Es tut mir leid, aber ich muss dir leider sagen, Nein, deine Tante hat nicht den besten Nudelsalat aller Zeiten drauf. Nein, auch deine Mutti nicht, deine Oma kommt vielleicht nah ran, aber auch sie hat schlicht und ergreifend keine Chance gegen unser heutiges Rezept.
Darf ich vorstellen: Bun Chay, den besten Nudel-, sorry, Reisnudelsalat des ganzen Universums. Und nein, von der Überzeugung bringst du mich nicht mehr weg. Schon gar nicht mit Mayo-Nudelsalat mit Tiefkühlerbsen. Brrr, so was macht man nicht, hast du denn keinen Anstand? Was tust du nur diesen armen Farfalle an?
Klingt das, was ich dir jetzt mit meiner besten Barry-White-Stimme gleich ins Ohr hauche nicht sehr viel leckerer?
Reisnudeln, perfekt al dente gekocht. Feinstes Spitzkraut. So dünn geschnitten, dass es Engelshaar gleicht (oh Boy, sorry ich schäme mich jetzt schon dafür, dass ich das hier öffentlich poste). Süß-säuerliche Quick Pickles aus leicht scharfem Rettich und knackigsten Karotten. Dazu das frischeste Dressing seit der Entdeckung, dass Salate mit Sauce einfach besser schmecken aus spritzigem Limettensaft, unserem besten Freund, dem Knoblauch, umamihaltiger Sojasauce und so vielen klitzekleinen, fruchtig-scharfen Thai-Chilis, wie du magst. Getoppt wird alles mit gerösteten Erdnüssen, leicht pfeffrigem Thai-Basilikum, dem kontroversesten aller Kräuter, Koriander und – Achtung, jetzt kommt’s. Halt dich schon mal an der Tischplatte fest – selbst gemachten gebratenen vietnamesischen Frühlingsröllchen mit einer Füllung aus Tofu, Glasnudeln und Morcheln.
Boom! Absoluter Micdrop-Moment. Oder eher Messerdrop? Aber das wäre vielleicht ein wenig riskant. Das lass ich mal lieber. Entweder gehen meine schönen Messer kaputt oder mein Fuß.
Ähm, sorry, aber du hast da etwas am Kinn. Und, puh, tut mir jetzt echt leid, das anzusprechen, aber da lief auch ein wenig Sabber auf die Tastatur. Ja, nee, kein Grund, rot zu werden, ich kann’s verstehen.
Gut, deine Aufmerksamkeit habe ich ungeteilt? Frisch gewaschen und präsentabel bist du auch wieder? Dann kann es ja losgehen mit unserem Bun Chay.
Wir kümmern uns als Erstes um die Quick Pickles. Dafür schneidest du das Gemüse in nicht zu dünne Stifte, in etwa drei Milimeter dick, und vermengst alles mit Essig, Salz und Zucker. Das Ganze wird jetzt stehen gelassen, bis du die Karotten- und Rettichstifte einfach um mindestens 90 Grad biegen kannst, ohne dass sie zerbrechen. Das ist der beste Indikator dafür, dass deine Đồ Chua fertig sind, die sich übrigens auch perfekt auf Bánh mì, den vietnamesischen Baguettes machen.
Weiter geht es mit dem Dressing und den Toppings und dann sind wir auch beinahe schon fertig. Für die Sauce hackst du Knoblauch und Thai Chilis klein – ich muss dir hier ja nicht mehr sagen, dass du die Menge an Chilis natürlich an deinen eigenen Geschmack anpassen kannst – und verrührst alles mit frisch gepresstem Limettensaft, Sojasauce, etwas Zucker und Wasser. Die Erdnüsse wandern für ein paar Minuten in eine Pfanne ohne Öl und natürlich passt du darauf auf, dass sie nicht verbrennen. Goldbraun dürfen sie aber auf jeden Fall sein, die leichte Rauchnote ist echt eines dieser berühmten Küchen-i-Tüpfelchen.
Jetzt wandern noch fix die Reisnudeln ins Kochwasser und an dieser Stelle weihe ich dich jetzt mal in die drei Geheimnisse ein, wie du nie wieder klebrige, gummiartige Nudeln aus dem Topf holst.
No. 1: Was bei Hartweizenpasta mehr in Richtung Urban Legend geht (auf die wir auch die längste Zeit reingefallen sind), gilt bei Reisnudeln wirklich: Sie brauchen viel Raum und Wasser. Nimm also auf jeden Fall den etwas größeren Topf aus dem Schrank. Profi-Tipp: Etwas Salz und ein Schuss Essig im Kochwasser geben den Reisnudeln richtig viel Geschmack.
