Geschmorte, zarte Szechuan-Auberginen in einer superaromatischen, süß-sauer-scharfen Sauce mit viel Knoblauch, Ingwer und Chili. Da werden auch größte Auberginen-VerweigerInnen schwach.
Bevor ich dir verrate, was der Name des Gerichts Yu Xiang Qie Zi tatsächlich bedeutet, kommt hier erst mal ein Disclaimer. Andernfalls befürchte ich, dass du direkt wieder wegklickst, denn gleich klingt es kurz latent unvegan und, zugegeben, eigentlich auch nicht sonderlich appetitlich. Also bitte, bleib da, auch nach dem nächsten Absatz, ich kläre gleich alles auf, versprochen.
Also, einmal tief durchatmen (den konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen, die Pointe wird dir gleich klar), es geht heute um „fischduftende“ Auberginen. Schockschwerenot!

Um die Aufklärung so kurz wie möglich zu halten: Nein, hier hat kein Fisch seine Flossen mit im Spiel und du musst auch keine Angst davor haben, dass sich deine Küche bei der Zubereitung olfaktorisch dem Hamburger Fischmarkt kurz vor Ladenschluss angleicht.
Der „Fischduft“ bezieht sich bei unseren Szechuan-Auberginen auf die scharf-sauer-süße Zusammenstellung der Saucenzutaten, die in der chinesischen Provinz, die in etwa in der Mitte des Landes liegt und für allem für ihre kulinarische Vielfältigkeit und geschmacksintensive Küche, den Szechuanpfeffer und die, sagen wir mal sehr generöse Verwendung von Chilis – genau unser Ding, also – eben vornehmlich typisch für Fischgerichte ist.
Erwähnte Chilis, Knoblauch, Ingwer, Frühlingszwiebeln, Sojasauce und chinesischer, schwarzer Essig. Alles für sich, aber auch in Kombination mehr als wohlduftende Zutaten. Hier geht es also nicht um den Duft einer ollen Makrele, sondern um den aromatischen, intensiven und vor allem leckeren Geruch, der an die Zubereitungsart von Fischgerichten erinnert. Du kannst jetzt also aufhören, die Luft anzuhalten und darfst auch wieder durch die Nase atmen.

Und wenn diese Geschmackskombination namens Yu Xiang nun eben auf andere Hauptzutaten trifft, wird auch aus unseren Szechuan-Auberginen ein – übrigens häufig auch in China „versehentlich“ veganes – „fischduftendes“ Gericht.
Klassisch wird das lila-schwarze Gemüse richtig schön in einen Bottich voll Öl geworfen und frittiert, denn wie wir alle sicherlich aus leidvoller Erfahrung wissen, neigt es beim zu-kurzen-garen ja gerne mal zu einer gewissen Schuhsoligkeit, wegen derer allein vermutlich reihenweise Gemüsetraumata in Kindern ausgelöst wurden, die von da an auch nur noch schwer an einen ausgewogenen Speiseplan gewöhnt werden konnten. Einfach schneiden und fix braten geht nicht (schneiden, länger braten und dabei der Aubergine mit dem Pfannenwender zu Leibe zu rücken schon, das habe ich hier beschrieben). Das Fritteusenbad treibt der Eierfrucht diese Charakterschwäche schnell aus, aber sind wir ganz ehrlich, so richtig Bock auf öltriefende Auberginen hat man halt nicht – weder aus Aufwands-, noch aus gesundheitlichen Gründen.
Wir greifen deshalb auf den Trick zurück, den ich schon in ähnlicher Form in unserem Rezept zum Sabich, dem israelischen Frühstückssandwich erklärt habe. Das Gemüse wird in Spalten geschnitten und darf dann für etwa 15 Minuten in einem Salz-Jaccuzi abhängen. In diesem Bad entzieht das aufgelöste Salz die überschüssige Feuchtigkeit der Aubergine. Das klingt wenig intuitiv, wir werfen die Aubergine doch in eine Schüssel Wasser, funktioniert aber tatsächlich. Zusätzlich wird die Zellstruktur aufgebrochen, wodurch die Stücke beim Braten das Öl nicht mehr einfach aufsaugen, wie ein Schwamm.

Während das Gemüse badet, kümmerst du dich um deine Mise en Place. Für die Sauce vermischst du Shaoxing Reiswein (oder alternativ Sherry oder Mirin) mit dunkler Sojasauce, chinesischem schwarzen Essig, Speisestärke zum Andicken und etwas Wasser, reibst Knoblauch und Ingwer, hackst so viele Chilischoten fein, wie du verträgst, schneidest eine im besten Fall große Zwiebel in Stücke und holst das Glas Doubanjiang, also die fermentierte chinesische Bohnen-Chilipaste aus dem Kühlschrank, denn jetzt geht alles ganz schnell.
