Die vermutlich einfachsten selbst gemachten Nudeln … kommen nicht aus Italien. Ihr braucht dazu nur drei Zutaten, ein paar Minuten Zeit und … eine Schere? Bei uns kommen die chinesischen Scheren-Nudeln mit Spinat, Sprossen, Limettensaft und Sojasauce auf den Tisch.
Die italienische Küche hat uns allen erfolgreich eingetrichtert, dass „al dente“ die einzig wahre und akzeptable Konsistenz (nicht nur) für frisch gekochte Nudeln wäre. Übersetzt heißt das „für den Zahn“, also bissfest. Alles, nur nicht zu weich, eigentlich fast schon halb fertig. Der Kern einer perfekt gegarten Spaghetti sollte noch als roh erkennbar sein, sonst wird die Nonna (zurecht) böse.
In einigen asiatischen Gebieten gilt schon fast das Gegenteil. Weich, zäh, irgendwie glitschig, aber darauf rumkauen soll man trotzdem können. Wir beschweren uns ja nicht selten darüber, dass der deutsche Wortschatz insgesamt wenig zu bieten hat um appetitlich über die Konsistenz von Essen zu reden (unter „bouncy“ kann ich mir etwas vorstellen, unter „abprallend“ nicht), aber hier wird’s auch in anderen Sprachen schwierig. Taiwan hat dafür eine pragmatische Lösung gefunden: den Buchstaben Q.

Q – englisch ausgesprochen, also „kju“ – klingt im Hokkien-Dialekt wie das Wort „k’iu“ für (das ausschließlich positiv gemeinte) „zäh“. Deshalb hat sich ganz Taiwan, Hong Kong und zumindest ein großer Teil von Festlandchina darauf geeinigt, dass der Buchstabe jetzt Spaß beim Essen ausdrückt. Das geht so weit, dass der 17. Buchstabe des lateinischen Schriftsystems auch omnipräsent auf Werbeschildern auftaucht.
Und Spaß macht’s auf jeden Fall. Wer auf japanische Mochi steht, immer noch nicht genug hat von Bubble Tea oder koreanische Tteokbokki kennt, weiß Bescheid. Wer Gummibärchen mag auch – so „exotisch“ ist Q gar nicht, Karl-Heinz, wir haben das Mundgefühl im Westen nur anders abgespeichert.
Scheren-Nudeln, die im Englischen als „Scissor Cut Noodles“ weitaus interessanter klingen, kommen zwar aus Shanxi (nicht zu verwechseln mit Shang Chi, dem letzten guten Marvel-Film, hab’ ich recht?) im Norden Chinas, in dem die Küche allgemein getreidelastiger ist, repräsentieren das Prinzip Q aber super.



Das Beste daran? Jian Dao Mian, wie sie auf Mandarin heißen, lassen sich wirklich super einfach und mit wenigen Zutaten zubereiten, die ihr sicherlich ohnehin schon zu Hause habt: Mehl, Salz, Wasser. Daraus wird ein zäher Teig geknetet, der anschließend mit der Schere – die habt ihr hoffentlich auch – direkt in kochendes Wasser geschnitten wird. Solange ihr euch durch das dabei hochspritzende Wasser nicht die Finger verbrennt (im Rezept findet ihr einen Tipp, wie ihr die hausgemachte Körperverletzung vermeidet), macht’s also auch noch Spaß beim Kochen selbst.
Die dicken, länglichen Nudeln, die an Schupfnudeln erinnern – und auch als einfacher, schnell gemachter Ersatz herhalten, aber das nur nebenbei –, brauchen etwas länger als frische italienische Pasta, dafür ist es aber auch fast unmöglich, sie zu verkochen.

Die ungefähr 6–8 Minuten reichen, um eine schnell gemachte Pfannensauce dafür zuzubereiten, die die Scherennudeln noch mehr Q macht. Man könnte nicht nur sagen QQ oder eben phonetisch „kjukju“ – das tun die Menschen in Taiwan als Steigerung tatsächlich.
Dafür schwitzen wir Frühlingszwiebel oder Schalotten, Knoblauch und Chiliflocken an, löschen mit Soja- und veganer Austernsauce ab, würzen mit Agavendicksaft und optional etwas kristallinem Umami und lassen frischen Spinat in der Sauce zusammenfallen. Die gegarten Scheren-Nudeln kommen direkt aus dem Wasser mit in die Pfanne, zum Schluss heben wir knackige Mungobohnensprossen unter und schmecken – völlig untraditionell, aber fresh – mit süßsaurem Limettensaft ab, fertig ist unsere Idee von chinesischen Schupfnudeln (ist das schon cultural appropriation?).
