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Bánh Tráng Trôn – vietnamesischer Reispapiersalat

Bánh Tráng Trộn – vietnamesischer Reispapiersalat
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Dieses einfache 1A-Sommergericht hat sich mit der perfekten Kombination aus knackig-softem (ja, klingt komisch, ist aber so) Reispapier, frischem Kohlrabi, knusprig gebratenen Sojastreifen, frittierten Schalotten und einem unverschämt süßsauren Dressing direkt auf die Liste unserer absoluten Lieblingsrezepte geschlichen. Dürfen wir vorstellen: unser veganer vietnamesischer Reispapiersalat.

Wenn du schon länger liest, was wir hier so essbares ins Netz packen, weißt du, dass wir riesige Fans der südostasiatischen, aber insbesondere der vietnamesischen Küche sind. Unser Bun Chay, also der vietnamesische Reisnudelsalat, das quasi schon opulent gefüllte Crêpe Bánh Xeo, Frühlingsrollen oder natürlich Bánh Mi, unser mit Abstand liebstes Sandwich aller Zeiten? Kommen hier regelmäßigst auf den Tisch.

Der vietnamesische Reispapiersalat Bánh Tráng Trôn, ein absoluter Streetfood-Klassiker, der in Vietnam häufig unvermischt beutelweise verkauft wird, stand aber auch bei uns lange Zeit auf der „Sollten-wir-ernsthaft-jetzt-endlich-mal-probieren“-Liste.

Bánh Tráng Trộn – vietnamesischer Reispapiersalat

Und hin und wieder müssen wir uns Nachhinein jedoch eigentlich selbst die Frage stellen, was da eigentlich los war mit uns. Dann bekommen wir quasi nachträglich FOMO (für meinen Dad, der mich andernfalls gefühlte fünf Minuten nach der Veröffentlichung dieses Textes anruft und mich auf einen eigenartigen Tippfehler hinweisen will: Die Abkürzung steht für fear of missing out) und stellen uns, beinahe schon leicht melancholisch, vor, wie häufig wir schon hätten reingabeln, oder in diesem Fall -stäbeln können in diese neue Leibspeise. Aus der Angst davor, in Zukunft etwas zu verpassen, wird in dem Fall also nahezu traurige Gewissheit, dass Erinnerungen an bereits vergangene, schön verbrachte Sommerabende sogar noch schöner hätten sein können. Meine Fresse, ich muss mir hier fast ein Tränchen verdrücken, bei Essen bin ich nah am Wasser gebaut.

Ja, unsere vegane Interpretation vom Reispapiersalat, der traditionell mit allerlei unveganem serviert wird, löst diese Gefühle aus. Bei uns zumindest. Was für dich jetzt bedeutet, dass du dir das Rezept schleunigst auf den Speiseplan der nächsten Tage schreiben solltest, du möchtest doch nicht dasselbe kulinarische Bedauern entwickeln, oder?

Bánh Tráng Trộn – vietnamesischer Reispapiersalat

Aber unser Bánh Tráng Trôn lohnt sich auch, wenn du Essen nicht ganz so übermäßig emotional gegenüberstehst, wie ich. Gerade jetzt im Sommer, denn was klingt bitte besser als ein erfrischender Salat aus in Streifen geschnittenem Reispapier, knackigem Kohlrabi als regionalen Ersatz für die sonst traditionell verwendete grüne Mango, knusprig gebratenen, würzigen Sojastreifen, frischen Kräutern und einem säuerlich, süß-scharfem Dressing, der auf jeden Fall so viel Substanz hat, dass er auch Hauptgericht durchgeht? Ich warte. Siehst du, da fällt dir wenig ein, richtig?

Wie du ja bereits dem Titel entnehmen kannst, ist Reispapier als Basis natürlich unumgänglich. Für unseren Reispapiersalat verwenden wir es allerdings ganz anders, als du es gewohnt bist, falls du bereits unsere Frühlings- oder unsere Glücksrollen ausprobiert hast. Heute wird nichts gewickelt, die getrockneten Blätter, die du im Lieblings-Asialaden oder natürlich online bekommst, werden mit einer ordentlichen Küchenschere in etwa drei bis vier Zentimeter breite Streifen geschnitten und ohne sie vorher einzuweichen, wie das sonst bei den Röllchen üblich wäre, kurz vor dem Servieren mit den übrigen Zutaten und dem Dressing vermischt. Die Feuchtigkeit weicht das Reispapier nun nach und nach teilweise auf, was zusammen mit den crunchy Toppings ein wunderbares Spiel verschiedener Texturen ergibt.