Wenn du auf unseren Tofu Kung Pao und unseren Mapo Tofu stehst, hast du also bereits alle etwas „untypischeren“ Zutaten im Vorrat. Und wenn nicht, hast du jetzt einen dritten Grund, deinem liebsten Asialaden einen Besuch abzustatten.
Nach dem Abtrocknen wandern die Auberginen zusammen mit etwas Erdnussöl in einen heißen Wok oder in deine liebste Bratpfanne und werden pfannengerührt, bis sie eine tiefe, braune Farbe haben. Anschließend schubst du sie an die Seite des Woks, jetzt dürfen Ingwer, Knoblauch und Zwiebel zusammen mit Doubanjiang ihre Runde im Wok antreten. Sauce dazu, kurz aufkochen und schon sind wir fertig. Sogar, wenn wir die Einweichzeit mit einrechnen, waren das maximal 25 Minuten. Alles, was noch bleibt, ist, unsere Szechuan-Auberginen mit frisch gezupften Korianderblättern und geröstetem Sesam zu toppen und dann reinzuhauen, denn ich bin mir sicher, dass du an dieser Stelle seit etwa fünf Minuten unkontrollierbar sabberst.
Und jetzt gönn’ dir! Denn wenn unsere soften, geschmorten, bombastisch schmeckenden „fischduftenden“ Szechuan-Auberginen nicht über den zunächst etwas abtörnenden Namen (und eigentlich auch sonst über alles, was dir gerade so über die Leber gelaufen ist) hinwegtrösten, dann weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr weiter.
Geschmorte Szechuan-Auberginen – Yu Xiang Qie Zi
- 750 g Aubergine am besten lange, japanische oder chinesische
- 20 g Salz
- 4 EL Shaoxing Reiswein oder Sherry oder Mirin
- 3 EL dunkle Sojasauce
- 3 EL chinesischer schwarzer Essig
- 3/4 EL Speisestärke
- 3 Zehen Knoblauch
- 2 cm Stück Ingwer
- 2 Thai-Chili
- 1 Zwiebel
- 3 EL Erdnussöl
- 1 EL Doubanjiang
Außerdem
- 15 g Koriander
- 1 EL gerösteter Sesam
- Auberginen in etwa 5 cm lange Spalten schneiden. In einer Schüssel mit Wasser bedecken, Salz darin auflösen und das Gemüse 15 Minuten in dieser Lake ziehen lassen.
- Für die Sauce Shaoxing Reiswein, Sojasauce, Essig und Speisestärke mit 150 ml Wasser verrühren und beiseitestellen.
- Knoblauch und Ingwer fein reiben, mörsern oder hacken, Chili in dünne Ringe, Zwiebel in Streifen schneiden.
- Aubergine abgießen, kurz abspülen und gut abtrocknen.
- Wok auf hoher Hitze vorheizen, vom Herd nehmen, Öl hineingeben, schwenken, bis der Wokboden bedeckt ist und zurück auf den Herd stellen. Auberginen hineingeben und 6-7 Minuten rösten, bis sie rundherum goldbraun gebraten und weich sind. Anschließend an den Rand des Woks schieben.
- Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Chili in den Wok geben und 1 Minute unter Rühren rösten. Doubanjiang dazugeben und eine weitere Minute pfannenrühren.
- Mit der Sauce ablöschen, aufkochen und kurz ziehen lassen.
- Mit Koriander und Sesam toppen und mit Jasminreis servieren.
Unsere Tipps

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Steady
Holy cow…das Rezept ist der Wahnsinn! Herzlichen Dank!
Ich versuche meinen Freund grad dazu zu bringen, dass wir zumindest 2 Mal pro Woche vegan essen. Bei ihm geht nichts ohne Fleisch. Hier hat er sich sogar einen Nachschlag geholt und gemeint, dass ich das nächste Woche wieder machen können. Erfolg auf ganzer Linie würde ich sagen!
VG, Sarah
Tausend Dank liebe Sarah, freut uns riesig! ☺️
Liebst,
Nadine
Meeega lecker! Mal wieder eine Offenbarung! Beim nächsten Mal werde ich noch etwas Süße an die Sauce tun, aber ansonsten gibt es keine Veränderungen. Perfekt so, wie eigentlich immer.
Das freut uns, danke dir!
