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Chinesischer „Home Style“-Tofu

Chinesischer „Home Style“-Tofu
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Tofu satt! Beim chinesischen „Home-Style“-Tofu kommt alles zusammen: die perfekte Konsistenz, eine luxuriöse Sauce und genau der richtige Schärfegrad.

Hallo und herzlich willkommen zu unserer neuen Reihe „Tellerrand“, in der wir in Zukunft mit anderen Köchen, Foodies, aber auch Lesern sprechen, um euch Geschichten, Traditionen und vor allem das Essen und die Esskultur anderer Kulturen näherzubringen.

Denn Essen ist für uns mehr, als sich nur den sprichwörtlichen Ranzen vollzuschlagen. In der Küche zu stehen, sich mit Rezepten und Zutaten auseinanderzusetzen, hat für uns auch immer etwas sehr Lehrreiches über die Gesellschaft und unser Zusammenleben.

Wie du sicherlich bereits weißt, sind wir größte Liebhaber der chinesischen Küche. Baozi, Dim Sum im Allgemeinen, Mapo Tofu und gebratener Reis geht hier regelmäßig über die sprichwörtliche Theke, der Wok ist sozusagen „Stammgast“ auf unserem Herd. Aber auch die Ess- und Kochkultur der verschiedenen Provinzen, die Wertschätzung des Essens selbst und die Stories, die um manche weltweit bekannte Gerichte gesponnen werden, liegen uns sehr nah.

Wir haben uns somit auch schon immer für das Mondneujahrsfest interessiert, welches auf der Rechnung des chinesischen Lunisolar- oder auch Bauernkalender basiert und vor allem in Ostasien wie beispielsweise in Korea und Japan und in Regionen mit chinesischem Kultureinfluss wie Vietnam, Singapur oder Malaysia gefeiert wird. Das Fest geht in den Familien mit üppigen Festmahlen einher und hey, Festmahle interessieren uns immer.

China Town London
Anfang Februar 2009 in London

Über ein Event zu Lesen und zu Recherchieren ist jedoch nur eine Seite. Mit eigenen, selbst erlebten Erfahrungen und Erlebnissen können wir nicht angeben. Zumindest abgesehen davon, dass wir bis noch vor einigen Jahren bei unserem Stamm-Chinarestaurant immer irgendwann um Februar herum zusammen mit der Rechnung einen Papierkalender und ein Glas Pflaumenwein extra bekommen haben. Deshalb sind wir sehr happy, den ersten „Tellerrand“ mit Kathi und Yang aus Wien zu erklettern, die seit 2019 auf ihrem Instagram @littlericenoodle die traditionelle chinesische Küche veganisieren.

Yang stammt ursprünglich aus der Großstadt Shaoyang in der Provinz Hunan, welche für ihre Reis- und Teeproduktion bekannt ist, wuchs jedoch in den verschiedensten Regionen auf und kennt sich deshalb in der vielseitigen Küche Chinas bestens aus.

Das Mondneujahr, welches über 15 Tage hinweg gefeiert wird, ist das wichtigste Fest in China. Es ist die Zeit des Jahres, in der die Familien zusammenkommen, Verwandte eingeladen und besucht werden, ähnlich wie hier an Weihnachten.

Nachdem ich in einer anderen Region Chinas aufgewachsen bin, bin ich jedes Jahr zum chinesischen Neujahrsfest zurück in meine Heimatstadt nach Hunan gereist. In den Tagen vor Neujahr waren wir immer mit Einkäufen und den Vorbereitungen beschäftigt. Wir haben aufgeräumt und unsere Wohnung mit Fai Chun dekoriert.

Fai Chun, so erzählen uns die beiden, ist die in Rot und Gelb gehaltene Neujahrsdekoration, die traditionell in die Hauseingänge gehängt wird und so mit den Aufschriften, die Glück und Wohlstand versprechen, eine festliche und aufs neue Jahr gesehen positive Stimmung schaffen. Während die Erwachsenen in Yangs Familie Mahjong spielen, bekommen die Kinder sogenannte „rote Pakete“, kleine Geschenkumschläge mit Geld, mit denen sich Yang zusammen mit ihren Cousinen und Cousins Süßigkeiten und Feuerwerkskörper gekauft hat … Dinge, die sie sonst im Alltag nicht essen durften. Kommt uns doch allen bekannt vor, oder?