Bánh Tráng Trộn – vietnamesischer Reispapiersalat

Eine große Handvoll vom vietnamesischen Koriander Rau Ram darf auch auf keinen Fall fehlen, denn das Kraut macht das Gericht tatsächlich erst aus. Dabei hat er botanisch nichts mit dem „echten“ Koriander zu tun – tatsächlich ist er mit Rhabarbergewächsen und Ampfern verwandt. Das bedeutet, dass auch absolute Koriandergegner hellhörig werden sollten. Denn auch wenn Rau Ram dem Geschmack seines, zugegebenermaßen etwas strengen Cousins ähnelt, fehlt ihm der „seifige“ Unterton, der manche so abschreckt. Dafür hat das Kraut andere Talente, die dich möglicherweise auch etwas mehr überzeugen. Die langen, spitz zulaufenden Blätter haben eine gewisse frische Schärfe, die der Pflanze auch den Namen vietnamesische Minze eingebracht hat.

Und jetzt entwickle bitte keine Angst vor allzu „exotischen“ Zutaten, okay? Vietnamesischen Koriander bekommst du selbstverständlich im schon erwähnten Lieblings-Asialaden, mittlerweile aber als Pflanze auch recht zuverlässig am Kräuterstand deines Vertrauens auf dem Wochenmarkt oder auch im Gartencenter, denn Rau Ram hat sich in den letzten Jahren als schickes, recht unempfindliches Gartenkraut ziemlich beliebt gemacht und wächst auch im Topf auf der Fensterbank super.

Neben dem erwähnten, per Mandoline in Streifen geschnittenem Kohlrabi kommen in unseren Reispapiersalat außerdem knackige, geröstete Erdnüsse, schnell nebenbei frittierte, rauchig-süße Schalotten und im Schalottenöl – welches du natürlich unbedingt aufheben solltest, es macht sich nämlich auch gut in Kartoffel- oder Gemüsesalaten – knusprig gebratene, mit dunkler und heller Sojasauce abgelöschte und mit Chili gewürzte Sojastreifen, die du einfach aus den bekannten Sojamedaillons schneidest. Besonders gut eignen sich dafür übrigens die mit Kakaopulver gewürzten „rindfleischähnlichen“ Produkte. Klingt komisch, das Zeug schmeckt aber fantastisch.

Das süsüßsaure, aromatische Dressing Tamarinden– und Limettenbasis macht aus dem Salat ein frisches geschmackliches Feuerwerk. Und sollte dir die Tamarindenpaste Probleme beim Einkauf bereiten, kannst du auch mit Ananassaft experimentieren, der dem Aromaprofil von Tamarinde zumindest nahe kommt.

Das geschnittene Reispapier wird nach und nach mit den übrigen Zutaten vermengt, so verklumpen die Streifen nicht. Jetzt kommt das Dressing dazu und dann kommt die leckere Unverschämtheit sofort auf den Tisch, denn abgesehen davon, dass du doch ohnehin schon am Sabbern bist – das macht der Duft der frittierten Schalotten irgendwie automatisch –, macht es einfach großen Spaß, die sich beim Essen verändernde Konsistenz des Reispapiers zu erleben, welches am Anfang noch richtig knackig ist und sich nach und nach mit den Aromen der Sauce vollsaugt und soft wird. Gib es zu, so ein klein wenig nachträgliches FOMO hast du doch jetzt auch, oder?