Liebe Nadine, lieber Jörg,
einfach nur Hammer! Auch dieses Rezept hat schon beim ersten Mal geklappt und besitzt Potenzial zum Klassiker bei uns. Mmmh… Schärfe, Süße und Umami. Ich könnte jeden Tag nach Szechuan-Art essen… habt Ihr die Rezepte von einem Chinatrip mitgebracht? Bei Eurem Text musste ich heute lachen. Einer meiner Lieblingssprüche beim Kochen ist nämlich „Hey bring mir meine Mise en Place nicht durcheinander“. Schöne Texte und leckere Rezepte – weiter so und vielen Dank! Unsere superliebe Lebensmitteldealerin (mit vietnamesischen Roots, und direkt neben der chinesischen Botschaft in Berlin) fragt beim Blick in den Einkaufskorb schon mal interessiert nach, was wir heute kochen, und gibt gern vegane Tipps.
Viele Grüße 😀😀
Es würde natürlich um einiges “romantischer” klingen, wenn wir das Rezept tatsächlich aus China mitgebracht hätten, aber nein, wir sind einfach nur süchtig nach Rezeptrecherche. 😉
Tausend Dank für das mega Feedback! Und ganz ehrlich: Stammkunde im Asialaden zu sein ist einfach Gold wert!
Hallo ihr Beiden 🙂
Achtung, jetzt kommt die wahrscheinlich dummdämlichste Frage ever… Erwärmt ihr das Wasser für eure Salzlake? Wenn ich Salz in kaltes Wasser gebe, löst sich das doch nicht auf…. Oder steh ich einfach nur gedanklich auf dem falschen Fuß?
Bitte bitte klärt mich auf – dann schwing ich mich aufs Rad zum einkaufen und bravem nachkochen 😀
Hi!
Salz löst sich auch in kaltem Wasser, keine Sorge. Umrühren natürlich nicht vergessen. 😉
Liebe Grüße und happy Einkauf!
Jörg
Ihr hattet – wenn ich mich richtig erinnere – noch dieses ganz fantastische Rezept für die einfachen “chinesischen Auberginen” (Mit Gemüsebrühe und Tapioka-Stärke). Absoluter Smash-Hit! Mein Besuch war total aus dem Häuschen. Aber ich kann das Rezept gar nicht mehr auf Eurer Seite finden? Habt Ihr es dauerhaft gelöscht? Ich vermisse es sehr.
Hi Susanne,
das hier ist dieses Rezept. Etwas angepasst, neu fotografiert und neu getextet und ich bin sicher, dass du auch hiervon begeistert sein wirst, wenn dir schon die ursprüngliche Version geschmeckt hat. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
es scheint als sei bei dem „ist“ kein Link hinterlegt. Oder ich bin zu blöd. Magst du das bitte nochmal checken?
Danke und Grüße
Fred
Das “ist” soll gar nicht verlinkt sein. Das Rezept, welches du im Browser geöffnet hast, ist das (aktualisierte) Rezept, um welches es Susanne ging. 😉
Sehr lecker und sehr scharf!
Muss so. 😉
Lieben Dank!
Meint Ihr, ich könnte statt der Chilipaste auch Misopaste nehmen? Sonst essen meine Kinder das wegen der Schärfe nicht…
Ich denke, da spricht nix dagegen. Probier’s aus, du kannst dann ja – nach Geschmack – auch mit wenig Chilipaste nachwürzen. 🙂
Misopaste hat super gepasst! Ich habe dann noch etwas Essig in die Sauce getan – irgendwie hat das in meiner Erinnerung an das Gericht in China dazu gehört.
Vielen Dank für Rezept und schnelle Rückmeldung – das ist wirklich sensationell!
Sehr lecker! Habe Sesamöl genommen, das passt perfekt! Danke für das tolle Rezept! 😋
Dankeschön liebe Johanna!🤗
Lieben Gruß,
Nadine
Heute nachgekocht und es war sooo unglaublich köstlich!! *-*
Vielen Dank für dieses tolle Rezept 🙂
Liebe Grüße Karina
Hey Karina,
vielen lieben Dank, freut uns riesig 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Super leckeres Rezept! Ganz einfach und ganz schnell 🙂 Ich hatte die Sauce noch mit 2 EL Sojasauce verfeinert und das Gericht mit gerösteten Sesamsamen bestreut. Für den Augen- und Gaumenschmaus und damit es bunt wird, zieren Physalis den Teller … .
Danke für eure vielen tollen Anregungen – und: Euer Kochbuch ist klasse! Lobloblobloblob!
Vielen lieben Dank Sharon für das tolle Feedback 🙂
Sehr lecker und einfach … solche Rezepte mag ich.
Vielen Dank 🙂
Cindy
Vielen Dank Cindy! 🙂
Hey,
voll schöne homepage habt ihr da! Durch und durch ein Genuss! nomm-nomm 🙂
Ohh … vielen vielen Dank 🙂