No. 2: Rühren, rühren, rühren. Vor allem, gleich wenn die Nudeln ins Wasser wandern. Die Stärke an der Oberfläche wird so abgewaschen, die dir eigentlich aus irgendwelchen Gründen den Tag versauen will.
No. 3: Wenn die Nudeln in einem heißen Gericht verwendet werden sollen, solltest du sie auf den Punkt garen, abgießen und so schnell wie möglich mit der Sauce vermengen oder in den Wok geben.
Verwendest du sie kalt, wie in unserem Bun Chay, schreckst du die Reisnudeln nach dem Abgießen sofort unter kaltem Wasser ab. Zum einen verhinderst du so, dass sie weiter garen und matschig werden, zum anderen wäschst du wiederum die Stärke ab, die sonst dafür sorgt, dass deine guten Reisnudeln zum undefinierbaren Blob werden.
Alles klar, wir sind soweit, also kram‘ deine besten und schönsten Schalen aus dem Schrank, es wird angerichtet. Zuerst kommen die Reisnudeln, dann die Quick Pickles, Weißkraut, Kräuter und natürlich die Erdnüsse für den Crunch. Dressing darüber und dann der Star der Show, unsere Nem Chay, die Frühlingsröllchen, die du aber selbstverständlich auch gegen angebratenen Tofu austauschen kannst. Oder gegen Seitan. Oder gegen geschmorte Shiitake. Deine Entscheidung. Hauptsache, du lässt die Finger von den Tiefkühlerbsen und der Mayo.
Bun Chay – vietnamesischer Reisnudelsalat
Für die Quick Pickles
- 100 g Karotte
- 100 g Rettich
- 1 TL Salz
- 1 TL Rohrohrzucker
- 3 EL Tafelessig
Für den Salat
- 125 g Weißkraut
- 1/2 Gurke
- 100 g Mungbohnensprossen gut gewaschen oder kurz blanchiert
Für das Dressing
- 2 Thai-Chili
- 1 Zehe Knoblauch
- Saft von 1 Limette
- 3 EL Sojasauce
- 1 TL Rohrohrzucker
Für das Topping
- 3 EL Erdnüsse
- 30 g Thai-Basilikum
- 20 g Koriander
- 1 Frühlingszwiebel
Außerdem
- 250 g dünne Reisnudeln
- 4 frittierte Glücksröllchen oder gebratener Tofu
Für die Quick Pickles
- Karotte und Rettich in 3 mm dicke Stifte schneiden. Mit Salz und Zucker vermengen, Essig darüber geben und leicht einmassieren. Mit 50 ml Wasser aufgießen und mindestens 30 Minuten marinieren lassen.
Für das Dressing
- Thai-Chilis und Knoblauch fein hacken. Mit Limettensaft, Sojasauce, Zucker und 75 ml Wasser verrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Beiseitestellen.
Für den Bun
- Weißkraut in feine Streifen schneiden. Gurke halbieren, Kerngehäuse entfernen und das Fruchfleisch in feine Stifte schneiden. Mungbohnensprossen sehr gut waschen oder für 20 Sekunden in kochendem Wasser blanchieren und anschließend unter kaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen.
- Reisnudeln in reichlich kochendem Wasser nach Packungsanweisung kochen, anschließend unter fließendem kalten Wasser abschrecken.
Für das Topping
- Erdnüsse 5 Minuten in einer heißen Pfanne ohne Öl rösten, dabei häufig umrühren, damit die Nüsse nicht anbrennen. Basilikumblätter zupfen, Koriander grob hacken, Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden.
Anrichten
- Reisnudeln auf Schalen verteilen, Weißkraut, Gurke, Sprossen, Quick Pickles und Glücksröllchen darauf anrichten und mit Kräutern, Erdnüssen und dem Dressing toppen.
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26 Kommentare
Meine Geschmacksnerven tanzen…… <3
Vielen lieben Dank, freut uns so! ❤️
ich habe in Thailand eine Soyasauce von Maggi bekommen, habe mich gleich beschwert, dass ich kein Maggi sondern Soyasauce möchte.
Aber siehe da, die Soyasauce war tatsächlich von Maggi.
Der Knaller! 🙈🤣
Vielen Dank für dieses grandiose Rezept! Eines meiner vietnamesischen Lieblingsgerichte! Hab es heute ausprobiert und es war sooo lecker! Pures Foodporn…ich habe anstatt der Glücksrollen marinierte (Knoblauch, Ingwer, Sesamöl, Sojasosse) und gebratene Erbsenschnetzel gereicht.
Freut uns riesig, danke für das mega Feedback. 🙂
Liebe Grüße
Jörg
Das kommt definitiv auf die Liste meiner absoluten Lieblingsgerichte! Ich hab von eurer Seite schon viel ausprobiert und frage mich, warum ich erst jetzt auf dieses unfassbar leckere Rezept gestoßen bin.. Den Reisnudelsalat wird es jetzt auf jeden Fall öfter geben. Beim ersten Mal gab es Tempeh statt der Rollen, war auch sehr lecker.