Bánh Tráng Trộn – vietnamesischer Reispapiersalat

Für2 Portionen

Bánh Tráng Trôn – vietnamesischer Reispapiersalat

Vorbereitungszeit 25 Minuten
Zubereitungszeit 5 Minuten
Gesamtzeit 30 Minuten

Zutaten für 2 Portionen

Für die frittierten Schalotten

Für das Soja-Jerky

Für das Dressing

Außerdem

  • 350 g Kohlrabi
  • 12 Blätter Reispapier ca. 120 g
  • 40 g geröstete Erdnüsse
  • 40 g vietnamesischer Koriander Blätter gezupft
  • Für die frittierten Schalotten Schalotten in feine Ringe schneiden. Öl in einen kleinen Topf geben und erhitzen, bis Blasen um einen in den Topf gehaltenen Holzkochlöffel entstehen. Schalotten bei mittlerer Hitze 15-20 Minuten frittieren, bis sie goldbraun sind. Anschließend aus dem Öl nehmen, auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit Salz würzen.
  • Währenddessen Sojamedaillons in reichlich heißem Wasser 10 Minuten einweichen. Anschließend abgießend, gut auspressen und in etwa 5 mm breite Streifen schneiden.
  • 1 EL vom Schalottenöl in eine heiße Pfanne geben, Sojastreifen bei mittlerer bis hoher Hitze 5 Minuten scharf anbraten, bis sie knusprig sind. Dabei häufig umrühren. Mit Sojasauce ablöschen, mit Chiliflocken und Pfeffer würzen, gut umrühren, Hitze ausschalten und bis zum Servieren beiseitestellen.
  • Für das Dressing alle Zutaten zusammen mit 1 EL Schalottenöl gut miteinander vermischen.
  • Kohlrabi mit der Mandoline in feine Streifen hobeln, Reispapier in etwa 3 x 5 cm große Stücke schneiden, Erdnüsse grob hacken, Korianderblätter zupfen.
  • Zum Servieren Reispapierstücke nach und nach unter die übrigen Zutaten mischen, mit dem Dressing vermengen und sofort servieren.

Tipps

Die frittierten Schalotten können auf Vorrat zubereitet werden. Luftdicht verschlossen und kühl gelagert halten sie sich bis zu 7 Tage. Am besten schmecken sie, wenn sie bei etwa 120 °C für 10 Minuten im Ofen aufgebacken werden, so werden sie auch nach längerer Lagerung wieder knusprig.
Das übrige Schalottenöl hält sich, gut verschlossen und ebenfalls kühl und trocken gelagert mindestens einen Monat.

Bánh Tráng Trộn – vietnamesischer Reispapiersalat

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Die nerdige Hälfte von Eat this! Liebt es, auch aufwändiger zu kochen und ist deshalb vermutlich für die langen Rezepte auf dem Blog verantwortlich. Kann nie genügend Kochmesser haben und liebt Chilis in allen Formen und Farben. In der Freizeit sitzt er gerne auf dem Fahrrad und hört dabei Metal.


21 Kommentare

Gib deinen Senf dazu

  1. Hallöchen! Das sieht ultralecker aus und werde ich definitiv ausprobieren! Nur eine Frage: „ Schalotten bei mittlerer Hitze 15–20 Minuten frittieren, bis sie goldbraun sind.“ – sollen es wirklich 15-20 Minuten sein? Ich hab Sorge, dass die feinen Zwiebelchen dann schwarz sind… Dankeschön für diese schöne Seite! VG, Verena

    1. Hi Verena,

      du musst natürlich etwas auf die Hitze achten, aber ja, das stimmt schon so beziehungsweise sollte so stimmen. Sind die Zwiebeln schon nach 10 Minuten schwarz, ist die Hitze zu hoch. 🙂

      Liebe Grüße
      Jörg

  2. Hallo, 🙂
    eigentlich verwendet man in Vietnam bei dem Gericht keine Kohlrabi, (auch keine Papaya), sondern die grüne asiatische Mango. (Bekommt man im Asia Laden.) Ihr Geschmack ist neutraler als bei der üblichen Mango und leicht säuerlich -und das ist für die Geschmackskombination im Gericht entscheidend. Hinzu kommen noch viele weitere Zutaten, die man hier nicht kennt und dafür enthält es ein paar hier erwähnten Zutaten nicht… Aber macht nichts, wenn es allen so auch schmeckt, dann ist das die Hauptsache. 😉

    1. Hi Emi,

      dass Kohlrabi einen regionalen Ersatz darstellt, habe ich ja klargestellt (haben den „Trick“ und einige Tipps für unser Rezept übrigens von einem vietnamesischen Koch 😉). Du hast aber recht, grüne Mango ist typischer, diese Angabe habe ich direkt mal angepasst.