Zentral ist jedoch das Neujahrsessen, für das im besten Sinne dick aufgetragen wird. Spezielle Gerichte, die auf jeden Tisch kommen, gibt es nicht, dafür von den Lieblingsspeisen umso mehr. Und so halten Kathi und Yang das auch in Wien.

Rezepte fürs Mondneujahrsfest

Am Rezept für das eigentliche Lieblingsgericht der beiden, eine Reisnudelsuppe, die in Hunan typisch zum Frühstück gegessen und mit gebratenem Tofu und Mu-Err-Pilzen getoppt wird, tüfteln sie selbst noch. Dafür haben sie uns gleich zwei andere Rezepte mitgebracht, die am Neujahrsfest, das sie dieses Jahr mit Freunden und Familie feiern werden, nicht fehlen dürfen.

Die frischen Reisnudeln sind leider wirklich sehr schwierig selbst zu machen. Dazu braucht man spezielle Geräte, eine ganz besondere Art von Reis und noch vieles mehr. Wir hoffen, dass wir dieses Gericht auch eines Tages selbst zubereiten können.

Traditionell sind die servierten Gerichte sehr fisch- und fleischlastig, was schlussendlich daran liegt, dass die Menschen, die sich sonst über das Jahr hinweg keine teueren Lebensmittel leisten konnte, hier die volle Gönnungsschiene fahren konnten. Aber auch Tofu- und Gemüsegerichte sind fester Bestandteil des Festmahls. Chinesischer „Home Style“-Tofu verbindet gleich die beiden Lieblingszutaten der beiden, bei denen sie uns eigentlich direkt schallernd abklatschen könnten, denn während Kathi Tofu über alles liebt, hat Yang Chilis quasi schon von klein auf inhaliert, Hunan ist nämlich nicht nur für den Reis- und Teeanbau bekannt, sondern auch für scharfe Schoten in allen möglichen Varianten und Gerichten. Heißt, wir verstehen uns auf einem ganz tiefen Level, denn für Tofu und Chilis haben wir auch sehr viel Liebe übrig.

Chinesischer „Home Style“-Tofu

Yangs chinesischer „Home Style“-Tofu – unsere Tipps & Tricks

Beim chinesischen „Home Style“-Tofu ist der Name Programm, es handelt sich um ein wirklich einfaches, dafür umso leckereres und vor allem spannendes Gericht, welches unter Garantie auch noch allerletzte Tofuskeptiker:innen auf den „richtigen“ Weg bringt. Rezepte gibt es so viele, wie Familien und Restaurants, das heißt, du darfst auch abwandeln und dein eigenes Rezept kreieren.

Die wichtigste Zutat für chinesischen „Home Style“-Tofu ist selbstverständlich Tofu. Verrückt, oder? Yang empfiehlt mittelfesten Tofu und mit der Empfehlung gehen wir voll mit. Den bekommst du am einfachsten im Asialaden, notfalls funktioniert selbstverständlich auch fester Tofu aus dem Supermarktregal.

Zusätzlich kommen vorher eingeweichte Mu-Err-, also Wolkenohrenpilze, Zwiebel, Karotte und grüne Paprika mit in den Wok, zum Schluss wird mit Schnitt-Knoblauch oder „Knolau“ getoppt. Auch den gibt es häufig im Asialaden, er lässt sich aber auch super selbst anbauen (haben wir uns direkt auf die To-do-Liste geschrieben) oder durch Frühlingszwiebelgrün ersetzen.

Zusätzliche getrocknete Chilis für etwas mehr „oha, das brennt zweimal“-Gefühl sind optional.

Die perfekte Tofu-Konsistenz

Am wichtigsten ist es, den in Dreiecke geschnittenen mittelfesten Tofu von beiden Seiten bei mittlerer Hitze goldbraun und kross zu braten. Dabei verliert er Wasser, die Oberfläche trocknet aus und wird spröde. So kann der Tofu schlussendlich beim Schmoren die Sauce perfekt aufnehmen und er bekommt einen besonders herzhaften Biss.