Die im besten Sinne glitschigen, zähen Scheren-Nudeln passen perfekt zum zarten Spinat, die knackigen Bohnensprossen explodieren fast schon im Mund und ich denke mir so „Spaghetti gehören sich weiterhin nonna-konform al dente, aber es wäre schon cool, wenn wir auch Q als Küchenbegriff einführen könnten.“

Die einfachsten selbst gemachten Nudeln: Scheren-Nudeln mit Spinat, Sprossen und Limette
Für die Scheren-Nudeln
- 250 g Weizenmehl Type 405
- ½ TL Salz
- 120 ml Wasser kalt
Für die Sauce
- 3 Frühlingszwiebeln
- 3 Zehen Knoblauch
- 1 TL Ingwer gerieben
- 150 g Spinat
- 125 g Mungobohnensprossen
- 2 EL Erdnussöl oder ein anderes neutrales Öl
- 1 TL Chiliflocken
- 2 EL Sojasauce
- 1 EL vegane Austernsauce
- 1 TL Agavendicksaft
- ½ TL MSG optional
- 1 Limette
- Für die Nudeln Mehl, Salz und Wasser mit der Küchenmaschine, im Food Processor oder von Hand 5–10 Minuten kräftig zu einem festen Teig verkneten. Abgedeckt 20–30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.250 g Weizenmehl Type 405, ½ TL Salz, 120 ml Wasser
- Währenddessen Frühlingszwiebelgrün in 2–3 cm lange Stücke schneiden und beiseitelegen. Den weißen Teil der Frühlingszwiebel zusammen mit Knoblauch fein hacken, Ingwer reiben. Spinat und Mungobohnensprossen waschen und gut abtropfen lassen.3 Frühlingszwiebeln, 3 Zehen Knoblauch, 1 TL Ingwer, 125 g Mungobohnensprossen, 150 g Spinat
- Etwa 1 l Wasser zum Kochen bringen. Teig aus dem Kühlschrank nehmen und erneut kurz durchkneten. Mit einer leicht eingeölten Schere etwa 3 cm lange, nicht zu dicke Nudeln direkt ins köchelnde Wasser schneiden (siehe Tipp). 6–8 Minuten nicht zu stark kochen lassen, dabei gelegentlich umrühren.
- Währenddessen Öl in eine heiße Pfanne geben. Gehackte Frühlingszwiebel, Knoblauch, Ingwer und Chiliflocken 1 Minute unter Rühren anschwitzen. Sojasauce, vegane Austernsauce, Agavendicksaft und optional MSG dazu geben, Herd auf niedrige bis mittlere Hitze stellen und leicht einköcheln lassen.2 EL Erdnussöl, 1 TL Chiliflocken, 2 EL Sojasauce, 1 EL vegane Austernsauce, 1 TL Agavendicksaft, ½ TL MSG
- Abgetropften Spinat grob zupfen oder hacken, mit in die Pfanne geben und zusammenfallen lassen. Gegarte Nudeln abgießen und ebenfalls mit in die Pfanne geben. Bohnensprossen und den grünen Teil der Frühlingszwiebel unterheben, 1 Minute köcheln lassen und vor dem Servieren frisch mit Limettensaft abschmecken.1 Limette
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Steady
Hi! Habt ihr noch einen Tipp fürs Nudel schneiden? Wir verbrennen uns jedes Mal die Hände – trotz Schaumlöffel im Wasser. 🫣
Hi Patricia,
oh je! Wenn es gar nicht anders geht, würde ich sie außerhalb vom Topf schneiden und dann vorsichtig hineingeben. Nur aufpassen, dass sie nicht so stark zusammenkleben. 😊
Liebe Grüße
Nadine
Ich habe gestern die Scherennudeln im Urlaub in der Ferienwohnung gekocht und alle waren begeistert. Hat sowas von lecker geschmeckt und sehr leicht umsetzbar. Vielen Dank für das tolle Rezept.
Danke dir für das tolle Feedback. Das freut uns riesig!
Liebe Grüße
Jörg
Das ist ja wirklich ein supergeniales Rezept! So lecker 🤤🥢
Und ich war überrascht, wie schnell es ging. Auf Nudeln selbst machen hab ich normalerweise wegen des Aufwands keine Lust.
Liebe Grüße an euch beide!
Melina
Dankeschön liebe Melina, freut uns riesig! ☺️
Liebe Grüße
Nadine
Hi Jörg und Nadine,
die Menge der Nudeln sah erst echt wenig aus, es waren dann aber in der Pfanne mit Gemüse und Soße doch zwei richtig ordentliche Sattmacher-Portionen. ABER vom Geschmack her hätte es ruhig NOCH MEHR sein können!!
Deliziös und so mega fix gemacht!