      Liebe Grüße
      Jörg

  3. Hallo!
    Danke für das wunderbare Rezept!
    Ich hätte eine kurze Frage: könnte man statt dem Reispapier auch einfach Reisnudeln nehmen?

    Liebste Grüße,
    Tanja

    1. Hi Tanja,

      du wirst vermutlich keine Reisnudeln finden, die nur durch das Einweichen im Dressing essbar weich werden, deshalb nein, nimm lieber Reispapier. 🙂

      Liebe Grüße
      Jörg

    2. Nope, einfach Reisnudeln nehmen geht tatsächlich nicht sonderlich gut 😀
      Mir fällt es schwer das Reispapier zu schneiden/zerteilen und habe feine Faden-Reisnudeln probiert. Sie werden zwar etwas weich (tendenziell nach einem Tag) und sind auch ohne Salat einen Tag ziehen lassen essbar, aber es ist schon mehr krunchy als weich.

      Dafür ebenfalls lecker:
      Rettich statt Kohlrabi
      Grüne Papaya statt Kohlrabi (ja ich weiß, ist untypisch)
      Aprikosenmarmelade statt Tamarinde
      Und für die ganz verzweifelten, die in ihrem lokalem Supermarkt auch nie Koriander bekommen (weder den einen noch den anderen) Tiefgefrorener Koriander 😉

      1. Hi!

        Die Idee, Aprikosenmarmelade statt Tamarindenpaste zu verwenden finde ich super. Hat ja wirklich ein ähnliches Geschmacksprofil. Die grüne Papaya ist gar nicht so untypisch. Grüne Mango oder eben Papaya sind ganz klassische Zutaten für südostasiatische Salate. 🙂

        Liebe Grüße
        Jörg

  4. Der vietnamesische Koriander war für uns tatsächlich nicht genießbar. Zum Glück hatten wir noch etwas normalen. Gestreckt haben wir diesen dann noch mit etwas Minze und Basilikum. War sehr sehr lecker. Danke für dieses tolle Rezept.

    1. Hey Vanessa,

      oh je, schade! Aber klar, der intensive Geschmack ist natürlich Geschmacksache – wir sind ganz verrückt nach ihm! 😅 Schön, dass es euch aber auch mit Minze und Basilikum so gut geschmeckt hat.

      Lieben Gruß,
      Nadine

  5. Wow, das war lecker! Die verschiedenen Aromen und Texturen waren fantastisch! Vielen dank für das tolle Rezept.
    Nur Salzmäßig war es für uns etwas an der Grenze. Je nach Sojasauce tut es eventuell ein Löffelchen weniger.

    1. Klasse, das freut uns riesig. Und ja, es ist eben immer etwas schwierig, die richtige Würze über die verschiedensten Produkte hinweg zu „erwischen“. Tatsächlich verwenden wir meist eine etwas mildere helle Sojasauce, bei einer sehr salzigen müsstest du anpassen.

      Liebe Grüße
      Jörg

      1. Werde ich definitiv tun und auch gerne wieder zubereiten. Leider hat mein Asia Lebensmitteldealer Sommerurlaub 😁

  6. Habe noch Karotten hinzugefügt und es gestern zum Lunch ausprobiert. Sehr schnell zubereitet und echt lecker (auch laut Kinder)! Vielen Dank für das super Rezept.

  7. Hallo Jörg!

    Das sieht nicht nur voll lecker aus. Es ist auch wunderbar geschrieben – wie all eure Rezepte, die ich bisher entdeckt habe. Sollten wir irgendwann diesen ominösen Koriander auftreiben können, wird’s mal ausprobiert. Ansonsten ohne. 😉

    Beste Grüße
    Patrick

    1. Hi Patrick,

      super, tausend Dank für das liebe Feedback! Und so ominös ist dieser Koriander, wie beschrieben, echt nicht. Einfach mal in den nächsten Asialaden oder den Gartenmarkt mit dem großen D schlendern, dann sollte dem Reispapiersalat nichts im Wege stehen. 😉

      Liebe Grüße
      Jörg