Die luxuriöseste Sauce

Yang verwendet Doubanjiang, eine Würzpaste, die mit Saubohnen und Chilis hergestellt und fermentiert wird. „Pixian Douban“ ist eine geschützte Ursprungsbezeichnung und sozusagen Qualitätslabel. Die Pasten verschiedener Hersteller müssen unter anderem Chilis aus Pixian in Szechuan enthalten, die Bohnen ebenfalls aus Szechuan oder der angrenzenden Provinz Yunnan stammen und auch die Fermentationszeit ist festgelegt. Am einfachsten erkennst du sie am Herkunfts-Label.

Doubanjiang hat eine gewisse Schärfe, ist aber ziemlich verträglich, wenn du jetzt nicht gerade super empfindlich auf dem Gebiet bist. Vor allem steckt sie voller Umami, das wir nur noch mit etwas Sojasauce und einem Löffel veganer Austernsauce unterstützen.

Die Zubereitung

Hast du die ganze Mise en Place erledigt, ist also alles geschnitten und vorbereitet, geht es wirklich fix.

  1. Tofu braten, aus dem Wok oder der Pfanne nehmen
  2. Aromaten kurz pfannenrühren
  3. Doubanjiang dazugeben, kurz anrösten und dann sofort das Gemüse dazugeben
  4. Mit Soja-, veganer Austernsauce und etwas Wasser ablöschen, angerührte Maisstärke dazugeben und kurz eindicken lassen
  5. Schnitt-Knoblauch unterheben und servieren

Für Yang ist es übrigens ein überaus positives Ding, dass sich auch „Westler“ für das Mondneujahr interessieren. Sie sieht es als Kulturaustausch, beispielsweise wird in China auch Weihnachten als Partyanlass hergenommen.

Ich finde es gut, und wenn die Leute dadurch etwas mehr über die traditionelle asiatische Kultur und das Neujahrsfest erfahren. Weihnachten ist in China fast wie ein zweiter Valentinstag im Jahr, welcher besonders unter den jungen Menschen sehr beliebt ist.

So, wir legen uns jetzt ein Mahjong-Set zu. Und wie sieht’s bei dir aus, so ein Teller chinesischer „Home Style“-Tofu, süß-saurer Lotus (folgt am Donnerstag) und ein paar Dumplings lacht dich doch auch an, oder?

Wir freuen uns außerdem über Feedback zu dem Tellerrand-Format und natürlich auch über Themenvorschläge. Hast du eventuell selbst ein leckeres Rezept, eine Story, die du mit uns und unseren Lesern teilen willst? Dann schreib’ uns eine Nachricht über unser Kontaktformular, wir freuen uns auf alle Einsendungen.

Chinesischer „Home Style“-Tofu

Für2 Portionen

Chinesischer „Home Style“ Tofu

Zubereitungszeit 25 Minuten
Einweichzeit für die Pilze 20 Minuten
Gesamtzeit 45 Minuten
  • Pilze 20 Minuten in heißem Wasser einweichen, anschließend abgießen und in mundgerechte Stücke schneiden.
  • Knoblauch und Ingwer fein hacken, Zwiebel und Paprika in Streifen schneiden, Karotte diagonal in dünne Scheiben. Getrocknete Chili in nicht zu kleine Stücke schneiden, falls es extrascharf sein darf. Tofu zunächst in 5 mm dicke Scheiben und anschließend in mundgerechte Dreiecke schneiden.
  • 2 EL Öl in einen heißen Wok oder eine heiße Pfanne geben, Tofu darin bei mittlerer Hitze etwa 4 Minuten pro Seite braten, bis die Scheiben goldbraun und knusprig sind. Aus dem Wok nehmen und auf etwas Küchenpapier abtropfen lassen.
  • Das restliche Öl in den Wok oder die Pfanne geben, Knoblauch und Ingwer hineingeben und etwa 15 Sekunden pfannenrühren. Zwiebel, Karotte und getrocknete Chilis dazugeben und weitere 30 Sekunden braten.
  • Doubanjiang hinzufügen, kurz unter Rühren rösten und anschließend die Pilze, Paprika und den Tofu unterheben. Mit Sojasauce ablöschen, vegane Austernsauce und 150 ml Wasser dazugeben, vorsichtig durchrühren und aufkochen lassen.
  • Stärke in 50 ml kaltes Wasser einrühren, ebenfalls mit in den Wok geben, erneut aufkochen und anschließend 3-5 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce etwas eingedickt ist.
  • Zum Schluss die in etwa 3 cm lange Stücke geschnittenen Knoblauchsprossen unterrühren und mit Jasminreis servieren.