Steht direkt schon auf unserer Liste der schnellen Alltags-Gerichte.
Ich habe an Stelle des Spinats Pak Choi genommen (mit Hagelschäden haha), der Strunk in Stücke geschnitten brachte nochmal einen extra Crunch mit.
Danke für dieses perfekte Freitagmittag-Rezept!
Lieben Gruß aus Hamburg,
Isabell
Hi Isabell,
vielen Dank, freut uns mega, dass es dir so gut geschmeckt hat! Pak Choi enthält natürlich etwas mehr Wasser, als der “zusammenschrumpelnde” Spinat. Vielleicht hat deshalb etwas Würze gefehlt. Aber wie auch immer: Nachwürzen ist ja ohnehin immer okay … und besser, als überwürztes Essen in den Teller zu kippen. 😅
Liebe Grüße
Jörg
Ach so, das war ganz anders gemeint hahaha
Der Geschmack war so gut, daher hätte die Menge – die zwei großen Portionen also – ruhig NOCH MEHR sein können 😀
Liebe Grüße
Aaahhh, sorry, da stand ich voll auf dem Schlauch. 😅
Dann freut’s mich natürlich noch mehr, haha.
Macht total Spaß – sowohl die Herstellung als auch das Essen! 🙂 Die Nudeln sind wirklich super einfach gemacht und richtig schön „chewy“ – das kommt hier jetzt öfter auf den Tisch!
Hi Nina,
vielen Dank für das liebe Feedback. Freut uns riesig!
Liebe Grüße
Jörg
Sehr, sehr lecker!!! Direkt nachgekocht… Habe eine kleine Variante vorgenommen: Hartweizengrieß, dann muss die Kochzeit um ca. 2 min. verlängert werden. Biss hatten sie auf jeden Fall. Die Nudeln sind dann allerdings fester, als mit Mehl. Durch Allergie auf Glutamat auch ohne dieses.
Vielen Dank!!
Sehr cool, danke für den Erfahrungsbericht. Freut uns, dass es dir so gut geschmeckt hat. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Hallo liebes Team
sowas wünsche ich mir , schön einfach die Nudelpfanne. Nudeltüte ade !!!
Tempeh hab ich mich noch nicht rangetraut , aber mit eurer Hilfe versuche ich es .
Einfach Genial Eure Rezepte
Vielen Dank
Danke für das tolle Feedback, Renate!
Liebe Grüße
Jörg
Ich muss mich mal ganz herzlich für eure tollen Rezepte bedanken. Ich liebe es Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren und bin noch nie enttäuscht worden. Richtig klasse finde ich, dass viele Rezepte für 2 Personen ausgelegt sind. Das passt so was von perfekt 👌. Danke
Tausend Dank für die tolle Rückmeldung. Freut uns wirklich mega!
Liebe Grüße
Jörg
P. S.: Genau genommen sind auch die Rezepte mit der 4-Portionen-Angabe auf zwei hungrige Personen ausgelegt, da wir die dann meistens zu zweit futtern. 😅
Vielen Dank für Euer Rezept zu den gerade sehr hippen Scissor Nudeln 🙂 Habt ihr das schonmal mit einem Vollkornmehl probiert bzw. glaubt, das würde klappen? VG und macht weiter so, Benjamin
Hi Benjamin,
ich würde die Nudeln nicht vollständig mit Vollkornmehl zubereiten, da der Teig zwangsläufig bröseliger wird und dann der im Text angesprochene „bouncy“ Biss fehlt. Ich muss aber auch sagen, dass ich allgemein kein großer Fan von Vollkornnudeln bin. 20-30 % des Mehlanteils kannst du aber sicher durch Vollkornmehl ersetzen, das mache ich auch regelmäßig bei Ramennudeln, die trotzdem schön elastisch bleiben. 🙂
Wenn du es ausprobierst, lass uns gerne wissen, wie dir die Nudeln geschmeckt haben.
Liebe Grüße
Jörg
super schnell, einfach & mega lecker
auch perfekt um Gemüsereste in einer Nudelpfanne zu verwerten
5*****
Dankeschön, Laura! ☺️
Liebe Grüße
Nadine
Hi Benjamin,
ich hab die Nudeln heute zum ersten Mal gemacht und Jörgs Tipp berücksichtigt und etwa 1/3 des weißen Weizenmehls durch Weizenvollkornmehl ersetzt und es ist mega gut geworden! Eventuell habe ich etwas mehr Wasser zum Teig gegeben, allerdings ohne abzumessen sondern nach Gefühl.
Viele Grüße,
Isabell
Hi Isabell, danke für die Info und Verifizierung, habe es zwar noch nicht geschafft, aber werde es damit definitiv auch noch probieren. LG, Benjamin