermeiden wollten, was uns aber mit dementsprechenden Aufrufzahlen stetige passive Einnahmen und damit die Zeit sichern könnte, uns auf mehr Rezepte, mehr qualitativ hochwertige Artikel zu konzentrieren, anstatt die angesprochenen Plattformen mit Kurzvideos zu füttern. Vermutlich werden wir diese Möglichkeit 2024 testen. Das funktioniert aber nur, wenn wir wirklich den größten „Brocken“, der uns in den vergangenen beiden Jahren im Halse stecken blieb, endlich runterschlucken können.
Technik-Burn-out
Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir das erste Redesign des Blogs seit 2016 online gestellt. Und am Anfang waren wir auch Feuer und Flamme, auch wenn bereits der Weg dahin nicht nur ein bisschen steinig war. Hinter den Kulissen war noch vieles in einem absoluten Baustellenzustand, aber zumindest hat Eat this! ein neues, frisches Gesicht bekommen. Alles Weitere kann man ja dann noch fixen, oder?
Leider hat sich jedoch herausgestellt, dass das einfacher gedacht als getan war. Das Projekt dauerte länger und länger, wurde teurer und teurer, bedeutete mehr und mehr Arbeit. 2023 haben wir wohl mehr geackert als je zuvor. Leider hat man das dem Blog und unseren Inhalten nicht angesehen, da die meisten Anstrengungen in für euch Leserinnen und Leser „unsichtbare“ Dinge investiert wurde. Das Wort Burn-out fiel wirklich häufig zwischen Nadine und mir … und eben nicht mal lax im Nebensatz, wie man das manchmal so rausposaunt, wenn es etwas viel wird mit den Aufgaben.
Deshalb wird eine der ersten und größten Aufgaben für das Jahr sein, technische Unterstützung zu suchen und hoffentlich auch zu finden. WordPress-Entwickler, die Lust auf eine Zusammenarbeit mit uns haben, dürfen sich gerne unter der E-Mail-Adresse hallo@eat-this.org direkt bei uns melden.
Was für 2024 auf dem Herd steht
Wir waren noch nie groß darin, langfristige Pläne zu schmieden. Und so haben wir auch für das Jahr bewusst keine fest definierten Ziele gesteckt. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, werden so ein bis zwei große, spannende und tolle Dinge passieren – über die kann ich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nichts verraten. Weil die sprichwörtlichen trockenen Tücher heute zumindest noch etwas klamm sind.
Ansonsten hoffen wir, baldmöglichst die erwähnte Technik in den Griff zu bekommen, um auf dem Blog etwas mehr Struktur zu schaffen und auch wieder richtig Spaß daran zu haben, an und vor allem mit der Webseite zu arbeiten. Wir wollen schließlich auch, dass ihr euch hier so richtig wohlfühlt und schnell findet, was ihr sucht.
Und sonst werden wir dieses Jahr etwas mehr auf uns selbst achten. Wir hoffen, dass wir es hinbekommen, uns weniger von wildgewordenen Algorithmen verrückt machen zu lassen. Der Spaß am Fotografieren – vor allem mit Tageslicht und tollen Lichtstimmungen –, am Testen von Rezepten, am Recherchieren und Schreiben soll wieder viel mehr in den Fokus rücken. Und wir möchten gerne wieder, oder besser gesagt noch mehr mit euch in Kontakt treten. Vielleicht erstellen wir einen Discord-Server, also eine Chat-Möglichkeit, um uns auch unabhängig von Blog-Kommentaren, E-Mails und Direct Messages über sämtliche Social-Media-Plattformen hinweg mit euch austauschen zu können. Lasst uns gerne einen Kommentar da, was ihr davon halten würdet.
Wichtig ist jedoch, dass wir auch in diesem Jahr inhaltlich so weiter machen möchten, wie bisher. Mit mal mehr, mal weniger einfachen, mal mehr, mal weniger klassischen Rezepten aus der ganzen Welt oder aus unseren Dickschädeln. So wie wir selbst eben gerne für uns kochen. Und mit Hintergründen zu diesen Rezepten und Zutaten. Denn ihr interessiert euch auch für die interessanten Geschichten und faszinierenden Zusammenhänge, die wir versuchen, immer einzubauen in unsere Posts. Dieses schöne Feedback bekommen wir häufig und wir freuen uns darüber wirklich sehr.
Ab Donnerstag, den 11. Januar geht es hier also wieder essbar weiter. Mit veganen Okonomiyaki, japanischen Kraut-Pancakes, die in den Veganuary passen, wie Deckel auf Topf.
Vielen Dank für eure Treue, eure schönen Kommentare und Nachrichten und für euren Support seit mittlerweile fast 13 Jahren. Wir haben safe die besten Leserinnen und Leser im ganzen Internet! Schreibt uns auch bitte eure Wünsche und Anregungen – hier in die Kommentare oder per Mail. Wir freuen uns drauf.
Unterstütze uns
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Zu Steady
34 Kommentare
Liebe Nadine,
lieber Jörg!