Vielen Dank für eure tollen Ideen und Inspirationen!
Sehr cool, freut uns mega! Und hey, der Bun bietet sich natürlich super zum variieren an. Tempeh passt natürlich auch 1A!
Kleiner Tip am Rande A: Reisnudeln davor eine halbe Stunden in kaltes Wasser einweichen
Kleiner Tip am Rande B: Fertig gekochte Reisnudeln erst kalt abbrausen (am den Gärungsprozess zu stoppen und Stärke abzuwaschen) und dann noch mal Heiß abbrausen – dann kommen sie a) wärmer und b) noch weniger klebend in die Schüssel
Große große Liebe und eindeutiger Wiederholungsbedarf!!
Koriander und Thai-Basilikum machen es perfekt!
Tolles Rezept! Allerdings finde ich das Dressing ein wenig fad und würde es gerne um etwas Öl ergänzen. Habt ihr da Vorschläge?
Viele Grüße 🙂
Hallo liebe Ikie,
fad? Oh boy, na das haben wir noch nicht gehört. 😅
Hast du genügend Chili und Essig verwendet? Denn das Dressing gehört eigentlich „ölfrei“. Du kannst aber natürlich Sesamöl hinzufügen, wenn du magst.
Liebe Grüße
Jörg
Hallo Jörg, das Rezept finde ich vom Lesen her erstmal ganz super und werde es alsbald ausprobieren. Mir ist nur aufgefallen,dass aus der Liste für die Zutaten der Pickles der Tafelessig in der Zubereitung fehlt, stattdessen kommt dort Limettensaft zum Einsatz. Bitte das mal bei Gelegenheit korrigieren oder angleichen. Ansonsten weiter so mit der guten Arbeit, ich freue mich drauf!
Whoops, korrigiert! Danke 🙂
Lieber Jörg,
Danke für die Antwort und Tips! Leider liegt es am Soja…ansonsten gäbe es ja auch glutenfreie Sojasaucen 🙁
Ich werde die Augen offen halten!
Sommerliche Grüße,
Jil
Hallo Jil,
vielleicht wären Coconut Animos einen Versuch wert? Nicht nur für dieses Rezept sondern so ganz generell wird das als *der* Ersatz für Sojasoße gehandelt.
Liebe Grüße! 🙂
Siehste mal. Nie ausprobiert und deshalb vergessen, als Alternative aufzulisten. Danke, Jenny!
Hi Jenny, cool! Herzlichen Dank, ich werde das asap ausprobieren! 🙂
Fix den Sabber von der Tastatur gewischt und auf in die Küche. Klingt nach einem perfekten Abendessen an heißen Tagen.
Habt ihr eigentlich eine Idee, wie ich die Soja Sauce ersetzten könnte? Unverträglichkeit lässt grüßen…
Danke und einen schönen Sonntag!
Jil
Hallo liebe Jil,
Sojasauce zu ersetzen ist schwierig. Wenn du aufgrund von einer Glutenunverträglichkeit auf die Sojasauce verzichten musst, guck‘ dir Tamari an. Ansonsten wäre Worcestershiresauce eine Alternative oder – so doof es klingt – Maggi-Würze. Ja, das habe ich gerade wirklich geschrieben. 🤣
Liebe Grüße
Jörg
Hi Jörg!
Ich bin zufällig über diese tolle Seite gestolpert und kann mich kaum entscheiden, welches Rezept ich zuerst probieren soll.
Der Vergleich zwischen Sojasoße und Maggi ist im Übrigen gar nicht mal so weit hergeholt. Klar schmeckt eine gute, japanische Sojasoße wesentlich besser als Maggi, aber so manch chinesisches Gebräu erinnert geschmacklich doch sehr an das, was sich Julius Michael Johannes Maggi vor über 100 Jahren ausgedacht hat. Und selbst der Herstellungsprozess ähnelt sich. Pflanzliche Eiweiße werden durch Gärung in ihre einzelnen Aminosäuren aufgeschlossen. Lediglich das Ausgangsprodukt ist unterschiedlich, in Maggi ist kei Soja drin.
Hi und erstmal tausend Dank für die lieben Worte!
Ich meinte mit meinem Kommentar auch gar nicht, dass die Saucen sich nicht ähneln würden, ich wollte damit nur auf den – sagen wir mal angekratzten – Ruf der Maggisauce hinweisen. Tatsächlich schreibe ich schon seit einiger Weile an einem Artikel, der das Thema auch aufgreift. 😉
Liebe Grüße
Jörg