Rezepte fürs Mondneujahrsfest

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Zu Steady

Die nerdige Hälfte von Eat this! Liebt es, auch aufwändiger zu kochen und ist deshalb vermutlich für die langen Rezepte auf dem Blog verantwortlich. Kann nie genügend Kochmesser haben und liebt Chilis in allen Formen und Farben. In der Freizeit sitzt er gerne auf dem Fahrrad und hört dabei Metal.


18 Kommentare

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  1. Helloooooo! ☀️

    Dieses Gericht sieht so unfassbar lecker aus, uns bleibt da echt nichts anderes übrig, als es in den kommenden Tagen zu kochen – insane! 🤤

    Kleine Nachfrage: Welcher Dip/ welches Öl ist auf dem letzten Bild zu sehen? Scheint so, als wären Chilikerne oder Sesam darin? Auf alle sieht es nach einem „neeeeed it at home“ aus! 😁

  2. Das ist mega-lecker – wie viele andere hier ja schon geschrieben haben. Eure Adaptionen von Gerichten aus der chinesischen Küche sind allesamt großartig – egal ob Kung Pao Tofu, Seitan süß-sauer oder Kartoffel-Stir-Fry. Lieb ich alles, sowohl zum Kochen als auch zum Essen!

  3. Gestern Abend noch schnell die Paste im Asialaden gecheckt und das Gericht gleich nachgekocht. War ultralecker! Wird es ab sofort häufiger geben. Danke für das tolle Rezept ❤️
    Kann euch zur Abwechslung auch die LaoGanMa Paste empfehlen, macht total süchtig 😄

    1. Klasse, freut uns, dass es so gut geschmeckt hat. Danke für das Feedback! Und klar, Laoganma Chili Crisp ist saulecker, würde ich aber nicht als Ersatz für die Doubanjiang hernehmen, eher als Topping. 🙂

  4. Da ich noch einen Block frischen Tofu aus dem Asialaden hatte, wurde dieses Rezept sofort getestet – es hat super lecker geschmeckt 🙂
    Da ich keine Doubanjiang Paste hatte, habe ich diese mit Gochujang ersetzt was super gepasst hat. Es wurden noch ein paar frische Chilis dazugeschnippelt (ich liebe es scharf) und mit Udonnudeln vermengt.
    Allerdings musste ich den Tofu dicker schneiden (ca. 1 cm), da er nach dem ausdrücken doch ziemlich bröselig geworden ist und dünner auseinander gefallen wäre. Ich hab ihn im Airfryer gemacht, den ich mir vor kurzer Zeit angeschafft habe – vor allem wegen dem „fritieren“ von Tofu. Eine Anschaffung die sich wirklich gelohnt hat 🙂
    Jedenfalls wird es dieses Gericht jetzt öfter geben. Schnell, einfach, lecker und mit Gemüse kann variiert werden – Danke dafür 🙂

    1. Super, freut uns, dass es dir so gut geschmeckt hat. Aber gib Doubanjiang auf jeden Fall eine Chance, schmeckt eben doch ganz anders als Gochujang. 🙂

  5. Habe heute Mittag diese Paste im Asia-Laden besorgt, nachmittags selbst vegane Austernsoße gemacht und heute Abend wurde dann diese Köstlichkeit zubereitet. Wenn man alles gut vorbereitet ganz easy und super lecker. Es riecht immer noch so lecker in der Küche. Dieses Format finde ich auch ganz toll und freue mich schon auf die nächsten Rezepte!

      1. Hi! Mit getrockneten Shiitake, Miso, Zucker, Sojasoße, und Gewürzen. Man braucht dafür allerdings einen Hochleistungsmixer. Ich habe das Rezept von Lisa Kitahara benutzt, will jetzt hier keinen Link reinstellen, aber such vielleicht einfach mal nach ihrem Blog: Okonomi Kitchen – Vegetarian Oyster Sauce / Vegan Stir Fry Sauce.