Euere Rezepte mit Fotos und Anregungen bereichern meinen Kochalltag als Ruheständlerin wirklich sehr“!
Euer Jahresrückblick war sehr interessant zu lesen. Ich kann gut nachvollziehen, dass Instagram usw. eine große Herausforderung darstellen; Werbung im Blog wäre für mich auch kein Problem. Ich wünsche euch Erfolg bei der Suche nach Lösungen und weiterhin viel Spaß mit den Leckereien, die ihr so zaubert!!!
Liebe Grüße ♥️
Connie
Hallo Connie,
danke dir für deine Meinung zum Thema Werbung und für die tolle Rückmeldung. Freut uns sehr!
Liebe Grüße
Jörg
Ich wollte Euch beiden einfach nur Danke sagen für das was Ihr hier seit Jahren abliefert. Ihr seid wirklich schon seit einiger Zeit meine Hauptinspirationsquelle für vegane Rezepte und bis auf ganz, ganz seltene Ausnahmen schmeckte alles auch immer superklasse.
Ich habe auch schon einen Steady-Support eingerichtet, zwar nicht mit einer riesigen Summe,, aber mit einer, die ich trotz unsicherer Jobsituation dauerhaft zuverlässig stemmen kann. Mich würden aber auch Werbungen auf der Seite nicht stören, solange sie dezent an der Seite bleiben und sich nicht nervig bis zum Wegklicken über die Inhalte legen.
Wie auch immer Ihr Euch entscheidet, ich wünsche Euch ein ganz tolles und erfolgreiches Jahr 2024!
Hi Maria,
danke dir für die tolle Rückmeldung und den Support.
Nein, überlagernde Werbeflächen finden wir selbst grässlich und werden auf alle Fälle darauf achten, hier einen guten funktionalen und möglichst ästhetischen Mittelweg zu finden.
Liebe Grüße
Jörg
Hi ihr Lieben
Ich danke euch für euren Einblick, Rückblick und Ausblick!
Ich finde es total wichtig, auch hier transparent zu sein und freue mich über eure Betrachtung eures Tuns! Ich bin auch Freiberuflerin und finde es total nervig, dass alle immer nur über Erfolg und Leichtigkeit sprechen. Lass uns auch über die schwierigen Dinge sprechen und schreiben! Damit helfen wir Leuten oft mehr! Also danke für eure Offenheit.
Ich bin gerade noch so Generation X und gehe ganz gezielt auf eure optisch super schöne und gut funktionierende Homepage, um nach Rezepten zu forschen. Ich bin als Teenagerin vegan geworden und kann eigentlich gar nicht anders kochen 😉
Zugleich koche ich nicht gerne nach Rezept außer sie kommen von euch! ich hole mir hier oft Inspiration und wir finden Rezepte zu 99 %. Super lecker und toll! Also hier einfach mal ein dickes, fettes Dankeschön für eure Arbeit, über die ich mich wöchentlich freue!
Ich wünsche euch viel langen Atem, eine gute Portion selbstfürSorge und gut bezahlte Aufträge. (die euch vielleicht ermöglichen unliebsame Aufgaben auszulagern?)
Liebe Grüße aus Hamburg, Anna
Hallo Anna,
wow, was für ein Feedback, da wird man ja regelrecht rot!
Danke dir dafür und auch für die Wünsche.
Liebe Grüße
Jörg
Hallo ihr Beiden,
Ich schaue sehr regelmäßig auf eurem Blog vorbei und habe bei keinem anderen so viel nachgekocht wie bei Euch! Ihr inspiriert mich so oft zu veganen Gerichten und ich nutze auch gerne die Suchfunktion auf dem Blog, wenn mir mal die Inspiration fehlt.
Ich kann es absolut nachvollziehen, falls ihr euch in Zukunft mittels Werbung finanziert. Ich denke wir sind auch Alle zu verwöhnt, ständig kostenlosen Kontent geliefert zu bekommen.
Egal wie ihr euch entscheidet: Macht bitte weiter mit den leckeren Rezepten!!!
Grüße Regina 😉
Hallo Regina,
danke dir für deine Meinung zu den Werbe-Gedanken und natürlich für die tolle Rückmeldung.
Liebe Grüße
Jörg
Liebe Nadine, lieber Jörg
Jetzt muss ich mich doch auch mal aus der Generation ‚unter euch‘ melden, um euch zu sagen, dass ich und viele meiner Freundinnen auf euren Blog schwören, wenn es um gute, vegane Rezepte geht! Vorallem, da eure Rezepte (gerade auch die veganen Backrezepte, was wirklich nicht selbstverständlich ist) immer gelingen, oft keine superteuren Zutaten enthalten, und die Fotos dazu einfach super schön sind! Und wir haben euch alle auf dem ‚klassischen Weg‘ gefunden, durch Rezepte googlen oder Weiterempfehlung von Bekannten – natürlich folge ich euch aber auch auf Instagram 😉
Hi Lotte,
danke dir für das tolle Feedback zu den Rezepten und den Bildern. Freut uns echt sehr! 🙇♂️
Liebe Grüße
Jörg